Bleibt Wache bald nachts unbesetzt?

Möglicherweise gibt es in der Wache in Kaldenkirchen demnächst ein Zwei-Schichten-System von sechs bis 22 Uhr.

Foto: Busch

Nettetal. Der Polizeikörper wird älter und schrumpft. Die Führung der Polizei muss darauf eine Antwort geben. Eine könnte lauten, dass es künftig zwei Polizeiwachen im durchgehenden Schichtsystem gibt — in Viersen und in Kempen. Das hieße, dass die Wache am Rathaushof in Kaldenkirchen personell abgespeckt und ein Zwei-Schichten-System von sechs bis 22 Uhr eingeführt wird. „Ja, darüber denken wir nach. Aber es ist noch keine Entscheidung getroffen“, sagt Manfred Krüchten, der als Leitender Polizeidirektor an der Spitze der Kreispolizei steht.

Krüchten muss personellen Mangel verwalten. Früher waren einmal weit mehr als 500 Polizeibeamte im Kreis Viersen tätig. Jetzt sind es noch etwa 460. Die Hälfte der Beamten ist inzwischen über 50 Jahre alt. Da gleichzeitig aber kontinuierlich Kräfte abgezogen und an anderen Orten im Land eingesetzt werden, muss Krüchten zusehen, wie er die verfügbaren Kollegen so einsetzt, dass Funktionalität und Qualität von Polizeiarbeit für die Bürger im Kreis Viersen in ihren Kernaufgaben erhalten bleiben.

Die Kreispolizei arbeitet am „Konzept 20-25“, das Antworten geben muss auf die demografische Entwicklung und auf die Verfügbarkeit von Beamten. In diesem Zusammenhang ist in einem Workshop Mitte Januar der Vorschlag diskutiert worden worden, die vier Polizeiwachen neu zu ordnen. „Wir wollen personelle Entscheidungen nicht erst dann übers Knie brechen, wenn die Kollegen alle weg sind“, sagt Krüchten.

Manfred Krüchten, Leitender Polizeidirektor

Als mögliche Lösung wird intern darüber beraten, die Polizeiwachen in Viersen und Kempen in vollen Umfängen zu erhalten und Kaldenkirchen herunterzustufen. „Das wird die Sicherheit der Bürger nicht einschränken, denn nicht die Wache, sondern die Einsatzleitstelle in Viersen teilt die Kräfte draußen ein“, erklärt Krüchten. „In der Kaldenkirchener Polizeiwache sitzt nachts ein Beamter. Er geht nicht raus und nimmt höchstens mal eine Anzeige auf — aber auch das ist extrem selten. Es kann keine Rede davon sein, dass die Sicherheit der Bürger gefährdet ist, wenn zwischen 22 und 6 Uhr die Wache unbesetzt bleibt. Es ist unerheblich, ob da einer in der Wache sitzt.“ Der Verkehrsdienst, der im Zuge einer Organisationsanpassung nach Kaldenkirchen kam, kann dort bleiben.

Dass eine solche Maßnahme unpopulär ist, wenn sie denn wirklich umgesetzt wird, weiß Krüchten auch. „Die politische Bewertung oder auch die Wünsche von Bürgern mögen anders aussehen. Ich muss mit den verfügbaren Einsatzkräften so effizient wie möglich umgehen und die Polizei optimal für die Bürger aufstellen. Wenn ich Beamte freisetzen kann, kann ich sie mit Sonderaufgaben beauftragen, beispielsweise zur Bekämpfung des Tageswohnungseinbruchs.“

Krüchten bestreitet, dass Behörden, die erfolgreich arbeiten, Kräfte in Brennpunktregionen abgeben müssten. Die objektiv messbaren Faktoren von Belastungen seien landesweit identisch. „Ja, es stimmt. Im Kreis Viersen steigt die Zahl der Wohnungseinbrüche. Aber die Steigerungsrate bleibt hinter der in anderen Behörden zum Teil erheblich zurück.“ Dass dort die Polizeikräfte verstärkt werden, sei nachvollziehbar. Das Gerücht, nach dem nachts im Kreisgebiet nur zwei Streifenwagen unterwegs seien, weist der Polizeichef zurück. „Es sind wesentlich mehr Kräfte unterwegs.“

Bis 2025 wird die Kreispolizei nach Krüchtens Berechnungen etwa zwei Dutzend Beamte verlieren — und sie wird älter werden. Darauf nimmt die Projektion für das Jahr 2025 ihren Bezug. Ist eine Entscheidung gefallen, wird er den Landrat, die Gremien informieren und das Genehmigungsverfahren einleiten. Wie immer eine Entscheidung ausfallen wird — sie dürfte auch in der Behörde nicht die Zustimmung aller Beamten finden. Illusionen hat Krüchten nicht: „Wir haben das Personal, das wir haben.“