Tipps aus der Niederrhein-Redaktion Die Fest-Musik der WZ-Redakteure
Abseits der üblichen „Stillen Nacht“ bieten wir Ihnen Tipps für den musikalischen Rahmen an Heiligabend.
Barbara Leesemann: Nach all den „Oh Tannenbaums“ und „O Du Fröhliches“ meiner Kindheit bis zur Kindheit meiner Kinder habe ich lange glücklich in einem Weihnachtslieder leeren Universum gelebt. Bis ich zufällig vor etlichen Jahren in einer ausgeprägten Chris-Rea-Phase auf „Driving Home For Christmas“ gestoßen bin und mich zunächst in die Melodie verliebt habe. Es war zwar Sommer, aber egal, ich habe dieses Lied immer wieder gehört und mich gut gefühlt. Nicht, weil ich so unheimlich gerne Weihnachten nach Hause gefahren bin. Sondern weil ich diese Zeit hinter mir habe.
Lange ging es alleine zu den Eltern erst nur 100 Kilometer später mit der eigenen Familie mehrere hundert und auch noch zusätzlich zu den Schwiegereltern: Staus, aufgedrehte Kinder, müde Eltern, darauf achten, dass niemand zu kurz in Zeit und Aufmerksamkeit kam. Besinnlich und friedlich war anders. Heute, wo ich es etwas ruhiger angehen lassen kann, entspannt mich „Driving Home For Christmas“. Beim Textteil „with a thousand memories“ erinnere ich mich, wie es einmal war und freue mich über das Jetzt umso mehr.
Tobias Klingen: Ich mache mir nicht wirklich viel aus Weihnachtsmusik. Im Haus meiner Eltern erklang eigentlich Jahr für Jahr die selbe Weihnachtsplatte mit Klassikern wie „Stille Nacht“ oder „O du fröhliche“. Was jetzt aber definitiv nicht heißen soll, dass ich stimmungsvolle Lieder wie diese nicht mag.
Als Mitglied der Rock- und Metalfraktion höre ich außerhalb der festlichen Tage Bands wie Metallica, Nirvana oder die Foo Fighters. Letztere haben es inzwischen dauerhaft in mein Festagsprogramm geschafft. Nach Essen und Bescherung lauschten meine Frau und ich in den vergangenen Jahren dann und wann dem Akustik-Album der Foos: „Skin And Bones“. Möglicherweise werde ich auch in diesem Jahr an die entsprechende Stelle des CD-Schranks greifen. Foo-Fighters-Klassiker wie „Everlong“, „Best Of You“ oder „Times Like These“ gehen ohne Verstärker ebenso gut ins Ohr. Die Texte von Frontmann Dave Grohl regen zum Nachdenken an — und das passt doch zu Weihnachten.
Vor allem mein etwa zweieinhalbjähriger Sohn Moritz sorgt aber in diesem Jahr dafür, dass die weihnachtliche Musik Einzug in unser Haus gehalten hat. Seit Ende November mache ich nahezu jeden Tag einen gesanglichen Ausflug in die „Weihnachtsbäckerei“ von Rolf Zuckowski. Die Begeisterung in den Augen meines Sohnes, das laute Klatschen und seine helle, fröhliche Stimme bringen mich in Weihnachtsstimmung. Einfach nur schön — vielleicht mache ich mir doch etwas aus Weihnachtsmusik. Das Christkind kann auf jeden Fall kommen.
Kerstin Reemen: Sie ist wahrscheinlich die meistgespielte CD bei mir zu Hause. „Rock Christmas Best Of“, erschienen im November 2000, bestimmt seit 16 Jahren alle Jahre wieder ab Ende November die musikalische (Vor-)Weihnachtsbeschallung in unseren vier Wänden. Mal lauter (Lied 3 von CD 1, Wham, „Last Christmas“), mal leiser (CD 2, Lied 5, „Cold, Cold Christmas“), Wham ist ein Hit aus Jugendtagen, der immer wieder aufs Neue funktioniert. Ich werde nicht müde ihn zu hören. Genauso übrigens wie Chris Reas „Driving Home For Christmas.“
An Heiligabend aber freue ich mich persönlich auf ein Instrumentalstück, das ich vor ein paar Jahren auf dem „Christmas Album“ von Star-Trompeter Till Brönner (von 2007) entdeckt habe: „We Wish You A Merry Christmas/Joy To The World“ ist nur zwei Minuten lang, aber von einer erhabenen Intensität. Feierlich, festlich, feinjazzig, voller Gefühl. Ein besonderer Moment, mit dem man die Bescherung einläuten kann. Dabei haben Wham, Rea, Brönner und Co. erst mal Sangespause. Denn dann ist Zeit für den Familienchor.
Werner Dohmen: Ich singe leidenschaftlich gerne Weihnachtslieder — vor allem mit der Familie, wie erst jüngst beim gemeinsamen Plätzchenbacken. Doch je nach Stimmung und Situation greife ich auch in den CD-Schrank und krame wieder meine Lieblings-Festtags-Alben hervor, die im Sommer immer in die zweite Reihe des Regals verbannt werden. „The Christmas Song“ von Frank Sinatra ist so ein Klassiker, an dem ich mich nicht satt hören kann. Ol’ Blue Eyes singt das Lied so unvergleichlich cool, dass man glaubt, die Schneeflocken tanzen zu sehen und das Kaminfeuer prasseln zu hören. Gerne lasse ich darauf noch Dean „Dino“ Martin folgen, der bei der Aufnahme zu „Rudolph The Red Nose Reindeer“ sicher schon ein, zwei Glühweinchen intus hatte.
Wenn’s weniger besinnlich sein soll, darf The Slade nicht fehlen. Zu „Merry Christmas Everybody“ drehe ich die Anlage auf volle Lautstärke und reiße die Terrassentür weit auf. Damit auch die lieben Nachbarn ein bisschen in Weihnachtsstimmung kommen.
Peter Korall: Es darf ruhig richtig klassisch sein: „Stille Nacht“ mag ich zum Festauftakt, wenn ich am Nachmittag des Heiligen Abend alleine im heimischen Wohnzimmer bin. Dann darf Campino von den Toten Hosen den Song rausschreien. Später, wenn die Familie am festlich gedeckten Tisch sitzt oder vor dem Baum steht, darf’s dann Frank Sinatra sein, der dieses Lied singt.
Zurück zum Nachmittag: Es macht besondere Freude, „Christmas Time Again“ von der Südstaaten-Legende Lynyrd Skynyrd zu hören. Und wenn das das noch gefolgt wird vom „Christmas Blues“ und Canned Heat, wird’s langsam mit der weihnachtlichen Stimmung. Dann wird’s irgendwann Zeit, den Kollegen Werner Dohmen anzurufen und gemeinsam Noddy Holders The Slade zu hören: „Merry Christmas Everybody“.
Später am Abend ist es nicht mehr wichtig, wer Versionen der Weihnachtslieder singt. Nur: Zu süß müssen sie nicht sein. Dafür hat man ja das Gebäck.