Polizei nimmt Lkw unter die Lupe
Bei den Kontrollen gestern an der Autobahn traten einige Vergehen zutage — darunter defekte Bremsen, zu lange Fahrtzeiten und nackte Füße.
Tönisberg/Willich. Eigentlich sollte seine Tour in etwa einer halben Stunde zu Ende sein. Der Lkw-Fahrer einer niederländischen Spedition aus Horst aan de Maas, etwa zehn Kilometer von Venlo entfernt, hatte seine Fracht abgeliefert und fuhr mit leerem Brummi nach Hause zurück. Auf der A 40, in der Nähe von Tönisberg, zwischen den Anschlussstellen Neukirchen-Vluyn und Kerken, wurde er von der Polizei um eine Kontrolle seines Fahrzeuges gebeten. Danach war er um 250 Euro ärmer, der Halter sogar um 750 Euro. Den Kontrolleuren war aufgefallen, dass er die Lenk- und Ruhezeiten überhaupt nicht in seinem Kontrollgerät eingetragen hatte. Der Chef war gerade mit seinem Privatwagen da und zahlte fluchend diese Summe, erst danach konnte sein Mitarbeiter die Tour fortsetzen.
Das passierte gestern auf dem Rastplatz „Neufelder Heide“. Dort waren am Morgen gegen 10 Uhr mit „großem Besteck“ Mitarbeiter von Bundespolizei, Autobahnpolizei, Bezirksregierung und dem Bundesamt für Güterverkehr auf beiden Seiten der Autobahn, wie tags zuvor auf dem Parkplatz „Hoxhöfe“ an der A 44 in Willich, aufgekreuzt. Es war wieder einmal das Kommando „BAO schwer“, was für „Besondere Aufbauorganisation Schwerlastverkehr“ steht. Regelmäßig werden diese Überprüfungen auch im Regierungsbezirk Düsseldorf, die für rund 700 Autobahnkilometer zuständig ist, durchgeführt, zumal sich 2017 die Lkw-Unfälle mit tödlichem Ausgang gehäuft hatten.
„Allein im Vorjahr hatte es auf Autobahnen im Regierungsbezirk Düsseldorf sieben Unfalltote gegeben. Dies wäre nicht passiert, wenn sich die Fahrer verkehrsgerecht und vor allem an die Lenk- und Ruhezeiten gehalten hätten“, sagte Thomas Reschke. Er ist bei der Bezirksregierung für den technischen Arbeitsschutz zuständig.
Allein in den vergangenen drei Tagen war auch bei mobilen Kontrollen, so wurden ferner von den Brücken die Abstände der Lkw gemessen, über 400 Abstandsverstöße festgestellt, etwa auf den Autobahnen 40, 44, 57 und 61. „Schon ab einer Geschwindigkeit von 50 Stundenkilometern muss bei Fahrzeugen über 3,5 Tonnen der Abstand zum davor fahrenden Lkw mindestens 50 Meter betragen“, so Jürgen Peters von der Autobahnpolizei Moers. Inklusive der Verwaltungsgebühr kostet dieser Verstoß rund 110 Euro.
Bei den gestern durchgeführten Kontrollen fielen einige Lkw-Fahrer auf, die eine total defekte Bremsanlage, nahezu profillose Reifen oder unvorschriftsmäßige Hänger hatten oder die mit den Fahrzeugen in der Höhe über die maximal erlauben vier Meter hinausragten. Außerdem war nicht in allen Fällen das genaue Gefahrgut, das befördert wurde, auf den Lieferscheinen angegeben.
Einige Fahrer wurden von den Kradfahrern beim Telefonieren hinter dem Steuer erwischt. Ferner wurden an den zwei Tagen zuvor an mehreren Kontrollpunkten 22 Verstöße gegen die Ladungssicherheit und 40 Verstöße bei den Ruhezeiten festgestellt.
Thomas Reschke klärte auf: „Schon nach 4,5 Stunden brauchen Sie eine Pause von mindestens 45 Minuten; an einem ganzen Tag beträgt die Ruhezeit elf Stunden, wobei man diese dreimal in der Woche auf neun Stunden reduzieren darf.“
In vier Fällen hatten die Fahrer sogar keine gültige Fahrerlaubnis. Auf dem Rastplatz an der „Neufelder Heide“ kam gestern zumindest einer dazu. Ein Viersener hatte gerade wohl in einem Garten- und Baumarkt 17 große und hölzerne Zaunelemente besorgt, die er auf einem Hänger mit einer separaten Achse transportierte. Dazu hatte er nicht den entsprechenden Führerschein, was ihm eine Anzeige einbringen dürfte. Außerdem war seine Fracht nur sehr hilfsbedürftig und laienhaft mit wenigen Gurten am Hänger befestigt. „Er darf nicht mehr weiterfahren, braucht einen neuen Anhänger und jemanden, der den fahren darf“, sagte der zuständige Polizeibeamte. Ein anderer junger Fahrer stieg aus und hatte mit nackten Füßen sein schweres Fahrzeug bedient.
Unter den Beobachtern waren auch einige junge Polizeibeamte, die sich gerade bei einem Seminar über das „Gefahrgut“ fortbilden. Insgesamt waren etwa 60 Kontrolleure im Einsatz.
Auf der anderen Seite, Richtung Krefeld/Duisburg, standen Mitarbeiter der Bundespolizei. Sie hatten sogar einige Spürhunde mitgebracht, die in einigen Lkw nach illegalen Einreisenden suchten. „Tote Hose, bislang hat sich heute darin keiner versteckt“, äußerte gegen 14 Uhr ein Beamter. Die Kontrollen gehen weiter, so heute auch wieder an Autobahnen beziehungsweise auf Rastplätzen in Willich.