Grüne: Auch Stadt-Töchter müssen auf den Prüfstand
Interview: Petra Weskott (Grüne) fordert eine stringentere Linie der Verwaltungsspitze – und meint, dass man auch über einen Teilverkauf der GWG nachdenken könnte.
Frau Weskott, wie gehen die Grünen in den Kommunalwahlkampf? Wird es einen Bürgermeister-Kandidaten Ihrer Partei geben?
Petra Weskott: Nein. Wir waren alle der Meinung, dass man als Chef einer großen Verwaltung auch ein Verwaltungsfachmann sein muss. Die Stadt repräsentieren - das würde ich zum Beispiel sehr gerne machen, von daher hätte mich das Amt schon gereizt. Aber ich bin kein Betriebswirt.
Ist Barbara Lorenz-Allendorff denn eine Verwaltungsexpertin?
Weskott: Zumindest hat sie vorher schon in einer Verwaltung gearbeitet.
Wie beurteilen Sie ihre bisherige Arbeit?
Weskott: Wir hätten uns schon eine stringentere Linie gewünscht. Auf unsere Vorschläge, zum Beispiel zu Einsparungen im EDV-Bereich, ist nicht eingegangen worden. Wir haben der Bürgermeisterin ja die Chance gegeben, die Arbeit im Rathaus mit einer schlankeren Verwaltungsstruktur zu reorganisieren. Jetzt erwarten wir, dass sie das nutzt.
Werden Sie die Bürgermeisterin - wie bei der vergangenen Kommunalwahl - unterstützen?
Weskott: Nein, wahrscheinlich werden wir diesmal keinen Kandidaten unterstützen.
Wenn Sie offenbar nicht restlos zufrieden sind: War es ein Fehler, die Kandidatur von Frau Lorenz-Allendorff zu unterstützen?
Weskott: Nein, Fehler will ich nicht sagen. Schuldzuweisungen helfen uns auch nicht weiter.
Was sind aus Ihrer Sicht aktuelle Probleme, die angegangen werden müssten?
Weskott: Haushaltskonsolidierung ist ein wichtiges Ziel. Aus unserer Sicht sind die Kassenkredite zu hoch. Einige Gebühren, zum Beispiel die Steigerung der Grundsteuer B und die astronomisch hohen Friedhofsgebühren, sehen wir allerdings als problematisch an. Und dann natürlich die Altlast Rathaus an der Goethestraße, da muss etwas geschehen - oder auch beim "Balanceakt" an der alten Schule Oberdüssel.
Was meinen Sie mit Balanceakt? Das Gebäude, das zurzeit als Asylbewerberheim genutzt wird, soll ja verkauft werden. . .
Weskott: Wir sind dafür, dass wir an denjenigen verkaufen, der das meiste Geld bietet. Deshalb haben wir den Antrag der FDP, das Gebäude an den Investor Uwe Clees zu verkaufen, unterstützt.
Es ist ja im Gespräch, dass es an die Gemeinnützige Wohnungsbau-Gesellschaft verkauft werden soll, damit es in den städtischen Bilanzen bleibt.
Weskott: Ja, Wülfrath braucht aber Bargeld. Darum geht es: Ich stehe ja weder auf der Gehaltsliste der GWG noch auf der von Herrn Clees. Wenn es bei der GWG noch irgendwo in den städtischen Bilanzen auftaucht, hilft uns das nicht. Ich finde das Thema GWG ohnehin schwierig.
Wie meinen Sie das?
Weskott: Die GWG ist fast überall im Boot. Deshalb wünsche ich mir ein effizienteres Berichtswesen für die Stadt-Töchter: Was bringen sie, was kosten sie? Ich will nicht sagen, dass die GWG nicht gut für Wülfrath ist. Aber es muss doch erlaubt sein, zu fragen, ob die Stadt nicht mehr vom Gewinn abbekommen kann oder das Geld direkt zur Schuldentilgung verwendet wird. Sobald ich dieses Thema aber nur vorsichtig anspreche, heißt es sofort, das geht nicht.
Was forden Sie konkret beim Thema GWG?
Weskott: Es darf keine Tabus geben. Was wäre, wenn man Teile der GWG verkauft? Das kann man doch mal in einem Planspiel durchrechnen. Ganz in Ruhe - blinder Aktionismus hilft uns nicht. Das war schon damals beim Rathaus-Umzug der Fehler.
Was sind weitere grüne Themen für Wülfrath?
Weskott: Wir wollen eine klimafreundliche Stadt, wollen zum Beispiel die Anbringung von Sonnenkollektoren an städtischen Dächern voranbringen. Und ein generationengerechtes Wülfrath für Jung und Alt. Wir müssen uns auf unser Grün besinnen, brauchen keine weitere Zersiedlung.
Mit Wohngebieten könnte man aber doch junge Familien anlocken.
Weskott: Wir haben doch genug Wohnfläche für junge Familien, zum Beispiel in Wülfrath-Süd. Es gibt auch genügend Leerstände.
Das sind allerdings nicht gerade Themen, mit denen sich die Grünen im Wahlkampf hervorheben könnten, oder?
Weskott: Das ist in der Tat ein Problem, weil die großen Parteien auch auf Bundesebene vielfach grüne Themen besetzt haben. Wir haben uns vorgenommen, an jedem ersten Samstag im Monat am Heumarkt zu stehen und mit den Leuten ins Gespräch zu kommen. Die Frage ist natürlich: Wie kriegt man die Menschen in ein grünes Boot? Ich bin ja bereit zu rudern, brauche aber Mitstreiter.
Im Großen und Ganzen: Ist Wülfrath auf dem richtigen Weg?
Weskott: Ich finde, wir haben an der Kreuzung den richtigen Weg genommen. Aber es kommen noch viele Abzweigungen, an denen der Kurs beibehalten werden muss.