Die Stadtbibliothek muss in die Zukunft investieren
Die Traummarke von 200 000 Entleihungen wurde zwar verpasst, trotzdem ist die Leitung mit dem Jahr zufrieden. Im kommenden Jahr fallen wichtige Entscheidungen zur Sanierung.
Nettetal. Ulrich Schmitter braucht nicht lange zu überlegen. „Die Bücher von Elena Ferrante sind bei uns sehr gefragt“, antwortet der Leiter der Stadtbücherei in Breyell. „Da gibt es immer lange Wartezeiten.“ Er erwartet, dass im Januar, wenn das nächste Buch der italienischen Schriftstellerin, die unter einem Pseudonym schreibt, erscheint, die Reservierungen wieder schlagartig in die Höhe gehen. Ähnlich ist es, wenn im Literarischen Quartett Bücher besprochen werden: „Dann liegen am anderen Morgen in unserem E-Mail-Postfach immer einige Reservierungswünsche.“
In den vergangenen beiden Jahren sah es nicht ganz so gut aus. Auch wenn das Jahr noch nicht beendet ist, weiß Schmitter schon jetzt, dass der Abwärtstrend bei den Ausleihzahlen gestoppt ist. „Wir haben uns auf hohem Niveau stabilisiert und werden sogar wieder etwas höher als 2016 abschließen“, teilte er im Ausschuss für Kultur und Städtepartnerschaften mit. Zwischen 188 000 und 190 000 Entleihungen werden am Jahresende erwartet — knapp über den 187 952, die es 2016 waren. Die bisherige Höchstzahl wurde 2014 mit 192 362 erreicht. Der Traum, die Marke von 200 000 Ausleihungen zu erreichen, ist vermutlich ausgeträumt, denn landesweit haben Bibliotheken mit einem Rückgang des Interesses zu kämpfen.
Bis 2014 hat die Bücherei jedes Jahr um die 650 neue Leser gewonnen, dann ging es herunter auf nur noch rund 600 — und das trotz Anstrengungen mit Führungen für Schüler oder Kindergartengruppen. Rund 78 Prozent der neuen Kunden sind jünger als 18 Jahre. Zu 96 Prozent werden Neuanmeldungen in der Hauptstelle in Breyell registriert, nur vier Prozent in der Nebenstelle Kaldenkirchen. Vermutlich sei die Diskussion um eine Schließung der Nebenstelle auch die Ursache für einen Einbruch der Ausleihzahlen 2016 um 20 Prozent gewesen. „Die Leser kommen aber nach und nach wieder zurück“, sagte Schmitter.
Im Bestand hat die Bücherei rund 41 000 Medien, die sich 4,58 mal umgeschlagen haben. Das Interesse an Büchern hat etwas nachgelassen, sorgt aber immer noch für einen Anteil von gut 60 Prozent an den Ausleihungen. Dafür stieg es leicht bei E-Books (3,5 Prozent) während es bei „Non Book“-Medien (Hör-CD, DVD, Spiele) in etwa gleich blieb (35 Prozent). Sachbücher haben es etwas schwerer. „Informationen, die man sich vor fünf Jahren noch durch die Ausleihe eines Sachbuches beschaffte, besorgt man sich nun über das Internet“, sagte Schmitter.
Was tun gegen nachlassendes Interesse? Das Bücherei-Team hat ein Programm „Bibliothek 2020“ entwickelt. Zunächst soll es gemütlicher werden: ein gut ausgebauter Zeitungs- und Zeitschriftenbestand (jetzt 32), der in angenehmer Umgebung genutzt werden kann; ruhige und gut ausgerüstete Arbeitsplätze für Schüler und Studenten, niedrigere Regale zur besseren Präsentation und bequemere Lesezonen. Ein Innenarchitekt der Fachaufsicht Bezirksregierung hat kürzlich bei einem Rundgang weitere nötige Veränderungen aufgeschrieben, die dem Ausschuss 2018 präsentiert werden. Zum Schluss hat Schmitter einen Wunsch geäußert: „Zum 30. Geburtstag im Mai 2019 sollten auch die Sanitärbereiche einmal kritisch überprüft und gegebenenfalls saniert werden.“