12. Rheinischer Junglandwirtetag  Junglandwirte diskutieren über „Farming for Future“

Kempen. · „Ich will mich hier vernetzen, Fragen stellen und einmal hören, wie andere die Probleme lösen.“ Lars Hahn ist Landwirt und Teilnehmer des zwölften Rheinischen Junglandwirtetags. Der 25-Jährige führt mit seiner Familie einen Milchviehbetrieb im Oberbergischen Kreis.

Julia Weidtmann (v.l.), Thomas Decker und Bernhard Conzen hatten die Tagung mitorganisiert.

Foto: Wolfgang Kaiser

Obwohl dort 120 Kühe auf ihn warten, hat der Agrar-Betriebswirt die 150 Kilometer lange Anreise von Wiehl nach Kempen in Kauf genommen. Von dieser Plattform will er wertvolles Wissen und Kontakte zurück zu seiner Scholle mitnehmen. „Das Wichtigste ist mir der Austausch mit Kollegen“, sagt Lars Hahn, der auf dem heimischen Gehöft dank seiner Zusatzausbildung als Eigenbestands-Besamer die Zukunft des Milchviehbetriebs sichert. „Bei uns in der Familie hat jeder seine Aufgabe. Der eine melkt, der andere füttert, repariert oder kümmert sich um die Gesundheit der Tiere.“

Zum Junglandwirtetag, den traditionell der Rheinische Landwirtschafts-Verband (RLV) zusammen mit der Landjugend NRW (LAG), der Rheinischen Landjugend (RLJ) sowie den Arbeitskreisen Junglandwirte veranstaltet, hat Lars Hahn eine besondere Frage im Gepäck: „Wir überlegen, eine GbR zu gründen. Wo liegen die Chancen, wo die Risiken?“ Beim Junglandwirtetag am Niederrhein hört der Oberberger hierzu vielschichtige Meinungen, aus denen er sein Urteil bilden kann.

Junge Bauern entwickeln Lösungen mit innovativen Ideen

„Farming for Future“ heißt diesmal das Thema in der Deula Rheinland. Das Bildungszentrum für grüne Berufe am Krefelder Weg 41, wo der RLV zurzeit ein „Haus der Landwirtschaft“ anbaut, ist gleichsam Ideenschmiede und Austauschbörse für rund 10 000 aktive Landwirte im Rheinland. „Hier entwickeln junge Bauern Lösungen mit innovativen Ideen.“ Diese Losung gibt RLV-Präsident Bernhard Conzen in seiner Begrüßung der rund 80 Teilnehmer in der Deula-Aula aus. Impulse geben Landwirte, die interessante Erfahrungen gemacht haben und diese beim Junglandwirtetag teilen. Auslands-Praktika in Kanada, autonomfahrende Traktoren, „Superstar Zuckerrübe“ oder moderne Tüftler mit der Vision Acker präsentieren ihre Erlebnisse auf dem zweitägigen Kongress.

Gabriele Mörixmann aus dem Osnabrücker Land stellt in Kempen den „Stall der Zukunft“ vor. Statt einen Altbau abzureißen, hat die 46-Jährige vor acht Jahren auf ihrem Familienbetrieb einen „Aktivstall für Schweine“ angelegt, in dem sich 800 Babyferkel sauwohl fühlen. „Geiz ist geil, aber mehr Tierwohl ist viel geiler“, so lautet das Motto der Landwirtin. Dieser Blick über den Tellerrand, den Gabriele Mörixmann und ihre Kollegen in der Deula gewähren, ist für Junglandwirte wie Lars Hahn der Grund, trotz angespannter Situation in der Landwirtschaft den Weg nach Kempen zu finden. Oder, wie es RLV-Präsident Conzen formuliert: „Wir wollen hier eine sympathische Berufsgruppe mit Sachverstand repräsentieren.“ akü