Kempen Auf dem Weg zum digitalen Lernen
Der Fachausschuss stimmte zu, 190 000 Euro für Internetanschluss und Geräte an den weiterführenden Schulen zu investieren.
Kempen. Der Appell der weiterführenden Schulen zeigt Wirkung. Im Februar hatten die fünf Schulleiter eindringlich den Wunsch geäußert, dass ihre Schulen endlich eine ausreichende Bandbreite für die Internetanbindung erhalten, mit WLAN, also einer kabellosen Internetverbindung, ausgestattet werden und auch die Endgeräte und Lernmaterialien dazu bekommen. Nun stellte Schuldezernent Michael Klee im Schulausschuss die ersten Schritte dazu vor — und Politik und Schulvertreter zeigten sich zufrieden, dass nun Bewegung in die Sache kommt.
In großer Fleißarbeit hat die Verwaltung zunächst eine Liste aller technischen Voraussetzungen an den Schulen zusammengetragen. Es gibt ein buntes Sammelsurium an Geräten — was das Alter und auch Software angeht. Die Quote Schüler pro Gerät ist ebenfalls sehr unterschiedlich und reicht von 4,2 Schüler pro Computer an der Martinschule bis hin zu 15,3 Schüler pro Gerät an der Gesamtschule. „Erbärmlich“, lautet das vernichtende Urteil von Günter Solecki (Die Linke).
Oft sind bisher die Fördervereine eingesprungen und haben Geräte für die Schulen gekauft. Zurzeit gebe es eine eklatante Unterversorgung, aus der man versuche das Beste zu machen, schilderte Sieglinde Strohe, Leiterin der Erich Kästner Realschule. Die Ausstattung der Gesamtschule sei die der Realschule, die man sich zurzeit teile. Die Lehrer seien nicht glücklich, dass man in den Computerräumen mit zwei Schülern an einem Rechner arbeiten müsse, schilderte Reiner Dickmanns, Leiter der Martinschule.
Im Schulausschuss gab es ein einstimmiges Votum dafür, dass bis zu 100 000 Euro für den Aufbau einer WLAN-Infrastruktur in den weiterführenden Schulen ausgegeben werden. Das soll im Rahmen einer freihändigen Vergabe über das Kommunale Rechenzentrum Niederrhein geschehen. Zudem sollen Endgeräte für 90 000 Euro angeschafft werden. Der Rat fällt die endgültige Entscheidung am 27. Juni.
Zurzeit besteht in allen weiterführenden Schulen ein TDSL-Anschluss mit 16 Mbit/s, die Verwaltung ist mit sechs Mbit/s ausgestattet. Das LvD hat zusätzlich ein WLAN mit drei Mbit/s. Die Schulen sollen im ersten Schritt drei Leitungen bekommen: zwei Leitungen mit 100 Mbit/s, die dann im nächsten Jahr auf 200 Mbit/s aufgestockt werden. Dazu eine 16 Mbit-Leitung. Aber auch das soll nur eine Zwischenstation sein. Einen Ausbau mit einer größeren Bandbreite nimmt die Stadt schon in den Blick.
Die Anbindung soll in den Sommerferien erfolgen. Man werde alles tun, um das auch realisieren zu können, so Klee auf eine kritische Nachfrage von Jochen Houben (CDU), ob dieser Zeitplan zu halten ist. Im zweiten Schritt soll dann das WLAN aufgebaut werden.
Ob die veranschlagten 100 000 Euro ausreichen, weiß Michael Klee noch nicht zu sagen. Aber man benötigte nun eine Hausnummer, um die Maßnahme, die bisher im Haushalt nicht vorgesehen ist, starten zu können. Im nächsten Schritt sollen dann mobile Endgeräte angeschafft werden: insgesamt neun Klassensätze für alle Schulen zusammen. Welche Geräte das sein werden und welches Betriebssystem genutzt werden soll, wird noch diskutiert werden.
Gesamtschulleiter Uwe Hötter machte deutlich, dass die Schulen nun die passenden pädagogisch-didaktischen Konzepte liefern müssen. Die Arbeit daran ist mit der Zukunftswerkstatt bereits gestartet. Darin werden die Ausstattungsnotwendigkeiten besprochen.
Von der weiteren Strategie hängen die Planungen der Haushaltsmittel ab. Derzeit sind bis zum Jahr 2020 Haushaltsmittel in Höhe von rund 120 000 Euro eingeplant, heißt es von der Verwaltung. Die Verwendung und mögliche Veränderungen in der Höhe ab 2018 könnten sich nach der Auswertung der nächsten Prozesse ergeben. Diese Auswertung soll zum Ziel haben, bis zum Haushaltsjahr 2018 ein konkretes und handlungsleitendes Strategiekonzept zu entwickeln, aus dem hervorgeht, in welchen Schritten die Digitalisierung an den Schulen realisiert werden kann.
Einig sind sich die Mitglieder des Schulausschusses, dass man auch in Zukunft investieren muss. Auch wenn man nun immense Schritte gehe. „Es muss in den nächsten Jahren weitergehen, um auf dem Stand zu bleiben“, so Gerd Wilhelm Stückemann (CDU). Und Günter Solecki ist sicher, dass man mit dem nun beschlossenen Mitteln erst die Briefmarke bezahlt habe für das dicke Paket, das es zu packen gilt.