Asylunterkunft: Wurden Steine auf Arbeiter geworfen?
Der Streit um den Kneppenhof spitzt sich zu. Ein Sprecher der Bauherren wirft einigen Anwohnern vor, die Sanierung behindert zu haben. Die Interessengemeinschaft der Einwohner wehrt sich: „Das ist alles gelogen.“
Nettetal. Die Diskussion um die geplante Flüchtlingsunterkunft im Kneppenhof in Hinsbeck-Glabbach spitzt sich zu. Nachdem es bereits im Frühjahr lautstarke Proteste in einer Sondersitzung des Nettetaler Stadtrats gegeben hat, entschied die Politik statt 200 Flüchtlinge dort maximal 120 unterzubringen. Derzeit wird der Kneppenhof saniert. Im ersten Schritt entstehen drei Wohneinheiten für je 15 Personen. Ab Oktober sollen die Flüchtlinge einziehen können — vornehmlich Familien. Dennoch ließen die Gegner der geplanten Flüchtlingsunterkunft nicht locker.
Jetzt soll es erneut zu einem Zwischenfall gekommen sein: Laut Karim Lazrak sind „Arbeiter auf der Baustelle mit faustdicken Pflastersteinen beworfen worden“, gibt der Vertreter der Bauherrn an. „Es ist zum Glück niemand verletzt worden. Dennoch haben wir bei der Polizei Anzeige erstattet.“ Lazrak betont dabei aber, dass er nicht davon ausgeht, dass es sich bei den Widerständlern um Anwohner handelt.
Allerdings ist dies bereits die zweite Baufirma, die sich um die Sanierung des Kneppenhofs kümmert. Die vorige habe kurzerhand gekündigt, „nachdem Anwohner die damaligen Arbeiter ständig fotografiert, sie teilweise bedroht und die Einfahrt versperrt haben“, so Lazrak.
Renate Hommes, Vorsitzende der Interessengemeinschaft Glabbacher Einwohner
Diesen Vorwurf weist Nachbarin Renate Hommes weit von sich. „Das ist alles gelogen“, sagt die Vorsitzende der Interessengemeinschaft Glabbacher Einwohner. „Wir haben niemanden bedroht.“ Sie bestätigte jedoch, dass Fotos von dem Gelände gemacht wurden — „allerdings nur von der Straße aus“, betonte sie. Über viele Wochen hatten die Bauherren nach einer neuen Baufirma suchen müssen. Und jetzt, nach dem erneuten Vorfall, „wollen die attackierten Arbeiter ebenfalls nicht mehr in Glabbach arbeiten“, sagt Lazrak. Die Baufirma schickt andere Mitarbeiter.
Wegen der vielen Forderung nach einem sofortigen Baustopp, die gingen beim Bürgermeister vor allem von Hinsbecker Bürgern eingingen, ließ Christian Wagner bei der „Nette-Runde“ im Hinsbecker Jugendheim jetzt die Leiterin der Bauaufsicht erläutern, weshalb alles rechtens zugegangen ist. Der Stadt ist der Bundesgesetzgeber zu Hilfe gekommen, erläuterte Frauke Köppen. Denn durch eine Gesetzesnovelle dürfen auch Gebäude in Gewerbegebieten als Wohnungen für Flüchtlinge hergerichtet werden — für einen begrenzten Zeitraum. Der Kneppenhof soll für maximal drei Jahre Flüchtlingsunterkunft sein.
Mit Argusaugen hatten einige Anwohner die Sanierungsarbeiten beobachtet. Die Behauptung, es läge keine Genehmigung vor, erwies sich als nichtig. Sie braucht gar nicht da zu sein, wenn weniger als 300 Kubikmeter Schutt anfallen, erläuterte Köppen.
Bis Mitte Oktober soll jetzt erst einmal für 45 Personen Wohnraum geschaffen werden. Sie sollen in drei Wohneinheiten von jeweils 15 Personen untergebracht werden. Weiterer Bedarf sei derzeit nicht vorhanden, erläuterte Ina Prümen-Schmitz.
Die Leiterin des Sozialamtes berichtete von stark zurückgehenden Flüchtlingszahlen. Waren am Jahresanfang 712 Flüchtlinge registriert, davon 200 in Notunterkünften, so sind es jetzt noch 406, davon 36 in der Notunterkunft Hauptschule Lobberich. Der Rückgang auf der einen Seite führt zu einem Zuwachs bei den Zuwanderern mit genehmigtem Asylantrag. Diese Personen brauchen nicht mehr als Flüchtlinge betreut zu werden, sondern müssen sich selbst um Wohnung und Arbeit kümmern.
Allerdings räumte Prümen- Schmitz ein, dass viele von ihnen noch in den von der Stadt geschaffenen Unterkünften leben. Nach der jüngsten Erhebung lebten am 31. August 137 Flüchtlinge in Breyell, 114 in Kaldenkirchen, 94 in Lobberich, 5 in Schaag, drei in Hinsbeck und keiner in Leuth. Dabei ist das ehemalige Hotel Majestic in Breyell mit 60 Personen die größte Unterkunft, gefolgt vom ehemaligen Terratec-Gebäude in Kaldenkirchen mit 48 Personen.
Gegenwärtig erfüllt die Stadt ihr Aufnahmesoll nur zu knapp 93 Prozent, so dass nach Prümen-Schmitz’ Berechnungen eine Aufnahmepflicht für 33 Personen besteht.