Posse in Wülfrath: „Die Post stellt sich quer“

Obwohl die Stadt keine Miete mehr verlangt, will die Post noch keinen Briefkasten an der Schwanenstraße aufstellen. „Wir brauchen Rechtssicherheit“, sagt ein Sprecher.

Wülfrath. "Eine Post ohne Briefkasten - das ist echt ein Ding!" Wenn Christina Wegner nach Ladenschluss an der Post-Filiale an der Schwanenstraße einen Brief einwerfen will, steht die 52-jährige Wülfratherin vor einem Problem: Zwar kann sie dort Briefmarken an einem Automaten ziehen, einen Briefkasten gibt es aber nicht. "Das ist doch unerträglich", ergänzt Bettina Ide (55).

Eigentlich hatte Ordnungsamtsleiter Reinhard Schneider das Thema schon längst abgehakt: "Die Probleme sind ausgeräumt und es wird bald endlich einen Briefkasten an der Schwannenstraße geben", sagte er noch im Mai. Doch damit war Schneider wohl ein wenig voreilig: Nichts ist geschehen - und die Post weigert sich weiterhin, einen Briefkasten aufzustellen. "Wir sind über dieses Verhalten mehr als erbost", sagt er jetzt auf Anfrage der WZ, "die Post stellt sich quer."

Hintergrund des kuriosen Streits: Im Mai 2007 wurde das Postamt an der Wilhelmstraße geschlossen - und dafür eine Partner-Filiale im Fahrradgeschäft von Volker Leber an der Schwanenstraße eröffnet. Dort wurde zwar ein Briefmarkenautomat aufgestellt, aber kein Briefkasten. Der Grund: Laut Gebührensatzung der Stadt Wülfrath müsste für die Aufstellung auf städtischem Gelände Miete gezahlt werden - 36 Euro im Jahr.

(IlseSchierenberg, Wülfratherin)

Die Post lehnt es aber ab, Miete für Briefkästen zu zahlen. "Das ist eine Grundsatzentscheidung", sagt Sprecher Dieter Pietruck. Wenn man in Wülfrath Miete zahlt, könne das unter Umständen "Nachahmungseffekte" in anderen Städten auslösen - und das würde bei mehr als 100000Briefkästen in Deutschland teuer werden.

Deshalb suchte die Stadt nach einem Sponsor, der die Miete in diesem Jahr übernimmt. "Wir haben dann die Gebühr erlassen und angekündigt, die Satzung demnächst zu ändern", berichtet Schneider.

Doch das reicht der Post jetzt offenbar immer noch nicht: "Wir brauchen Rechtssicherheit", sagt Sprecher Pietruck. Erst nach einer Änderung der städtischen Satzung werde der Briefkasten aufgestellt. "Das ist für mich der Inbegriff von Bürokratie", sagt Ordnungsamtsleiter Schneider dazu. Pietruck betont dagegen, dass die Stadt jetzt am Zuge sei, da der Gebührenbescheid ja weiterhin bestehe.

Im Rathaus arbeitet man jetzt an einer Änderung der Satzung, über die in der nächsten Ratssitzung abgestimmt werden soll. Die Post, die Stadt, der Briefkasten - bis diese lange Geschichte ein Ende findet, wird es also noch dauern.