„Aktive Väter“, so Kempens Gleichstellungsbeauftragte Birgit Braun, „bilden die Grundlage der Gleichberechtigung.“ Mit diesen Worten begrüßte sie die rund 60 Gäste, die zur Veranstaltung „Väter-Abend“ in Kooperation zwischen der Gleichstellungsstelle, dem Amt für Kinder, Jugend und Familie sowie der Bibliothek der Stadt Kempen und der Hochschule Rhein-Waal in die Stadtbibliothek gekommen waren. Hier fand zum Abschluss der Fotoausstellung „Väter am Niederrhein“ ein Gesprächsabend statt, moderiert von Heiner Fischer, der die Online-Community „Vaterwelten“ gegründet hat.
Felix Schenk, Blogger und Autor des Buchs „Hat die Mutti heute frei?“, Marco Cabreira da Benta von der Landeskoordinierungsstelle Frühe Hilfen, Markus Hanßen, Gründer des Blogs „Papalapap“ und Initiator von Vater-Kind-Kursen und die Macherinnen der Ausstellung, die Studentinnen Thyra Mattissen und Hanna Piolot, nahmen auf dem Podium teil.
Was feststeht: Den Vater gibt es nicht. Auch nicht den Vater 2.0. Jeder Mann gestaltet das Eltern-Sein auf individuelle Weise – wie es im Übrigen auch jede Frau tut. Die einen machen es pragmatisch und ohne groß darüber zu reden, sie erziehen ihr Kind allein und arbeiten parallel in Vollzeit, die anderen teilen sich mit der Mutter die Familienarbeit und bloggen darüber. Und dazwischen liegen ungezählte Möglichkeiten der Gestaltung.
Vaterschaft bestehe in der Übernahme von Verantwortung
In seinem Eingangsvortrag stellte Heiner Fischer die These auf, dass die heutigen Väter selten ein tragfähiges Vorbild in ihren eigenen Vätern hätten. Dennoch, oder gerade deshalb, setzten sie sich mit dem Thema auseinander, um es besser zu machen. Er zitierte eine Bertelsmann-Studie, der zufolge sich eine Mehrheit der Eltern zwar eine gleichberechtigte Aufteilung der Elternzeit wünscht, dies aber nur wenigen gelinge. In der Realität überwiege die traditionelle Aufteilung.
Ein Gegenbeispiel lieferte Felix Schenk. Der Erzieher und Vater von zwei Söhnen übt sich in der „aktiven Vaterschaft“. Sein eigener Vater war kein Vorbild, denn Schenk ist bei seiner alleinerziehenden Mutter aufgewachsen. In seinem Buch „Hat die Mutti heute frei“ erzählt er von den Herausforderungen und Schieflagen der „aktiven Vaterschaft“. Schenk, dem bei Instagram 70 000 Menschen folgen, beklagte die „perfekte Instagram-Familie“, die eine Idylle vorgaukelt, die alle Familien, denen das in ihrem Alltag nicht gelingt, mit einem Gefühl des Scheiterns zurücklässt. Er wolle, so Schenk, „authentisch über Vaterschaft reden“, eine „neue Ehrlichkeit in der Außendarstellung“ leben. Aktive Vaterschaft bestehe in der Übernahme echter Verantwortung für das Leben der Kinder und Teilnahme an ihrem Alltag.
Die Studentinnen der Hochschule Rhein-Waal, Thyra Mattissen und Hanna Piolot, waren an den Interviews beteiligt, die zu der Ausstellung „Väter am Niederrhein“ führte. 60 Väter befragten sie zu Themen rund ums Vatersein, Elternzeit und Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Die Auswahl von Vater-Porträts verdeutlicht die Vielfalt. Sie sollen anregen, die eigenen Rollenbilder zu hinterfragen.
Die Familienbildungsstätten, Eltern-Cafés und Elterntreffs und seit einiger Zeit auch „Papalapap“, gegründet von Hanßen, haben spezielle Angebote für aktive Väter im Angebot. „Wir erreichen vor allem Mütter“, stellt Marco Cabreira da Benta von der Landeskoordinierungsstelle Frühe Hilfen fest. Müssen sich die Angebote ändern oder die Männer, um in die Angebote zu passen? Da Benta betonte, wie wichtig es sei, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Frühen Hilfen die Eltern frühzeitig ansprechen und darauf achten, dass die Väter einbezogen werden.
Nach ihren Wünschen für die Zukunft befragt, nannte Markus Hanßen „mutige Männer“, die den Anfang zu einer Veränderung initiieren. Der „aktive Vater“ muss zur Regel werden. Schenks Wunsch war die Hoffnung, dass seine Söhne einmal über ihn sagen: „Das hat er gut gemacht.“ Da Benta wünschte sich mehr Beispiele einer gleichberechtigten Vaterschaft.