Die Scheifeshütte ist wieder mit Leben gefüllt

Die ehemalige Bauernhofanlage in St. Hubert wird seit einiger Zeit als Jugendhilfe-Einrichtung genutzt. Gestern war offizielle Eröffnung.

Die Scheifeshütte ist wieder mit Leben gefüllt
Foto: Kurt Lübke

St. Hubert. Alex ist mit 17 Jahren derzeit die älteste Bewohnerin in der Scheifeshütte. Zusammen mit einem anderen Mädchen wohnt sie im Anbau in der „Teenager-WG“. Alex besucht noch die Schule und bereitet sich gerade auf das Abitur vor. Nach der Trennung ihrer Eltern gab es immer wieder Schwierigkeiten aufgrund der Wohnsituation beim Vater oder bei der Mutter. Jetzt wohnt Alex schon seit einigen Wochen an der kleinen Anliegerstraße in St. Hubert.

In der sogenannten Trainingswohngemeinschaft haben die Jugendlichen einen eigenen Haustür-Schlüssel. Sie sollen das selbstständige Leben lernen. „Die Mädchen haben bei uns Freiheiten und Pflichten wie in jeder Familie. Sie müssen an Wochentagen spätestens um 22 Uhr nach Hause kommen, es gibt hier ein Zigaretten- und Alkoholverbot. Auch Arbeiten im Haushalt und Einkäufe gehören zu ihren Aufgaben.“ Das sagt Martina Pietras, die Leiterin der neuen Jugendhilfeeinrichtung. Derren Betrieb läuft bereits seit Anfang November, gestern Morgen fand nun die offizielle Eröffnung statt. Anwesend waren unter anderem der stellvertretende Kempener Bürgermeister Otto Birkmann und Thomas Krützberg, der in Duisburg das Familien- und Sozialdezernat leitet.

Die ehemalige Bauernhofanlage ist bereits seit 1991 im Besitz des Diakoniewerks Duisburg und wurde bis Dezember 2016 als Drogenfachklinik für Frauen genutzt. Diplom-Psychologin Pietras hatte damals die stellvertretende Leitung inne. Als dann aus finanziellen Gründen das Aus kam, schien die Zukunft zunächst ungewiss. Dann entschied man sich in Duisburg für eine andere Weiternutzung. Für die Bedürfnisse von Kindern waren umfassende Modernisierungsmaßnahmen erforderlich.

Die verschiedenen Angebote sind räumlich und inhaltlich voneinander getrennt. Es gibt drei separate Eingänge: Auf der linken Seite des Gebäudes befindet sich ein Anbau - das „eigene Reich“ für die Teenager. Betritt man das Haus von der rechten Seite, gelangt man in die Gruppe für die Mädchen und Jungen bis sechs Jahre. Derzeit leben hier vor allem Kleinkinder und Babys. Elf Mitarbeiter sollen eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung ermöglichen. „Ein Elternteil, meist ist es die Mutter, kann mit aufgenommen werden“, erklärt Pietras. Die Eltern-Kind-Zimmer befinden sich im Obergeschoss, während unten gespielt, gekrabbelt und gegessen wird.

Der mittlere Eingang des Gebäudes führt in die Regelwohngruppe für Kinder von 6 bis 14 Jahren. Sie gehen auf die nahegelegene Grundschule oder die weiterführenden Schulen in Kempen. Außerdem sind einige in Vereinen aktiv. Die Mütter der Jüngsten gehen in Kempen und St. Hubert einkaufen. Kurz: Die Menschen aus der Einrichtung leben nicht abgeschottet, sie gehören mit zum Stadtbild. Sie stammen unter anderem aus Kempen, Krefeld und Duisburg, aber auch aus weiter entfernt liegenden Jugendamtsbezirken. Über die zuständigen Jugendämter läuft die Finanzierung der Betreuung.

Mit vier Wochen ist Juliano aktuell der jüngste Bewohner der Scheifeshütte. Seine Mutter war laut Diakonie nach der Geburt mit der Pflege des Neugeborenen überfordert. „Juliano und seine Mutter haben wir von Anfang an intensiv begleitet“, erzählt Martina Pietras. „Wir haben der jungen Frau gezeigt, welche Temperatur für die Babymilch ideal ist, wie wichtig ein strukturierter Tagesablauf ist — und wir üben auch schon die Zubereitung des ersten Gemüsebreis.“