So etwas bekommen die Rotarier gewiss nicht jedes Mal geboten, wenn sie sich im Industrieclub treffen, um sich von einem Vortrag inspirieren zu lassen. Zwei auf investigative Recherche spezialisierte Redakteure des „Handelsblatt“ berichteten darüber, wie sie dank eines Whistleblowers Elon Musk, dem Chefberater Donald Trumps und Chef von Tesla, vermeintlich gut gehütete Geheimnisse entlocken konnten. Mithilfe eines Whistleblowers gelang es Sönke Iwersen und Michael Verfürden, Dateien des Unternehmens herunterzuladen, deren Inhalte von Gehältern der Mitarbeiter über Begründungen von Entlassungen bis zu Konstruktionsplänen von Batterien reichen. „Es war alles drin“, so fasste Verfürden zusammen.
Bei dem Whistleblower handelt es sich um einen Polen namens Lukasz Krupski, der sich an Elon Musk für schlechte Behandlung rächen wollte und auf eine rasche Veröffentlichung des belastenden Daten-Materials drang. Diesem Wunsch allerdings konnte das „Handelsblatt“ nicht so schnell nachkommen, wie Krupski es wünschte. Denn zuerst musste, wie die beiden Investigativjournalisten berichteten, die Echtheit der Datei zweifelsfrei erwiesen sein. Sechs Monate dauerte diese Verifizierung, nachdem der Whistleblower dem Rechercheur Iwersen in einem Osloer Hotel vorgeführt hatte, wie einfach es ist, Tesla-Daten aus einem Laptop zu ziehen. In einem abseitigen Café hatte Iwersen dann Gelegenheit, Daten auf zwei mitgebrachte Festplatten zu übertragen.
Dann prüften sie, ob zum Beispiel die Daten über Tesla-Mitarbeiter stimmten oder erfunden waren. Dazu nutzten Iwersen und Verfürden das Netzwerk LinkedIn, in dem sich die Stationen von Berufstätigen zurückverfolgen lassen. Auch GPS-Daten verwiesen darauf, dass die im Datenschatz des Whistleblowers verzeichneten Tesla-Mitarbeiter dort beschäftigt sind, wo die schlecht geschützten Daten sie verorten.
Wie es um die Sicherheit bei Tesla bestellt war, zeigt sich übrigens daran, dass Krupski als Servicetechniker Zugang zu allem hatte. Das war so unglaublich, dass auch die „New York Times“ und andere Blätter später darüber berichteten.
Warum Whistleblower Krupski ausgerechnet Düsseldorfer Journalisten seine abenteuerliche Story angeboten hatte? Der Grund ist einfach: Amerikanische Journalisten hatten zunächst nicht angebissen.
Info Sönke Iwersen, Michael Verfürden: „Die Tesla Files. Enthüllungen aus dem Reich von Elon Musk“, C. H. Beck, 246 Seiten, 26 Euro.