Wülfrath: Ein Viertel ganz in Grün

Auf rund 7000 Quadratmetern erstreckt sich die Kleingartenanlage am Erbacher Berg. Die Siedlung der Gartenfreunde ist im Wandel.

Wülfrath. Die langen, geraden Wege der Kleingartenanlage am Erbacher Berg sind wie leergefegt. Eine sanfte Brise lässt ein Windspiel leise klingen. Auf einer grünen Wiese lacht ein Kind und springt mit einem vergnügten "Platsch" in ein Schwimmbecken. Die junge Familie sitzt auf Liegestühlen im Garten und genießt die Sonne.

Wenige Meter weiter gießt ein älterer Herr mit nacktem Oberkörper seine akkurat angelegten Gemüsebeete. Es war ein heißer Tag, sein Hemd hat er daher beiseite gelegt. Bei der Trockenheit müssen die Pflanzen täglich mit Wasser versorgt werden.

Es sind zwei Gärten, die exemplarisch für den Wandel stehen. 1961 wurde der Kleingartenverein gegründet. Ziel war es, dem Gartenfreund eine Möglichkeit zu geben, Obst und Gemüse anzubauen und einen Erholungsort zu finden. "Heute sind hier viele Freizeitgestalter, aber die Hobbygärtner werden immer weniger", sagt Ursula Wolf. Sie und ihr Mann Heinz gehören noch zu den "Alteingesessenen", ihren Garten haben die beiden 1975dem Vorbesitzer für 10000Mark abgekauft. Heute sind die Gärten um ein Vielfaches teurer.

Die Wolfs sitzen mit Kleingärtnerin Ingrid Schiffer auf ihrer Veranda und freuen sich am Blick auf ihr Paradies. Wo heute Blumen blühen und Gemüse in Reih und Glied wächst, wuchsen früher nur alte Birnenbäume auf einer mit Moos durchdrungenen Wiese. "Die Blumen hat der Vorbesitzer mitgenommen, uns hat er nur ein paar Möhren im Boden stecken lassen", erinnert sich Ursula Wolf. "Bei uns gab es noch nicht mal einen Wasseranschluss", sagt Ingrid Schiff. "Als Kleingärtner ist man aber auch ständig bei der Arbeit, denn es geht immer etwas kaputt."

So gehen die Rentner fast jeden Tag in ihren Garten, jäten das Unkraut, gießen die Blumen oder passen auf den Nachwuchs der Kinder und Enkelkinder auf. "Hier wächst inzwischen nämlich schon die vierte Generation heran", sagt Ursula Wolf stolz und blickt auf das schlafende Kind im Kinderwagen. Der Garten begleitet die "alteingesessenen" Kleingärtner schon lange durchs Leben. "Wir sind ja alle noch damit aufgewachsen. Ich habe schon als Kind Gemüse angebaut. Nach dem Krieg musste man gucken, dass was auf den Tisch kam", sagt Heinz Wolf.

Bis heute wissen sie ihr Stückchen Land auf dem Erbacher Berg zu schätzen. "Hier ist es ja wie im Urlaub, sogar der Eismann kommt jeden Tag vorbei", findet Ingrid Schiffer.

Darüber freuen sich auch die jüngeren Leute, die seit ein paar Jahren die alten Besitzer nach und nach ablösen. Wo es früher lange Wartelisten gab, werden die Gärten nun direkt weitergegeben. Ein Umbruch, der irgendwann fällig war, aber doch so manche Veränderung mit sich bringt: "Viele der jungen Leute nutzen den Garten vor allem zum Feiern und Grillen", sagt Ingrid Schiffer. "Die Tradition wird nicht mehr so hoch gehalten."

Nicht jeder habe mehr Lust auf Sommer- und Erntedankfeste oder gemeinsame Ausflüge, etwa zur Bundesgartenschau. Auch die Wolfs werden ihren Garten bald abgeben. "Unsere Kinder übernehmen", sagt Heinz Wolf - wieder rückt eine junge Familie nach, mit neuen Ideen und einem anderen Lebensstil.