Ratinger Unternehmer: Bargeld? Nein, danke!
Das Ratinger Unternehmen easycash profitiert von jeder Kartenzahlung. Siegfried Heimgärtner zieht in Lintorf die Fäden.
Ratingen. Wer an der Kasse lieber zur Plastikkarte als zum Bargeld greift, der hat auch schon mit easycash zu tun gehabt. Freilich meist, ohne es zu merken. Denn das Ratinger Unternehmen arbeitet leise im Hintergrund. Ob im Supermarkt, an der Tankstelle oder beim Italiener um die Ecke - überall stehen Kartenterminals von easycash.
173000 Stück sind es bundesweit. Und jedes mal, wenn beim Bezahlen eine Karte in den Schlitz geschoben wird, klingelt auch bei easycash die Kasse. Zehn bis 14 Cent nehmen die Ratinger pro Transaktion für ihre Dienste. Davon werden unter anderem 370 Mitarbeiter bezahlt - und es werden ständig mehr.
Sehr zur Freude von Siegfried Heimgärtner, der für die Expansion als Hauptgeschäftsführer verantwortlich ist. Sein Auftreten passt gut zu einer Firma, die zwischen Handel und Banken vermittelt, die Milliarden Euros verschieben hilft. Wenn er spricht, wirkt er sehr kontrolliert, baut seine Sätze schnell und sauber, die Stimme bleibt dabei ruhig. Er ist freundlich und etwas distanziert.
Es ist nicht ganz einfach, ein Geschäft zu erklären, das größtenteils virtuell, stattfindet. Zu sehen gibt es am Lintorfer Stammsitz Am Gierath nicht viel. Außer vielleicht der Halle, in der die Terminals gelagert werden. Dort werden die Geräte verwaltet, verpackt und in die ganze Republik verschickt.
Die Hälfte der Halle ist mit langen Regalreihen voller Plastikboxen gefüllt. Darin Klarsichtbeutel mit weißen Papierstreifen, die beim sogenannten Online-Lastschriftverfahren anfallen. Ein System, das nur von easycash angeboten wird. "Wir lagern hier Zahlungsbelege für den Handel", erklärt Heimgärtner, "60 Millionen Belege mit den Unterschriften der Kunden."
60Millionen, die binnen drei Monaten angefallen sind. So lange werden sie aufbewahrt, falls eine der Lastschriften platzen sollte. "Das kommt aber höchst selten vor", versichert Heimgärtner.
Überhaupt betont er gerne, wie sicher das bargeldlose Zahlen ist. Berichte über Manipulation und Datenklau findet er meist übertrieben. "Das muss erstmal passieren", sagt er. Zehn Fälle von Terminalmanipulation gebe es gerade mal pro Jahr.
Und easycash setzt natürlich viel daran, Betrügern das Leben schwer zu machen. Alle Daten werden verschlüsselt übertragen, die Geräte haben eine Reihe von Sicherheitsmechanismen - wer sie öffnet, kann nichts mehr mit ihnen anfangen.
Das muss auch sein, schließlich will easycash, dass sich die Plastikkarte als Zahlungsmittel noch weiter durchsetzt. Innerhalb von zwei Jahren hat sich easycash bei Umsatz und Mitarbeiterzahl verdoppelt.
In den nächsten fünf Jahren soll das nochmal gelingen. Unter anderem mit der Expansion ins europäische Ausland. Die Ratinger arbeiten daran, die Zahlungssysteme in Europa zu vereinheitlichen. Außerdem will easycash noch stärker ins Kreditkartengeschäft einsteigen.
Für Siegfried Heimgärtner könnte das heißen, in Zukunft wieder mehr ins Ausland reisen zu dürfen. Denn das fehlt ihm. Vierzehn Jahre war er bei der Bundeswehr, einen Großteil davon in Alabama und Belgien. Zuletzt war er Deutschland-Geschäftsführer von Epson.
Ist da das nationale Geschäft von easycash nicht ein bisschen langweilig? Heimgärtner stutzt. "Ja", sagt er. Dass er kürzer tritt, ist ein Zugeständnis an seine Familie. Trotzdem findet er die Aufgabe easycash spannend. "Der Reiz ist das Wachstum."