Ratingen: Plakat-Streit am Götschenbeck

Die Verwaltung antwortet der Bürgerinitiative mit eigenen Plakaten am Gelände der geplanten Bezirkssportanlage.

Ratingen. "Ich bin ein Kammmolch", steht auf dem Plakat, das die Bürgerinitiative aufgestellt hat, die gegen den Standort der geplanten Bezirkssportanlage kämpft. Darunter erklärt das Tier, das mit lockerem Strich skizziert ist, warum es sich von der Anlage bedroht fühlt - und endet mit: "Tschüss liebe Bürger, ich werde den Winter leider nicht überleben und sterben."

Neuerdings hat sich ein zweites, ganz ähnliches Plakat zu dem ersten gesellt: "Ich bin auch ein Kammmolch", heißt es da. Diesmal ist es ein glückliches Exemplar. Er freue sich über die Ausgleichsmaßnahmen, die er statt des Geländes am Götschenbeck bekommt. "Deswegen stört mich die Sportanlage nicht. Ein guter Beschluss des Stadtrates." Daruter das Stadtwappen.

Mit einer eigenwilligen Aktion hat die Verwaltung der Bürgerinitiative geantwortet. An vier Standorten nehmen die Plakate Bezug auf die Argumente der Naturschützer, greifen Form und Tonfall auf. "Es sind Informationen, die sich ergänzen", meint Baudezernent Ulf-Roman Netzel, "wir haben zu den gleichen Themen ganz unterschiedliche Blickwinkel." Die Idee zu dieser Antwort war ihm selbst gekommen - "ganz spontan."

Dass in der Verwaltung zunächst dennoch kontrovers darüber diskutiert wurde, liegt auch daran, dass auf den Plakaten der Bürgerinitiative kein Autor erkennbar ist. Mit wem hat man es also zu tun? "Bedauerlich", findet das der Baudezernent, genauso, wie er die ganze Form der Auseinandersetzung "bedauerlich" nennt.

Schließlich ist Netzel einer der vier Personen, gegen die die Bürgerinitiative Strafanzeige wegen Verstoßes gegen das Bundesartenschutzgesetz gestellt hat.

So humorvoll das Plakatscharmützel also daherkommt, so ernst ist es beiden Seiten in der Sache. "Was wir machen, ist rechtlich absolut sauber", sagt Netzel entschlossen. Die Aktivisten und der BUND Ratingen hatten dem Rathaus vorgeworfen, mit der Bauvorbereitung auf dem Gelände zu beginnen, noch ehe das Beteiligungsverfahren eröffnet ist.

Seit wenigen Wochen wird in dem Landschaftsschutzgebiet der Erdaushub aus dem entstehenden Regenrückhaltebecken an der Dechenstraße abgeladen, die Ausnahmegenehmigung dazu hatte der Kreis erteilt. Netzel: "Wenn die Kollegen von der Unteren Naturschutzbehörde dagegen Bedenken gehabt hätten, hätten sie uns die Genehmigung nicht erteilt."

Rechtlich möglich ist die Ausnahme nur unter der Bedingung, dass der vorgesehene Bau auch höchstwahrscheinlich kommt. Das sei ohne Beteiligungsverfahren überhaupt nicht sicher, wettern die Gegner. "Na und", entgegnet Netzel, "sollte die Anlage aus unerklärlichem Grund nicht gebaut werden, könnte man dort noch immer Ackerbau betreiben." Mit den etwa 20000 Kubikmetern hochwertigem Mutterboden schaffe man dafür geradezu ideale Voraussetzungen.

Überhaupt sei der Naturschutz stets auch ein Anliegen der Stadtverwaltung. Im Fall der Bezirkssportanlage habe man sich die Entscheidung nicht leicht gemacht.

Anya Hollekamp-Binder, Sprecherin der Bürgerinititiative am Götschenbeck, beeindrucken derlei Bekenntnisse genauso wenig, wie die vier Plakate zwischen Angerbad und Tennisclub. "Die Argumentationen sind so hanebüchen, dass wir das vor allem belustigend finden."

Und so geht die Debatte schon in die nächste Runde: Der Ausgleich für den Kammmolch-Lebensraum soll wohl mit dem städtischen Ökokonto am Broichhof geleistet werden. Das befindet sich bekanntlich in West - und ist für die Tiere unerreichbar, kritisiert die Initiative und hat prompt eine Karikatur dazu veröffentlicht. Darauf hält eine Molch-Familie ein Schild in die Luft mit der Aufschrift: "Mitfahrgelegenheit zur Ausgleichsfläche gesucht."