Verliebt in Wülfrath

Städtepartnerschaft: Josephine Tonneau aus der französischen Partnerstadt Bondues macht ein Praktikum im Wülfrather Rathaus. Von der Stadt ist sie sehr positiv überrascht.

Wülfrath. "Ich hätte niemals erwartet, dass Wülfrath so schön ist. Ich dachte, es wäre eine graue industriereiche Stadt im Ruhrpott", erzählt Josephine Tonneau in fast perfektem Deutsch.

Die 19-jährige Französin aus der Partnerstadt Bondues macht zurzeit ein Praktikum im Wülfrather Rathaus. Für diesen Kontakt schlug der Freundeskreis Städtepartnerschaft wieder einmal Brücken - und verschaffte Josephine nicht nur eine Gastfamilie, bei der sie zwei Wochen wohnen kann, sondern auch einen Praktikumsplatz. Ob Sozialamt, öffentliche Pressearbeit oder Kulturamt - Josephine stellt fest: Deutsche Ämter sind gar nicht so schlimm, wie im Ausland behauptet wird. "Die Arbeit macht mir wirklich Spaß." Grund für sie, kräftig und mit Spaß an der Sache anzupacken. Und sei es, dass sie sich spontan den Besen greift und die Reiskörner der letzten Hochzeit wegfegt.

"Sie ist wirklich sehr fleißig, aufgeschlossen und hilfsbereit - für das Rathaus eine Bereicherung", lobt Franca Klippel, Sprecherin der Stadt. Sie ging mit Josephine und Bürgermeisterin Barbara Lorenz-Alledorff, die ihren Gast "Bienvenue" hieß, am ersten Tag zusammen essen. Dann wurde Josephine der Schlupkothener Bruch gezeigt, der Zeittunnel und der historische Kern Wülfraths. Für Josphine sind es Erfahrungen, die dank des Freundeskreises und der Hilfe vieler Wülfrather Bürger gänzlich positiv sind. Französisch-deutsche Freundschaft praktisch umgesetzt.

"Zuerst wollte ich im Rathaus in Bondues ein Praktikum machen", erzählt Josephine. "Doch da nahmen sie keine Praktikanten, und man schlug mir Wülfrath vor." Die Zeit verging, und es kam und kam keine Zusage. Als die 19-Jährige dann schon nicht mehr daran glaubte, kam der Anruf von Ilka de Jong, Vorstandsmitglied des Freundeskreises. "Ich habe mich so gefreut", erinnert sich Josephine.

Einen ganzen Monat, wie zuerst beabsichtigt, wollte sie jedoch nicht bleiben. "Ich hatte Angst, dass ich den Sommer verpasse." Regen, trübe Tage und eine Ruhrpottstadt? Josphine entschied sich für zwei Wochen - doch jetzt will sie gar nicht mehr weg.

"Ich liebe die kleine historische Altstadt mit der Kirche in der Mitte", schwärmt sie. "Auch die vielen grünen Plätze und Bäume sind so schön. Das gibt es bei mir zu Hause nicht!" Für Josephine ist es wie Urlaub.

In Frankreich besucht Josephine eine Schule, die sie auf die Universität vorbereitet: "So viel freie Zeit wie die deutschen Jugendlichen haben wir nicht. Wir müssen viel lernen und arbeiten", sagt sie. In Wülfrath lässt sie sich umso lieber von den deutschen Gewohnheiten mitreißen und feierte während der Europameisterschaft mit der Gastfamilie beim "Public Viewing" in der Innenstadt - mit einer deutschen Flagge auf der Wange und dem französischem Charme im Herzen. Josephine ist begeistert - und zieht ein positives Fazit: Wülfrath in den Augen einer Fremden eine "schöne liebliche kleine Stadt" - wenn das mal kein Kompliment ist...