Baugebiet ist in Gefahr

Zwischen der Stadt und dem Investor für Altenwohnungen in Tönisberg gibt es Streit.

Tönisberg. Bei den Planungen für das Baugebiet Helmeskamp gibt es Ärger: Der Investor für die Senioren-Wohnanlage (Name der Redaktion bekannt) ist sauer, weil er nach eigenen Angaben mehrfach umplanen musste. Ursprünglich sollte ein Komplex mit 14 seniorengerechten Wohnungen entstehen. Zudem plant der Bauherr eine Bäckerei mit „kleinem Café“. Und genau da liegt das Problem: Das Café ist zu groß für das Baugebiet.

„Am Helmeskamp sprechen wir von einem allgemeinen Wohngebiet“, erklärt Kempens Technischer Beigeordneter Stephan Kahl. „Das bedeutet, dass dort ausschließlich Wohnhäuser entstehen dürfen.“ Mit einer Ausnahme: „Kleine Verkaufs-Betriebe — zum Beispiel eine Bäckerei — sind erlaubt.“

Der Investor in Tönisberg dachte an einen etwa 120 Quadratmeter großen Café-Betrieb. Kahl: „Das ist planungsrechtlich nicht zu machen.“ Die Frage nach der erlaubten Größe für die Bäckrei sei aber nicht einfach zu beantworten. „Das ist flächenmäßig in keiner Satzung und keinem Gerichtsbeschluss festgelegt.“

Die einzige Richtlinie sei, dass der Betrieb nur ein Versorger für das Wohngebiet sein darf. „Ein gutes Beispiel für eine Bäckerei, die erlaubt wäre, ist der kleine Laden am Emilie-Horten-Platz im Kempener Süden“, ergänzt der Beigeordnete. Dort gibt es neben dem Penny-Markt eine Bäckerei mit Ladentheke und drei Tischen.

Am Helmeskamp hat der Investor gemeinsam mit dem möglichen Betreiber die Größe mittlerweile auf 70 Quadratmeter heruntergeschraubt. „Auch das ist aber zu viel“, sagt Stephan Kahl. Im Rathaus herrscht Unverständnis darüber, dass der Investor mit den Vorgaben nicht zufrieden ist. „Es war von Anfang klar, dass es diese Richtlinien gibt“, so Kahl. Spätestens seit April 2010 — damals stimmte der Rat für den Bebauungsplan — sei das festgezurrt. Im November habe die Stadt den Bauherren noch einmal schriftlich an die Vereinbarungen erinnert.

Hintergrund dafür, dass am Helmeskamp ein allgemeines Wohngebiet und kein Mischgebiet (plus gewerbliche Nutzung) entstehen soll, ist auch die Beschwerde eines Anwohners. Der hatte durch gewerbliche Betriebe zu viel Fahrzeugverkehr auf der neuen Stichstraße befürchtet. Die Straße führt vom Helmeskamp aus direkt am Grundstück des Anwohners vorbei (die WZ berichtete).

„Außerdem soll es ein Wohngebiet für Familien werden. Da passen keine gewerblichen Betriebe hin.“ Zur Erklärung: Neben dem Senioren-Wohnkomplex sollen zwölf bis 14 Ein- und Zweifamilienhäuser gebaut werden (siehe Grafik). „Am Bebauungsplan ist nicht mehr zu rütteln“, stellt der Beigeordnete klar. „Entweder es wird nach den Vorgaben gebaut oder gar nicht.“

Damit steht das Projekt auf der Kippe. Gegenüber der WZ machte der Investor deutlich, dass er Planungssicherheit braucht und spätestens im Mai mit dem Bau beginnen will: „Wenn keine baldige Einigung erzielt wird, werden wir im Nachbarort bauen.“ Dort könne er seine Vorstellungen verwirklichen.

„Wenn das Projekt platzt, täte mir das sehr leid“, erklärt Kahl. „Vor allem, weil die Gespräche mit dem Investor bislang konstruktiv waren.“ Deshalb werde die Stadt mit dem Investor nach Lösungen suchen. Aber: „Wenn er abspringt, schauen wir uns anderweitig um.“ Für den Beigeordneten steht fest, dass der Senioren-Komplex „ein entscheidendes Element des Baugebietes“ ist. Kahl: „Daran hängt die gesamte Planung.“