Der Höllenhund trifft auf Dschingis Khan

Die Künstlergruppe Bunte Gans unterhält über 100 Gäste schaurig-schön.

Oedt. Die blutrote Sonne ist gerade hinter den Niersauen untergegangen, da tut sich etwas an der Burg Uda. Menschen strömen in gespannter Erwartung herbei, während schaurige Geräusche die surreale Szenerie zwischen Grablichtern, Burgturm und Fackeln einrahmen. Seit vier Wochen „wandert“ die Mobile Treppe der Künstlergruppe Bunte Gans von Ort zu Ort. Bis Samstag stand sie eine Woche lang an der Burg Uda.

Dorthin luden die Kreativen am späten Freitagabend zur szenischen Lesung. Unter dem Titel „Die Burgfrau und der Hund mit der glühenden Kette“ trugen Maren Rose-Hessler und Carsten Puke Variationen des „Höllenhund“-Themas vor. Dabei nutzen sie die Treppe als Rednerpult, während die Gäste auf den Uda’schen Grundmauern gegenüber des Turms sitzen und andächtig den Geschichten lauschen.

Diese haben es in sich: Puke trägt einen schwarzen Umhang mit Kapuze, ein Unheil verkündender Kauzschrei und mitternächtliche Glockenschläge sind die klangvollen Vorboten einer liebevoll gestalteten szenischen Lesung voll schaurig-schöner Geräusche. Da wird verdächtig verwegen gelacht, ein Sarg in der Niers versenkt und feinstes Leinen gesponnen. Als Grundlage dient die Burg Uda-Sage, die 1866 im Kempener Kreisblatt erstmals erschien.

„Endlich kommt Bewegung ins Dorf“, freut sich Margit Klausmann über die Kunstaktion. Sie hat ihren Mann Eckhard, Sohn Marius (15) und Tibet-Terrier Bhaira mitgebracht. „Das ist aber kein Höllenhund“, beruhigt sie. Lustig ging’s zu beim „Höllenhund-Song“ auf die Melodie von Dschingis Khan („He Köter, Oedter Köter“) sowie bei der Nachricht über Oedt, dem „Machtzentrum der Lokalterroristen“.

Und noch vor der Fackelshow mit Musik von Hang (Schweizer „Steeldrum“) und Cajon (Kistentrommel) tauchte der Hauptakteur des Abends auf: Der Höllenhund. Doch das Tier an der „glühenden Kette“, ein irischer Wolfshund namens Alvin, war nicht gefährlich, sondern freundlich. Schwanzwedelnd begrüßte er die Gäste der Lesung — der wahre Höllenhund ist eben doch nur eine Sage.