Krach beim Seniorenspiegel: Ehrenamtler gegen Vorstand
Die Redaktion der Zeitschrift ist nicht mehr im Amt. Es gibt Streit um die 100. Ausgabe.
Kempen. In der Senioren-Initiative (SI) kracht es gewaltig — genauer gesagt zwischen dem Vorstand des Vereins und der Redaktion des „Seniorenspiegels“. „Wir sind von unseren Ämtern enthoben worden“, sagt Dick van Rijn, Mitglied des vierköpfigen Redaktionsteams der Zeitschrift. Grund dafür sei ein Streit um die 100. Ausgabe des „Seniorenspiegels“.
Van Rijn: „Wir haben mit viel Mühe und Freude eine 20-seitige Jubiläumsausgabe erstellt. Erschienen sind jetzt nur vier Seiten, weil der Vorstand mit Texten der Redaktion nicht einverstanden war.“ Der ehrenamtliche Leiter der Zeitschrift hält die Gründe für diese Entscheidung für „an den Haaren herbeigezogen“.
„Als Herausgeber finanziert die SIdas Heft. Insofern haben wir ein Mitspracherecht“, begründet SI-Vorsitzender Jörgen Helfenritter die Entscheidung für die gekürzte Ausgabe. Konkret hätten dem Vorstand drei Dinge nicht gepasst. „Zum einen wurde ein Bericht über die neugegründete Stiftung des Vereins nicht veröffentlicht“, sagt Helfenritter. Außerdem sei ein Interview, das Dick van Rijn mit dem Vorsitzenden geführt hat, „nicht korrekt wiedergegeben worden“.
Dritter Grund sei ein Artikel über das inzwischen ausgeschlossene SI-Mitglied Klaus Göris. Er hat den „Seniorenspiegel“ vor 16 Jahren aus der Taufe gehoben und an 96 Ausgaben mitgearbeitet. Van Rijn: „Das wollten wir zum Jubiläum würdigen. Das hat dem Vorstand nicht gepasst.“ Zur Erklärung: Die Redaktion um Göris hatte bereits Mitte 2010 die Arbeit niedergelegt, weil es Unstimmigkeiten mit dem Vorstand um Jörgen Helfenritter (seit März 2010 im Amt) gab.
„Der Vorstand wollte damals, dass wir ihm jede Ausgabe vor Veröffentlichung vorlegen. Diese Art von Zensur wollten wir nicht mitmachen“, sagte Klaus Göris am Mittwoch zur WZ. Aus seiner Sicht ist der „Seniorenspiegel“ eine Zeitung für alle Kempener Bürger und nicht nur „ein Organ der SI“. Zur Jubiläumsausgabe meint er: „Wenn ich dieses mickrige Heft sehe, stehen mit die Tränen in den Augen.“
Durch das Wort „Zensur“ nimmt der Streit zwischen Redaktionsteam und Vorstand sogar juristische Formen an. Dick van Rijn hatte die Jubiläumsausgabe im Internet mit der Aufschrift „Zensur“ versehen. „Das können wir so nicht stehen lassen und prüfen juristische Schritte“, so Helfenritter. Van Rijn hat die Veröffentlichung im Netz inzwischen entfernt und sich dafür entschuldigt.
Darüber hinaus liegt dem Ehrenamtler eine Unterlassungforderung seitens des SI-Vorstandes vor. „Ich soll unterschreiben, dass ich die Original-Version nicht veröffentlichen werde. Andernfalls droht mir eine Strafe von 15 000 Euro“, sagt van Rijn. Dies werde er aber nicht unterschreiben: „Ich finde, da wird mit Kanonen auf Spatzen geschossen.“
Bleibt noch die Frage, ob der „Seniorenspiegel“ noch eine Zukunft hat. „Ja“, sagt Jörgen Helfenritter. „Es gibt interessierte Senioren, die an der Zeitung mitarbeiten möchten. Es werden demnächst Neuigkeiten erscheinen.“ Außerdem hofft der Vorsitzende, dass die Diskussionen jetzt ein Ende haben: „Dieses Thema, das vier Mitglieder losgetreten haben, ist dem Verein mit 2800 Mitgliedern nicht zuträglich. In der Initiative wird gute und wichtige Arbeit für die Kempener Senioren geleistet. Das sollte im Vordergrund stehen.“