Immer mehr drücken Kippe aus
Rauchen: In den Amtsstuben schwören bereits viele dem blauen Dunst ab.
Kempen. Seitdem die EU-Kommission angekündigt hat, per Gesetz ein europaweites Rauchverbot durchzusetzen, nimmt der Druck auf Deutschland zu: Der blaue Dunst soll laut Brüsseler Gesundheits-Kommissare aus Hotels, Gastsstätten und anderen öffentlichen Räumen verbannt werden.
Die WZ hörte sich gestern einmal bei den Kempener Behörden um. "Hier darf geraucht werden, das wird ganz locker gehandhabt", sagt Christoph Dellmans (40), Sprecher der Kempener Stadtverwaltung. Dazu gehören 250 Bedienstete. Wem ständig die Finger jucken, an die Kippe zu gehen, für den halte das Rathaus am Buttermarkt zwei Raucher-Rückzugsräume bereit, im Keller und unter dem Dach.
"In der kompletten Verwaltungsspitze mit Bürgermeister, Dezernenten und Amtsleitern fällt mir nur Kulturamtsleiterin Elisabeth Friese ein, die raucht", überlegt Dellmans, der selbst seit sechs Jahren ohne Nikotin - vorher Kette - gut leben kann.
Auch im 36-köpfigen Stadtrat sei der Trend zum Glimmstängel im hohen Ratssaal eher rückläufig. Dellmans: "Bei den Sitzungen qualmen höchstens die Köpfe."
Diesen rückläufigen Trend hat auch Helmut Anderski (53), Leiter der Kempener Polizeiwache, beobachtet. Dort arbeiten rund 60 Kollegen, vomWachdienst über Bezirksdienst und Verkehrs-Kommissariat bis hin zum Regional-Kommissariat. "Im Hause wird auf Wunsch vieler Kollegen nicht geraucht, höchstens auf den Fluren mal", sagt der Beamte, der am 12. Juli 2006 seine letzte Zigarette geraucht hat und dies seitdem positiv im Geldbeutel merkt. "Aber ich habe auch nichts dagegen, wenn in meinem Büro jemand raucht", hat der Polizist Verständnis für Raucher.
"Generell darf in den allgemein zugänglichen Räumen nicht geraucht werden, es gibt aber Raucherräume", schildert Feuerwehr-Sprecher Johannes Dicks (46) die Situation in der neuen Feuer- und Rettungswache am Wasserturm. Insgesamt zählen zur Feuerwehr Kempen 230 Kameraden. "Es hat aber niemand etwas dagegen, wenn jemand, der dort sein Büro hat, in diesem hinter verschlossener Tür raucht", so Dicks, der selbst nie geraucht hat. Dicks macht kein Hehl daraus, dass er für ein vollständiges Rauchverbot in allen öffentlich zugänglichen Gebäuden plädiert.
"Bei uns darf nirgendwo geraucht werden", sagt Norbert Bachmann (43), Sprecher des Kempener Finanzamtes, wo knapp 200 Mitarbeiter im ehemaligen Arnold-Komplex am Bahnhof ihrer Arbeit nachgehen. Zwei Ausnahmen allerdings: im Einzelbüro sowie im Doppelbüro, sofern der Kollege einverstanden ist. "Auch in der Kantine herrscht striktes Rauchverbot", betont Nichtraucher Bachmann. Finanzsamts-Vorsteher Werner Hartmann sei ebenfalls Zigaretten-Verächter, sein Vize Ludger Brückmann hingegen greife gerne mal zur Zigarette.