Salz und Pfeffer-Aufführung in Vorst Der „Sauna-Gigolo“ sorgt für Lachtränen im Saal
Vorst · Mit der Premiere ihrer neuen Komödie riss die Laienspielgruppe „Salz & Pfeffer“ ihre Zuschauer im ausverkauften Haus Vorst mit. Die Besucher erlebten in der Vorster Therme eine schauspielerische Glanzleistung.
„Herzlich willkommen in der Vorster Therme. Ich hoffe, sie haben alle ihre Saunasachen mitgebracht. Uwe, Bademantel mitgebracht?“, mit seiner Begrüßung und der direkten Ansprache des Tönisvorster Bürgermeisters Uwe Leuchtenberg, der in der ersten Reihe sitzt, hat Christoph Zeletzki die ersten Lacher auf seiner Seite. Lange Vorreden gibt es aber nicht. Kurz wird betont, dass ein Handyklingeln eine Saalrunde kostet, was ob der ausfverkauften Vorstellung teuer würde, dann geht es los: Der Vorhang öffnet sich und gibt den Blick auf die Vorster Therme frei. Das neue Stück „Der Sauna-Gigolo“ von Andreas Wening läuft an. Drei Saunaliegen samt Ablage, Massagekabine, Tür zum Solarium und Anmeldung sind zu sehen. „Schwimmbad, Umkleide und Ausgang“ verkündet ein Schild an der Bühnenwand. Rechts geht es zur Sauna. „Gleich kommen die drei Lästermäuler wieder zur Frauensauna“, teilt Saunameisterin Rita Raffke (Anne Germes) hinter der Theke stehend ihrem Kollegen Max (Piet-Marten van Geffen) mit. „Die schon wieder“, stöhnt der, während er über die Liegen wischt. Schließlich geht es in der Vorster Therme hygienisch zu. Wer mit den Lästermäulern gemeint ist, erscheint Sekunden später auf der Bühne: In Bademäntel gehüllt, mit Handtuchturban und Badelatschen schweben die drei Saunagrazien herein. Synchron greifen sie in die Badetaschen, ziehen die riesigen Handtücher heraus und werfen sie über die Liegen.
Mehr oder weniger elegant hievt man sich auf die Liegen und schon geht es los. Warum Theresa Thomalla (Melanie Arnolds), Lisbeth Melzer (Judith Meier) und Ursel Hubschmidt (Maria Jansen) die Lästermäuler genannt werden, stellen sie sofort unter Beweis. Es wird über die Geschehnisse und insbesondere die anderen Frauen des Ortes gelästert, was das Zeug hält. Die von allen drei herrlich wiedergegebene Boshaftigkeit lässt bei den Zuhörern die Lachtränen kullern, zumal alles mit einer Mimik und Gestik untermalt wird, die das i-Tüpfelchen darstellt. Alles ist wie immer, als dann aber Hubschmidt erfährt, dass ihr Massagetermin bei Rita von einem Mann übernommen werden soll, ist das Geschrei groß, wobei Thomalla und Melzer nicht zögern auch im Beisein ihrer Saunafreundin kräftig über diese und ihr Gezeter herzuziehen.
Dabei verpassen sie zunächst den hereinkommenden neuen Masseur Sandro Kern (Uwe Schirmer) in seinem weißen sportlichen Outfit – und der haut Hubschmidt im wahrsten Sinne des Wortes um. Herrliche Szenen, als diese ihn angräbt, ihre Meinung zur Massage durch einen Mann ändert und die beiden anderen zunächst nichts mitbekommen, sondern fleißig weiter lästern. Bei Tipps für die Massage von Hubschmidt wie „Nehmen sie einen Steakklopfer für sie mit“ bleibt kein Auge trocken. Als die beiden allerdings in Richtung Theke und damit zu Sandro blicken, erfolgt eine 180 Grad-Wende. Der schnuckelige Masseur mit seinen vielen Komplimenten haut die drei Grazien, allesamt verheiratet, um. Es kommt wie es kommen muss, auch die beiden anderen wollen Massagetermine, aber es soll nicht so offensichtlich sein. Eine Pointe jagt die andere. Ob Hubschmidts Wadenkrampf in der Massagekabine, den die neben der Kabine lauschenden anderen alals heiße Liebesnummer interpretieren oder die heimlich und geschickt ausgeführten Attacken in Form von Schwimmflügelchen-Sabotage, Solarium-Manipulation und Creme-Verfeinerung, mit denen die drei sich versuchen gegenseitig aus dem Feld zu schlagen – die drei brillieren in ihren Rollen.
Dem stehen ihre Männer in nichts nach, denn Wolfgang Hubschmidt (Ulrich Leusch), Kasimir Thomalla (Martin Düker) und der etwas sehr begriffsstutzige Gerhard Melzer (Heinz-Josef Köhler), der mit seiner langen Leitung auf Vorster Platt immer wieder für breites Grinsen im Publikum sorgt, saunieren ebenfalls. Dank der biestigen Rita, die Sandro nicht in ihr Herz geschlossen hat und ihn vielmehr als „Billig Casanova“ beschreibt, sind sie bestens über den neuen Masseur und ihre Frauen informiert. Beim ersten Auftritt von Martin Losberg als homosexueller Kosmetiker Jerome Quast gibt es indes kein Halten mehr. Als er, schmuckbehangen in rosa Hemd und bunter Hose, den pinken Kosmetikkoffer in der Hand balancierend, tänzelnd hereinrauscht, mit Rita zusammenstößt und mit hoher Stimme ausruft: „Passen sie doch auf, sie dusselige Kuh. Sie bringen mir ja meine ganze Rougepalette durcheinander“, donnert Szenenapplaus durch den Saal.
Thomalla will aussehen, dass die Welt den Atem anhält, Jerome wirft ihr ein Handtuch über den Kopf und ruft laut: „Fertig“. Eine Lachsalve ist die Antwort. Es wird noch besser. Gemeinsam mit Arzt Dr. Julius Möbius (Thomas Wenders) tüfteln die Ehemänner einen Plan aus, um Sandro zu zeigen, wo es langgeht. Sie gehen als Frauen verkleidet in die Damensauna. Und was das heißt, lässt die Lachtränen kullern, zumal auch noch Roswitha Algengrün (Stefanie Floeth) als Besitzerin der Therme nun mitmischt und das Chaos perfekt macht. Es ist eine mitreißende, gekonnt präsentierte Vorstellung, bei der von Herzen gelacht wird und der Alltag für über zwei Stunden völlig vergessen ist.