Wülfrath: Mit der Sonne aufs Dach Afrikas

Vater und Sohn Falkenhain erfüllten sich einen Traum: Rauf auf den Kilimandscharo.

Wülfrath. Das aufgehende Sonnenlicht lässt die weißen Gletscher funkeln. Der schwarze Lavastaub bildet einen unwirklichen Kontrast zu dem strahlendem Weiß. Weite, Endlosigkeit, Freiheit. Die Augen können sich nicht satt sehen. Es ist nun 6.10 Uhr, und sie stehen auf dem höchsten freistehenden Berg der Welt: dem Kilimandscharo. Erleichterung, Freude, unfassbares Glück macht sich bei den beiden Wülfrathern breit.

Zwölf Tage lang dauerte die abenteuerliche Reise, die Herbert Falkenhain und Sohn Frank zum höchsten Berg Afrikas und zum höchsten freistehenden Berg der Welt führte. 5.895 Meter über die Machame-Route von Tansania, um sich gemeinsam einen Traum zu erfüllen. Einmal oben sein, einmal ankommen.

Zurück in Wülfrath. Zwei Wochen ist es nun schon her, doch die Köpfe schwirren noch vor Eindrücken. Duftender Kilimandscharo-Kaffee, afrikanische Musik und intensive Eindrücke füllen das Wohnzimmer an der Hans-Böckler-Straße mit ganz eigener Atmosphäre.

"Es war schon immer mein Traum. Ich habe früher Fotos in meinem Schulatlas gesehen und dachte: Da musst du hin", erzählt Sohn Frank (43). Seinen Vater musste er nicht lange überreden: Nepal, Pakistan, Südamerika, Kambodscha: Der 65-Jährige hat schon in vieler Herren Länder Berge bestiegen.

Die Reise beginnt im Grünen. Urwald, Dschungel, zahlreiche Tierarten wie Elefanten, Giraffen und Löwen bekommen sie im Tarangire-Nationalpark zu sehen. Zwischendurch geben die vorbeiziehenden Wolken noch einen ersten Blick auf ihr großes Ziel, den Kilimandscharo, frei. Vier Guides, ein Koch mit drei Helfern und 22 Träger begleiten die Fünf-Personen-Gruppe durch Regenwald, Heidelandschaft, Felsenwüste und Hochwüste.

Je höher sie kommen, desto mehr verwandeln sich die Landschaft und das Klima. War es unten noch richtig warm, haben die Falkenhains oben mit Minustemperaturen von 25 Grad zu kämpfen. Sogar das Trinkwasser gefriert in den Flaschen. Bei Nächten im Zelt ist die Kälte manchmal kaum zu ertragen. "Es war ab und zu schon ganz schön hart", erinnert sich Frank.

"Bei 4.600 Metern drückt der Kopf. Medikamente sind da unheimlich wichtig." Und eine gute Kondition. Zwar kann man sich gegen die Höhenkrankheit im Vorfeld nicht wirklich wappnen, doch die beiden Wülfrather IT-Fachleute haben sich mit Fahrradfahren, Walken und Klettertouren in den Alpen vorbereitet.

Um Mitternacht machen sie sich bereit zum Ansturm auf den Gipfel: Fünf Stunden am Krater steil hoch, gegen die Sturmböen ankämpfend: Das fordert die letzten Kräfte. "Man sah nur den engen Strahl der Stirnlampe. Fünf Minuten kamen einem vor wie zwei Stunden", empfand Herbert. Den höchsten Punkt des Kraters, den Uhuru Peak, erreichen Sohn und Vater zeitgleich mit der Sonne.

"Wir standen da, konnten es kaum fassen und hörten nicht auf uns zu umarmen. Da fiel alles von uns ab. Unser Blick schweifte stolz umher." Den Schmerz in den Oberschenkelmuskeln vom beschwerlichen Aufstieg, die kaputten Hosen und aufgeschorften Hände ignorierend, genießen sie den unglaublichen Ausblick. All-Inclusive-Urlaub auf Mallorca? "Niemals", lachen sie.