Wülfrath: „Die hilflosen Bewohner sind die Leidtragenden“

Im Haus August-von-der-Twerschlägt der Heimbeirat Alarm. Sein Vorwurf an die Heimleitung: Schlechtes Essen und Mängel in der Pflege.

Wülfrath. Dieser offene Brief birgt Sprengstoff: "Nehmen Sie, sehr geehrte Herren im Vorstand, zur Kenntnis, wir alten Menschen haben nicht ewig Zeit, um auf bessere Tage zu warten."

So drastisch schließt das Schreiben, das der Heimbeirat des August-von-der-Twer-Altenheims den Vorstandschefs der Bergischen Diakonie Aprath (BDA), Pfarrer Peter Iwand und Gerhard Schönenberg, geschickt hat. Darin listen die Senioren eine ganze Reihe an Mängeln auf und üben harsche Kritik.

Ein Indiz für die Wut der Bewohner ist der offene Brief, den Vertreter des Beirates der Presse erläutern. Nachdem diese Interessensvertretung aller Heimbewohner erfahren hat, dass die langjährige Leiterin des Hauses, Bettina Mayer, zum Jahresende Wülfrath verlassen wird, mutmaßen die Bewohner-Vertreter, dass es seit Jahren schwelende Probleme sind, die Mayer veranlasst haben, zu gehen. "Wir sind bestürzt", sagt die stellvertretende Vorsitzende Kornelia Kippes.

In dem Brief skizziert der Heimbeirat die Probleme. Seit Jahren gebe die Essensversorgung durch die Zentralküche in Aprath Anlass für Kritik. Da geht es sowohl um die Qualität des Mittagessens, aber auch um die Monotonie zum Abendbrot.

"Da gibt es Brot und mal Salat. Die Menschen wollen aber auch mal Bratkartoffeln mit einem Spiegelei. Aber so was ist nicht drin", sagt Kippes. Es fehle einfach eine Küche vor Ort. Der Weg von Aprath nach Wülfrath sei für leckeres Essen nicht günstig. Heimbeirat Hans Bohmhammel: "Wenn ein Reibekuchen nicht direkt aus der Pfanne auf den Teller kommt, können Sie den vergessen."

Seit Monaten werde außerdem die Pflegesituation bemängelt: "Es bestehen lange Wartezeiten nach einem Klingelruf. Regelmäßiges Baden oder Duschen sind nicht möglich." Das liege aber an der Personaldecke und nicht an den Mitarbeitern. Als Dank für deren tolle Arbeit werde nun auch noch das Weihnachtsgeld um 50 Prozent gekürzt, so Kippes. In letzter Konsequenz, so der Heimbeirat, "bleiben wir alten und meist doch hilflosen Bewohner die Leidtragenden".

Vorstand Schönenberg erklärte der WZ, dass die BDA sparen müsse. Alle Mitarbeiter in der Altenhilfe seien betroffen. "Aber nicht die Bergische Diakonie hat finanzielle Probleme. Die gibt es nur in der Altenhilfe", räumt Schönenberg ein. In der Vergangenheit seien die Ausgaben mehr gestiegen als die Einnahmen. Das führe auch dazu, dass die Quote des Fachpersonals "auf ein refinanzierbares Maß" zurückgefahren werde.

Waren früher rund 60 Prozent der mehr als 70 Mitarbeiter vom Fach, sind es heute laut Schönenberg 52 bis 53 Prozent. "Angestrebt werden 50 Prozent." Gehe es der Altenhilfe besser, werde man den Mitarbeitern auch nachträglich das Weihnachtsgeld auszahlen. "Die Kürzung ist einmalig", versichert Schönenberg, der durch höhere Pflegesätze ab 1. Oktober mehr Einnahmen erwartet.

Der Heimbeirat ist enttäuscht darüber, dass der BDA-Vorstand nicht auf Briefe reagiert. "Wir haben am 1. Juli ausführlich unsere Kritik formuliert. In diesem Monat gab es einen weiteren Brief. Pfarrer Iwand hat bis heute nicht geantwortet", stellt Bohmhammel fest. Die Menschen in dem Heim wären gerne aktiv, sagt er, sie wollten "am Leben teilhaben". Auch deshalb bestehe man darauf, dass die Anliegen ernst genommen werden.

Bei Gerhard Schönenberg stößt der Brief auf Unverständnis "Im Detail kann ich gar nichts sagen. Die Kritik müssen wir prüfen. Zum Teil sind die Vorhalte überholt. Ich weiß gar nicht genau, was die wollen." Dass Briefe nicht beantwortet werden, "kann gar nicht sein". Er beantworte jeden Brief. "Es kann natürlich auch was schief gelaufen sein." Pfarrer Iwand war trotz mehrfacher Versuche nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.