Alle Politiker stimmen für die Gesamtschule
Verwaltung und Bezirksregierung informieren Ausschuss über das Vorgehen.
Kempen. Eine Gesamtschule soll auf den Weg gebracht werden. Der Schulausschuss sprach sich am Montagabend einstimmig dafür aus. Haupt- und Realschule sollen auslaufen.
Zuvor hatte Dezernent Michael Klee (Foto: WZ-Archiv) die Ergebnisse der Befragung von Eltern mit Kindern in den Klassen 1 bis 3 vorgestellt, die ein klares Votum für die Gesamtschule abgeben (die WZ berichtete). Mithilfe einer Formel der Bezirksregierung kann die Stadt anhand der Umfrage die zu erwartenden Anmeldezahlen für eine Gesamtschule ausrechnen. Diese liegen in den nächsten drei Jahren weit über den geforderten 100 Anmeldungen für vier Eingangsklassen.
Zudem geht die Stadt davon aus, dass zukünftig 22 Kinder weniger Schulen in anderen Städten besuchen. Zusammen mit den Auswärtigen käme Kempen laut Prognose pro Jahr auf 335 bis 375 Schüler. Damit könnte eine sechs- oder siebenzügige Gesamtschule und zwei Gymnasien mit zusammen sechs Zügen bestehen. Auch der Wunsch nach einer Ganztagsschule wurde in der Elternbefragung deutlich.
„An den bestehenden Schulen wird die Qualität bis zum letzten Tag erhalten bleiben. Das hat uns die Bezirksregierung zugesagt“, sagte Klee. Zur Frage, was passiert, wenn Gymnasiasten die Erprobungsstufe nicht erfolgreich beenden und das Gymnasium verlassen müssen, sagte er, dass in jeder Klasse ein Platz für Schulwechsler frei bleibe.
Gerne würde die Stadt garantieren, dass alle Kempener Kinder im Ort zur Schule gehen können. Aber für die Schulen darf der Wohnort kein Aufnahmekriterium sein. „Das haben wir immer bemängelt“, so Klee und hofft auf eine Änderung in dieser Sache.
Claudia Nübel von der Bezirksregierung Düsseldorf machte im Ausschuss keinen Hehl daraus, dass es bei der Neueinrichtung Stolpersteine geben kann. Aber die Transparenz und die Kommunikation seien in Kempen positiv zu bewerten. Das Gesamtschul-Kollegium werde mit Lehrern der bestehenden Einrichtungen bestückt. In der Regel betrage der Anteil in solchen Fällen je ein Viertel neue, Realschul- und Hauptschullehrer sowie Pädagogen mit Gesamtschulerfahrung. „Die genauen Anteile für Kempen werden sich aber noch zeigen“, so Nübel.
Zunächst werde ein Anmeldeteam eingesetzt, dass die neue Schule vorbereitet und ein „Schattenkabinett“ aus Lehrern zusammenstellt. „Das ist aber nicht unbedingt die neue Leitung“, so Nübel. Diese Stellen würden öffentlich ausgeschrieben. Ein wenig Unsicherheit sei dabei. „Ich hoffe, dass wir das in einem Jahr hinter uns haben“, sagte Nübel.
Gerd-Wilhelm Stückemann (CDU) warb für Kontinuität beim Personal. „Bei der Besetzung der Leitungen muss sich das Land an die rechtlichen Vorgaben halten“, erklärte Nübel. Sie warnte davor, im Vorfeld mit Namen zu spielen und damit das Verfahren zu gefährden.
Rund 30 Zuhörer waren zur Sitzung gekommen. Einige hatten Fragen. Eine Mutter wollte wissen, wie viele Plätze es für Förderschüler gebe. Sie fürchtet, dass diese begehrten Integrations-Plätze schnell weg seien. „Da gibt es keine bestimmte Anzahl“, erklärte Klee. Diese Sorge sei also unbegründet.
Ein Vater hielt es für fraglich, ob aus den vielen Stimmen, die sich in der Befragung mit „eher ja“ zur Gesamtschule äußerten, tatsächlich auch eine Anmeldung werde: „Was passiert, wenn sich in zwei Jahren nur Schüler für drei Klassen anmelden?“ Klee sieht darin keine Gefahr: „Die Formel der Bezirksregierung ist belastbar. Das Verfahren halte ich für aussagekräftig.“ Die Zahlen seien sehr deutlich und keinesfalls knapp an der Untergrenze.
“ Lesen Sie auch die Stimmen der Politiker in der Mittwochsausgabe der WZ