Lange Wartezeiten an Schranken Bahnschranken schließen gleichzeitig

Kempen · Wenn sich Züge des „Niersexpress“ (RE 10) am Kempener Bahnhof begegnen, sind die Schranken an gleich drei Bahnübergängen geschlossen. Das hat laut Deutscher Bahn Sicherheitsgründe. Bei Verspätung eines Zuges kommt es zu längeren Wartezeiten.

Autofahrer warten am Bahnübergang an der St. Huberter Straße.

Foto: Norbert Prümen

Die Bahnstrecke zwischen Krefeld und Kleve wurde vor einigen Jahren technisch auf den neuesten Stand gebracht. Doch seither kommt es für viele Kempenerinnen und Kempener gefühlt zu längeren Wartezeiten an den Bahnübergängen im Stadtgebiet bei geschlossenen Schranken. Zu den möglichen Ursachen und Hintergründen informierten zwei Vertreter der Deutschen Bahn jetzt im Umwelt- und Klimaschutzausschuss des Kempener Stadtrats.

Die CDU-Stadtratsfraktion hatte das Thema mit einem eigenen Antrag und Zustimmung der anderen Fraktionen auf die Tagesordnung gebracht. Die Christdemokraten wollen wissen, was viele Bürgerinnen und Bürger bei ihrer Fahrt in die Innenstadt bewegt: Die Bahnschranken scheinen seit geraumer Zeit länger als früher geschlossen zu sein. Das gelte vor allem für die drei stark frequentierten Bahnübergänge an der Hülser- und St. Huberter Straße sowie am Hooghe Weg.

In der Tat kann es zu längeren Schließzeiten der Bahnschranken kommen, dann nämlich, wenn sich zwei Züge des RE 10 im Bahnhof Kempen begegnen, wie Andreas Görtz, Qualitätsbeauftragter der Konzernleitung für die Region West der Deutschen Bahn, jetzt in der Ausschusssitzung erläuterte. Von 2020 bis 2022 hat die Bahn aus einem speziellen Förderprogramm des Bundes die Strecke zwischen Krefeld und Kleve umfangreich modernisiert. Die Leit- und Sicherheitstechnik wurde digitalisiert, Weichen und Gleise abschnittweise erneuert. Bahnmanager Görtz sprach von einer umfassenden Modernisierung in vergleichsweise kurzer Zeit. Die Strecke zwischen Krefeld und Kleve sei fit für die Zukunft gemacht worden.

Die drei Bahnübergänge im Bahnhofsumfeld sind systemtechnisch miteinander verbunden. Damit die Zugfahrten auf der Strecke in beide Richtungen ohne Verzögerungen – etwa Abbremsen und Halten vor den Signalen, wenn Bahnübergänge noch nicht geschlossen sind – erfolgen kann, werden die Bahnschranken frühzeitig geschlossen. Das heißt: Passiert ein RE 10 eine Kontaktstelle vor dem Bahnübergang am Hooghe Weg, kann dies dazu führen, dass sich automatisch die Schranken an diesem Übergang und aus Sicherheitsgründen auch an den Übergängen St. Huberter Straße und Hülser Straße schließen. Überwacht wird dies alles von der Fahrdienstleitung, die sich am Übergang St. Huberter Straße befindet. Dort ist auch das neue digitale Stellwerk für den Abschnitt.

Im Normalfall sollte es nach Angaben der Bahn-Experten zu keinen Verzögerungen kommen. Gerät der Fahrplan aber beispielsweise durch Verspätung eines Zuges oder längere Haltezeiten am Bahnhof aus dem Takt, kann es auch zu längeren Wartezeiten für Autofahrer, Radfahrende und Fußgänger an den Bahnübergängen kommen.

Bahnmanager Görtz wohnt selbst in Kempen, kennt die Problemlagen aus eigener Erfahrung. Da die Technik nun auf neuestem Stand sei, könne es auch keine Verbesserungen geben. Die Sicherheit stünde an vorderster Stelle. Sollte der Zug aus irgendwelchen Gründen am Bahnhof nicht rechtzeitig zum Stehen kommen, müssten sogenannte Durchrutschwege zur Verfügung stehen.

Bauliche Veränderungen sind kostspielig. Die Stadtverwaltung hatte zuletzt bei der Ingenieurgruppe für Verkehrswesen und Verfahrensentwicklung (IVV) aus Aachen eine Machbarkeitsstudie auch für bauliche Veränderungen an den Bahnübergängen im Bereich des Bahnhofs in Auftrag gegeben. Die Untersuchung wurde vor einem Jahr im Planungsausschuss vorgestellt. Das Fazit: Lediglich an der Hülser Straße wäre eine Bahnunterführung möglich. Aber deren Realisierung wäre sehr teuer und könnte nicht von heute auf morgen umgesetzt werden. Das Thema wird derzeit nicht weiterverfolgt.

Wie sich die Situation in den nächsten Jahren entwickelt, wenn weitere Zuglinien auf der Strecke verkehren, ist ungewiss. Ende 2027 soll zusätzlich die neue Regionalbahn (RB) 37 den Kempener Bahnhof anfahren, einige Jahre später möglicherweise die RB 41. Angesichts dieser Aussichten blicken denn auch viele Kempener Kommunalpolitiker eher skeptisch in die Zukunft. Denn dann dürften die Bahnschranken noch häufiger geschlossen bleiben.

Was bleibt als Alternative? Autofahrer sollten verstärkt über den Kempener Außenring ihre Ziele im Innenstadtbereich ansteuern und so die neuralgischen Punkte der beschrankten Bahnübergange umfahren, lautete der Appell. Der Außenring überbrückt die Bahnstrecke an zwei Stellen – ganz ohne Schranken und Wartezeiten. Wie berichtet, werden die Ampelanlagen an den Kreuzungen am Außenring aktuell modernisiert. Für die Einmündung des Krefelder Weges in den Außenring soll zudem eine zusätzliche Ampelanlage installiert werden. Das soll dazu beitragen, dass die Fahrt über den Außenring sicherer und schneller möglich sein wird.