Abwassergebühr wird steigen
Der Niersverband muss seine Anlagen sanieren. 25 bis 30 Millionen Euro im Jahr wird das kosten.
Kreis Viersen. Rund 100 Kläranlagen, Regenbecken und Pumpstationen betreibt der Niersverband in seinem Hoheitsgebiet — von Kleve bis Kuckum. „Derzeit führen wir eine vollständige Zustandsbewertung durch“, sagt Ulrich Otto, Leiter der Abteilung Abwasser. Ein großer Teil der Anlagen sei in den 1960er-Jahren gebaut worden, Fachleute listen auf, welche saniert werden müssen. „Die schlimmsten Stellen haben wir gesichtet“, sagt Otto. Deshalb sei schon abzusehen: „Wir müssen zukünftig für Sanierungen deutlich mehr Geld investieren, statt 15 Millionen rund 25 bis 30 Millionen Euro im Jahr.“ Und: Die Abwassergebühren für Verbraucher steigen weiter.
In Dülken, Nettetal und Brüggen betreibt der Niersverband je eine Kläranlage, außerdem gebe es im Viersener Westkreis insgesamt 16 Regenüberlaufbecken, zählt Otto auf. Alle Standorte seien bereits in der Zustandsbewertung erfasst. Die Regenbecken seien fast alle mit einer Pumpanlage kombiniert — wie etwa an der Straße Am Buschfeld in Viersen. Die Abwasserpumpstation wird derzeit für rund eine Million Euro saniert. Sie sei in der Zustandsbewertung „ziemlich weit vorne“ gelandet, müsse also besonders dringend erneuert werden. Sonst könne es durchaus passieren, dass sie in etwa einem Jahr ausfällt. „Unsere Anlagen müssen 365 Tage im Jahr, 24 Stunden täglich betriebssicher laufen“, betont Otto. Sonst könne es zum Beispiel zu Rückstaus in Kanälen und Kellerräumen kommen. Fast alle Anlagen im Westkreis seien sanierungsbedürftig.
Geplant ist zum Beispiel, die alte Pumpanlage in Süchteln an der Feldstraße zu modernisieren. „Das passiert voraussichtlich im nächsten Jahr“, sagt Otto. „Eine neue große Pumpanlage ist dort schon in Kooperation mit der NEW gebaut worden.“ Am Rahserbruch an der Clörather Straße lässt der Niersverband die Elektroschaltanlage austauschen. „Mittel- bis langfristig wird dort auch das Regenbecken saniert.“ Die Kläranlage Nette werde innerhalb der nächsten fünf bis acht Jahre „weitestgehend neu gebaut“.
Seit zwei Jahren läuft die Zustandsbewertung des Niersverbands. „Wir werden noch ein bis zwei Jahre brauchen, bis wir alle Anlagen untersucht haben“, vermutet Otto. „Das ist ein Dauerprozess.“ Mal ändern sich die EU-Wasserrahmenrichtlinien, dann sind die eben erst installierten Computersysteme schon wieder veraltet und müssen ausgetauscht werden. „Wir gehen davon aus, dass bald neue gesetzliche Anforderungen zum Umgang mit Mikroschadstoffen wie Arzneimittelrückständen im Wasser kommen“, sagt Otto. Deshalb werde der Verband die Anlagen vorsorglich so anpassen, dass solche Anforderungen erfüllt werden können. Otto: „Die Technik muss deutlich ausgefeilter werden.“ Auch das führe dazu, dass zukünftig mehr Geld investiert werde. Darum sollen die Beiträge der Mitglieder — unter anderem Städte und Gemeinden — deutlich angehoben werden. Das hätten die zuständigen Gremien bereits beschlossen.