Kempen Aqua-Sol: Diskussion geht weiter
Die Initiative zur Rettung des 50-Meter-Beckens erhält Zustimmung. Die Stadtwerke bleiben dabei, dass dieses weichen muss. Mit den Vereinen gibt es Kompromisse.
Kempen. Die Leser-Reaktionen waren nach der WZ-Berichterstattung über die Kritik an den Umbauplänen fürs Aqua-Sol waren deutlich. Dagmar Marxen und Dr. Karl Geuchen sind mit ihrer Meinung nicht allein. Viele weitere Schwimmer bedauern das Wegfallen des 50-Meter-Außenbeckens. Dazu gehört auch Uta Freiberg, die das Schwimmbad und besonders das großen Außenbecken sehr gerne nutzt und sich dort gegen die Folgen einer Erkrankung stemmt. „Ich schwimme dort gegen meine Schmerzen an. Ohne das Schwimmbad würde es mir viel schlechter gehen“, sagt sie. Aber auch für die Kinder und Jugendlichen, die sich viel bewegen müssen, sei das Freibad, so wie es jetzt ist, richtig. „Das Ganzjahresbecken ist einfach zu klein. Es ist zu wenig Platz, wenn das Wetter gut ist“, sagt sie.
Auch Claudia Müller-Warnecke, Kinderphysiotherapeutin und Osteopathin aus Krefeld, hat schon berufsbedingt ein großes Interesse am Erhalt des Beckens, „da ich dort seit Jahren viele meiner Patienten zum Schwimmen bei Rückenerkrankungen hinempfehle“.
Auch eine 60-jährige WZ-Leserin, die von Mai bis September mehrmals die Woche auf der 50-Meter-Bahn trainiert, hat mit Bestürzen gelesen, was dort geplant ist. „In den Wintermonaten ,knubbeln’ wir uns dann mit den ,Plantschern’ im Ganzjahresbecken. Drinnen kann man schwerlich Bahnen ziehen aufgrund des Querseiles und der Nichtschwimmer.“ „Es wurde die absolute billigste Lösung, ohne auf die jetzige treue Kundschaft Rücksicht zu nehmen“, meint Manfred Bursch. Am härtesten trifft es seiner Meinung nach die vielen Senioren, die sich durch Schwimmen fit halten und für viele ist es ein sozialer Treffpunkt gegen das Alleinsein.
Auch im sozialen Netzwerk Facebook wird eifrig diskutiert und es gibt viele Kritiker. „Spar-Bad oder Spa-Bad?“ fragt sich da ein Nutzer. Neben den fehlenden Sprungtürmen sei auch die Wassertiefe für Abzeichen nicht mehr gegeben, so eine Nutzerin: „Sehr schade, was da geplant wird.“ So sind zum Beispiel für Jugendschwimmabzeichen Sprünge aus drei Metern Höhe zu zeigen, für das Rettungsschwimmabzeichen Silber ein Abtauchen auf drei bis fünf Meter Tiefe.
Es gibt aber durchaus auch verständnisvolle Stimmen. „Ich trauere dem 50-Meter-Becken auch jetzt schon hinterher. Im Sommer wird es qualvoll voll sein! Das Schwimmbad wird für Erwachsene wohl kaum noch angenehm nutzbar sein. Trotzdem sollte man dem Betreiber eine gewisse Kompetenz zutrauen. Er muss schließlich dafür sorgen, dass nicht allzu viel Steuergeld als Zuschuss gebraucht wird“, heißt es da zum Beispiel. „Bevor hier alles schlecht gemacht wird, sollte man das Resultat erst einmal abwarten. Veränderungen sind nicht immer schlecht“, sagt eine andere Facebook-Nutzerin.
Am Montagabend hatte es ein Gespräch zwischen Vereinen und Stadtwerken Kempen gegeben. „Es war ein gutes Gespräch“, so Stadtwerke-Geschäftsführer Siegfried Ferling auf Anfrage der WZ. Man habe verschiedene Vorschläge umgesetzt und einen guten Kompromiss gefunden. So wird das Außensprungbecken mit Sprungtürmen länger als die Sommersaison dauert beheizt werden — von Mai bis September. Auch darüber hinaus können die Taucher dort im unbeheizten Becken trainieren. Am neuen Innenbecken werden die Voraussetzungen für Trainings und Wettkämpfe der Schwimmvereine geschaffen. Für den Wettkampf Burg-Sprint wird dann das gesamte Hallenbad zur Verfügung stehen. Durch das neue Sportbecken ergeben sich auch neue Möglichkeiten für die Vereine, zum Beispiel Kinderschwimmkurse im neuen Sportbecken mit einer individuellen Höhenanpassung dank eines Hubbodens. Trainingszeiten und -programme sollen nun an die neuen Gegebenheiten angepasst werden.
Ferling machte im Gespräch mit der WZ noch einmal deutlich, dass das Bad ohne die Veränderungen dauerhaft nicht zu halten sei. „So kriegen wir noch einen ordentlichen Sportstandort hin“, ist Ferling überzeugt. Das 50-Meter-Becken könne aber nicht erhalten bleiben.
Aus Vereinskreisen hört man pragmatische Töne. Auch wenn das Ergebnis nun nicht 100-prozentig zufriedenstellend sei, werde man nun damit leben müssen.