AOK: Kreis bei Kliniken gut aufgestellt
Kempen soll den Zuschlag für eine Neurologie bekommen. Das lobt die Krankenkasse bei der Vorstellung ihres Gesundheitsreports 2018. Der Bericht zeigt, dass mehr Menschen im Kreis Viersen zur Vorsorge gehen könnten.
Kempen. Die Gesundheitssituation ihrer Versicherten hat die AOK analysiert und die Ergebnisse dieses Gesundheitsreports für den Kreis Viersen nun vorgestellt. In vielen Bereichen bewege sich der Kreis Viersen im Mittelfeld, schilderte AOK-Regionaldirektor Heinz Frohn. Einige Auffälligkeiten, die die Daten aus 2016 gezeigt haben, will die Krankenkasse aber genauer unter die Lupe nehmen.
Frohn sieht die Krankenhauslandschaft im Kreis Viersen gut aufgestellt. Zwar liegt die Anzahl der Betten je 100 000 Einwohner mit 482 unter dem Landesschnitt. Dafür sei der Kreis mit einem umfangreichen Angebot gut aufgestellt und habe in den Nachbarstädten auch viele Möglichkeiten. Die Zufriedenheit der Patienten ist mit 81,7 Prozent im Kreis Viersen im Vergleich zu anderen Städten und Kreisen besonders gut. Die LVR-Klinik für Orthopädie in Süchteln und das Krankenhaus Nettetal gehörten zu den Top 20 Prozent in Deutschland. „Aber vor allen Dingen Kempen holt auf“, hat Frohn festgestellt.
Auf einem schlechten Platz landet der Kreis, wenn es um die Versorgung von Schlaganfallpatienten geht, die mit dem Rettungswagen in eine Stroke Unit, eine spezielle Klinikabteilung für Schlaganfall-Patienten, gebracht werden. Die Versorgungsquote liegt bei 77 Prozent. Im Kreis Viersen selbst gibt es eine solche Abteilung nicht. Andererseits habe eine Analyse ergeben, dass es keinen Hinweis darauf gibt, dass die Patienten darum schlechter behandelt werden. „Es gibt keine Auffälligkeit, dass mehr Patienten nach einem Schlaganfall zum Pflegefall werden als in anderen Städten“, so Frohn. Schließlich sei es in Einzelfällen auch wegen des Zeitfaktors sinnvoll das nächstgelegene Hospital anzufahren. „Wichtig ist, dass in diesen Fällen der Rettungsdienst die richtige Entscheidung trifft.“
Frohn lobte, dass das Kempener Hospital Zum Heiligen Geist nun die Genehmigung erhalten habe, eine Neurologie aufzubauen. Das sei sinnvoll, da es dort auch schon die neurologische Frührehabilitation gebe. Ob der Aufbau einer Stroke Unit in Kempen sinnvoll sein könnte, müsse man sehen. Das könnte gegebenenfalls sinnvoll sein, wenn man auch den südlichen Teil des Kreises Kleve mitversorgen könnte.
Im Gesundheitsreport wurde deutlich, dass unterdurchschnittlich viele Frauen — und auch Männer — an Check-Ups ab einem Alter von 35 Jahren teilnehmen. Dabei seien regelmäßige Kontrollen sinnvoll, um Störungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Positiv zu bewerten ist dagegen die Teilnahme von Kindern im Grundschulalter an den U10-Früherkennungsuntersuchungen. Da liegt der Kreis Viersen in der Region Rheinland/Hamburg auf Platz 1 mit 76,3 Prozent. „Je älter die Kinder werden, desto weniger gehen sie zur Vorsorge“, weiß Frohn. Daher freue er sich über diesen guten Wert, den er auch mit der guten Arbeit der Kinderärzte in Verbindung bringt.
Weniger erfreulich ist die Zahl der sechsjährigen Kinder, die eine Zahnfüllung haben. Diese liegt im Kreis Viersen bei 41,2. „Hier müssen wir besser werden und fragen, wie wir es erreichen können, dass nicht fast jedes zweite Kind mit sechs Jahren schon eine Zahnfüllung braucht“, so Frohn. Auch der Anteil der Kinder mit Allergien, im Kreis Viersen sind das 21,1 Prozent, ist im Vergleich zu anderen Städten und Kreisen recht hoch.
Gut aufgestellt sieht Frohn den Kreis bei einem verantwortungsvollen Umgang mit Medikamenten und in der Pflege. Ein im Verhältnis geringer Anteil an pflegebedürftigen Personen in der stationären Pflege spreche für eine gute ambulante Versorgung. Auch verzeichnet die AOK im Kreis Viersen wenige Krankenhausfälle infolge einer Demenz.
Die Zahl der Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen im gesamten AOK-Bereich Rheinland/Hamburg steigt an. Hohe Fallzahlen im Vergleich zu anderen Städten und Kreisen gibt es im Kreis Viersen bei den Notfallbehandlungen im Krankenhaus von Patienten mit sogenannten chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen (COPD) sowie bei der Wiedereinweisung solcher Fälle ins Krankenhaus. Das ist für die AOK ein Indikator für die ambulante Versorgung solcher Patienten. Auch die Neuerkrankung mit Osteoporose bei COPD-Patienten ist im Kreis Viersen hoch. In der Kategorien Krankenhausfälle infolge von Diabetes mellitus verzeichnet der Kreis ebenfalls vergleichsweise hohe Zahlen.