Warnschuss-Kanonen auf den Feldern sind eine Zumutung
Mit Kanonen verscheuchen Landwirte Vögel von ihren Feldern. Viele Kempener haben davon die Nase voll.
Kempen. „Seit einiger Zeit beschleicht mich das Gefühl, dass die Jagdsaison eröffnet worden ist. Regelrechte Salven von Schüssen werden auf den Feldern abgefeuert.“ Mit diesen Worten meldete sich Heinz Küsters von der Ludwig-Jahn-Straße am Montag bei der WZ. Der Kempener beschwert sich über Warnschuss-Kanonen, mit denen Landwirte auf ihren Feldern Vögel vertreiben.
Mit dieser Beschwerde steht er nicht alleine. „Beim Ordnungsamt sind mehrere Beschwerden eingegangen“, sagt Stadtsprecher Christoph Dellmans. Darunter auch die eines Anwohners von der Bergiusstraße im Hagelkreuz (Name der Redaktion bekannt).
„Ich habe mich schon im vergangenen Jahr beschwert. Das hat nichts gebracht. In diesem Jahr geht die Schießerei weiter“, sagt der Kempener. „Meine Kinder können nicht einschlafen, Meine Haustiere werden aufgeschreckt. Diese Böllerei ist eine Zumutung.“
Der Anwohner beschwert sich gezielt über eine Kanone, die auf einem Feld an der Straelener Straße steht — parallel zum Hagelkreuz-Viertel: „Diese Kanone ist nur etwa 30 Meter von der Straße entfernt — sie steht also direkt am Wohngebiet. Das kann doch nicht richtig sein.“ Etwa alle zehn Minuten würden drei Schüsse abgegeben. „Das geht schon um 5.15 Uhr los und dauert bis in den späten Abend.“
„Wenn das so ist, sollten die Anwohner sich beim Ordnungsamt melden“, sagt Stadtsprecher Dellmans. „Die Warnschüsse sind laut Gesetz jeden Tag nur zwischen 6 und 22 Uhr erlaubt.“ Wenn in dieser Zeit „gefeuert“ werde, könne die Stadt nichts dagegen tun.
„Man muss auch Verständnis für die Landwirte haben, die um ihren Ertrag fürchten“, sagt der Pressesprecher. Trotzdem nehme die Stadt die Anzeigen der Bürger ernst: „Aufgrund der Beschwerden haben Mitarbeiter des Ordnungsamtes schon bei einigen Landwirten ermittelt“, erklärt Dellmans. Nach seiner Aussage soll es in Kempen sieben Bauern geben, die die Kanonen einsetzen. Besonders auffällige Felder gebe es dabei nicht — auch nicht das an der Straelener Straße.
„Mit allen werden Gespräche geführt, damit die Kanonen zum Beispiel nicht direkt an einem Wohngebiet stehen“, so Dellmans. „Wir appellieren da an die Einsicht der Landwirte.“
Auf die hoffen auch die Anwohner der Bergiusstraße. „Es muss sich etwas tun. Wir lassen uns nicht mehr um 5.15 Uhr aus dem Bett schmeißen. Sollte sich nichts ändern, werden wir vielleicht eine Bürgerinitiative gründen“, sagt einer von ihnen.