Analyse: Das Ende des Oedter Lehrschwimmbeckens?
Drei von vier Ratsfraktionen sehen keine Zukunft mehr für das Bad, nur die SPD hält weiter am Becken fest. Und auch für das Bäder-Konzept sieht es wohl nicht gut aus.
Oedt. Es sieht schlecht aus für das Oedter Lehrschwimmbecken. Dies ist nach der Sitzung des Grefrather Gemeinderates klar. Denn bevor am Montagabend der Gemeinde-Etat 2007 verabschiedet wurde, beschäftigten sich alle vier Fraktionen mit dem Bad im Oedter Schulzentrum, das seit August vergangenen Jahres auf dem Trockenen liegt.
Eine klare Position zu dem Thema ließ in der Vergangenheit vor allem die CDU vermissen - jedenfalls offiziell. Am Montagabend gab es erste zaghafte Äußerungen von Klaus Mäurers, dem Vorsitzenden der größten Fraktion (17 von 36 Mandaten). "Leider sind nicht immer alle Wünsche umsetzbar", meinte er mit Blick aufs Lehrschwimmbecken. Und auch fürs so genannte Bäder-Konzept - dabei wird als Ersatz von Hallen- und Freibad unter anderem ein kompletter Neubau untersucht - sieht es wohl nicht gut aus. Zwar will die CDU die März-Sitzung des Aufsichtsrates vor einer endgültigen Stellungnahme abwarten, "aber schon jetzt kann ich sagen, dass größere Maßnahmen aus unserer Sicht äußerst schwierig erscheinen", so Mäurers. Sprich: Ein kompletter Neubau scheint nicht finanzierbar.
Ganz anders die SPD, die über zwölf Stimmen im Rat verfügt. Sie hält am Lehrschwimmbecken weiter fest. Sie fordert Mängel an der Stahlkonstruktion des Daches zu beseitigen. Zudem sei eine Messung im Bad und in der benachbarten Turnhalle unerlässlich, so Fraktions-Chef Werner Reckermann.
"Wir können und wollen es nicht jedem recht machen." Kernige Worte wählte Horst Lübke, Vorsitzender der FDP-Fraktion (vier Mandate). Er rechnete vor, dass die Sanierung des Oedter Bades jeden Einwohner 35 Euro koste. Hinzu kämen 20 Euro für den laufenden Betrieb. Lübke: "16 000 Grefrather Bürger so zu belasten, damit einigen wenigen Personen ein Weg von vier Kilometern erspart wird, das ist nicht sozial, sondern unsozial." Für den Standpunkt der SPD hatte er verbale Breitseiten parat, in Richtung CDU hingegen flirtete er.
"Wir werden immer wieder nach einer endgültigen Entscheidung in Sachen Lehrschwimmbecken fragen", kündigte Roland Schaup (Bündnis 90/Die Grünen, drei Mandate) für die kommenden Ratssitzungen an.
Die Zukunft des Oedter Lehrschwimmbeckens ist ein sehr emotionales Thema. Das haben die vergangenen Monate gezeigt, als die Befürworter der Einrichtung im Oedter Schulzentrum auch Kinder öffentlichkeits-wirksam ins Bild gesetzt haben.
Ganz auf finanzielle Argumente und damit scheinbar nüchterne Zahlen setzte hingegen die FDP im Gemeinderat. Und wählte dafür Pro-Kopf-Zahlen. 35 Euro koste jeden Grefrather die Sanierung. Was die Liberalen dabei verschwiegen haben: Das gilt für die "Große Lösung", bei der eine halbe Million Euro ins Bad gesteckt werden müsste, um es für 15 bis 20 Jahre fit zu machen. Um den Betrieb aber für vier oder fünf Jahre zu sichern, sind "nur" 50 000 bis 60 000 Euro nötig.
Zudem seien noch 20 Euro pro Einwohner-Nase für die laufenden Kosten fällig, so Fraktions-Chef Horst Lübke. Mal 16 000 Grefrather würde dies auf 320 000 Euro hinauslaufen. Eine Zahl, die erstaunt. Denn die Verwaltung kommt auf 71 000 Euro für die Betriebskosten . . .