Bürgermeisterkandidat Gareißen: Der geplante zweite Versuch
Nach der Niederlage 2009 versucht Andreas Gareißen (SPD) erneut Bürgermeister zu werden. Mit der WZ sprach er über seine Ideen für Kempen.
Kempen. WZ: Herr Gareißen, Kempen geht es im Vergleich zu anderen Kommunen wirtschaftlich gut. Die Stadt ist beliebt bei Alt und Jung. Macht Bürgermeister Volker Rübo denn so einen schlechten Job, dass er abgelöst werden muss?
Andreas Gareißen: Er macht sicher keinen schlechten Job, aber ich würde vielleicht manche Dinge anders machen. Manchmal habe ich das Gefühl, dass Herr Rübo seine Politik nur für die CDU macht. Das hat er auch schon in Reden vor seiner Partei betont. Kempen besteht aber nicht nur aus der CDU. Der Bürgermeister macht Klientelpolitik. Und das kann ich nicht gutheißen.
WZ: Wer wird aus Ihrer Sicht vergessen?
Gareißen: Ein Thema, das der Bürgermeister und die CDU völlig vernachlässigt haben, ist das preiswerte Wohnen in Kempen. Es gab lediglich einen Schaufenster-Antrag der CDU. Mit so einem Antrag wird wieder nichts passieren. Deshalb haben wir da auch nicht mitgestimmt. Es gibt aber klare Möglichkeiten, die wir Herrn Rübo schon aufgezeigt haben. Die Verwaltung muss sich mit den Handlungskonzepten des Bauministeriums auseinandersetzen. In Tönisvorst werden diese Konzepte als Grundlage für die Schaffung von preiswertem Wohnraum herangezogen. Warum nicht auch in Kempen?
WZ: Sie selbst arbeiten in der Krefelder Stadtverwaltung im Tiefbauamt. Wie beurteilen Sie denn die Führungsleistung von Herrn Rübo im Kempener Rathaus?
Gareißen: Ich weiß nicht, ob Herr Rübo immer noch der Chef im Rathaus ist. Die handelnden Personen sind andere. Herr Ferber (Erster Beigeordneter, Anm. der Redaktion) macht sein Ding, Herr Kahl (Technischer Beigeordneter, Anm. der Redaktion) macht sein Ding. Und Herr Rübo taucht als Leitfigur überhaupt nicht mehr auf.
WZ: Sie würden als Bürgermeister also eine andere Rolle einnehmen?
Gareißen: Ich würde das so umsetzen, dass ich derjenige bin, der die Leitlinien in der Verwaltung vorgibt.
WZ: Zur Sache: Welche Themen wollen Sie und die SPD bearbeiten?
Gareißen: Wichtige Themen sind für uns das bürgerschaftliche Engagement und die bürgernahe Verwaltung. Die Bürger wollen mitgenommen werden. Wenn Menschen sich einbringen, haben sie einen ganz anderen Bezug zur Politik. Deshalb finde ich es zum Beispiel schade, dass Anträge, die in diese Richtung gehen, abgelehnt werden. Jüngstes Beispiel ist ein Antrag der Grünen, dass die Bürger bei anstehenden Straßensanierungen in Kamperlings angehört werden sollen. Die Leute müssen das später bezahlen. Warum werden Sie nicht gefragt?
Gareißen: Das ist ein Dauerbrenner. Das werden wir immer wieder ansprechen. Es geht uns aber nicht darum, dass Leute entlassen werden. Es geht um Strukturen. So gibt es Kommunen in der Größe von Kempen, die haben einen Bürgermeister und dann folgen direkt die Abteilungsleiter. Dort gibt es keine Beigeordneten. In Kempen könnte man möglicherweise auch eine Ebene einsparen. Da muss man beachten, dass die Personalkosten inzwischen ein Viertel der Gesamtausgaben ausmachen.
WZ: Es muss aber zunächst eine Prüfung der Strukturen her.
Gareißen: Sicher. Im Jugendamt hat man ja zum Beispiel auf Ergebnisse der Gemeindeprüfungsanstalt reagiert. Dort sind Strukturen verändert worden. Das kann man nur loben. Aber warum weitet man solche Prüfungen nicht auf die gesamte Verwaltung aus?
WZ: Zu Ihnen persönlich: 2009 sind Sie als Bürgermeisterkandidat gescheitert. Warum wagen Sie jetzt einen erneuten Versuch?
Gareißen: Es war von vornherein so geplant. Die erste Nominierung habe ich als Startschuss zum Bekanntwerden gesehen. Jetzt bin ich seit fünf Jahren SPD-Fraktionsvorsitzender. Und jetzt ist die Gelegenheit, das unter Beweis zu stellen, dass unser Plan aufgeht.
WZ: Wie sehen Sie denn Ihre Chancen?
Gareißen: Wir wissen ja, wie in Kempen die Verhältnisse sind. Deshalb wird es nicht einfach. Erschwerend hinzu kommt, dass es sieben Kandidaten gibt. Das wird das Ganze noch mehr aufsplitten.
WZ: Aber die Anzahl der Bewerber ist doch für Sie als möglicherweise zweitstärkster Kandidat auch eine Chance, die Stichwahl zu erreichen.
Gareißen: Klar, darüber haben wir im Wahlkampfteam auch schon gesprochen. Wenn es normal läuft, würden Herr Rübo und ich in die Stichwahl gehen. Und darauf müssen wir uns schon jetzt entsprechend vorbereiten.
WZ: Ein Blick auf die Zahlen: 24,65 Prozent haben Sie 2009 geholt. Ist das ein Ziel für Sie?
Gareißen: Bei sieben Kandidaten wäre ich mit so einem Ergebnis hochzufrieden. Es ist schwierig, jetzt eine konkrete Aussage zu machen.
WZ: Zum Parteiergebnis: 2009 holte die SPD 22 Prozent, das entspricht neun Sitzen im Stadtrat. Das erklärte Ziel ist sicher, das auszubauen.
Gareißen: Auf jeden Fall. Neun Ratsmitglieder ist der absolute Tiefpunkt. Früher hatten wir 13 oder 14 Leute im Rat. Wir wollen auf jeden Fall wieder zweistellig werden.