Doping: Rennsport für Klub rotes Tuch

Radrennen-Absage: Der RSC setzt vorerst auf unbefleckte Touristik-Fahrten.

Kempen. Inge Siegel (Foto), Vorsitzende des Kempener Radsportclubs (RSC), hat die Nase voll von der Diskussion um das abgeblasene Radrennen "Rund um die Burg".

"Ich möchte alle Kempener, die jetzt Leserbriefe schreiben oder sich zu Wort melden, auffordern, die Ärmel hochzukrempeln und das Rennen selbst zu organisieren", sagt die 72-Jährige unwirsch. "Für mich ist die Entscheidung gefallen. In diesem Hickhack müssen klare Verhältnisse geschaffen werden."

Der Verein habe sich gemeinsam mit den Sponsoren entschieden, das für den 7. Oktober geplante Rennen ausfallen zu lassen und somit ein Zeichen gegen den Doping-Sumpf im Profi-Radsport zu setzen. Eine abgespeckte Version nur mit Amateuren sei für die 50. Ausgabe des Rennens ebenfalls nicht in Frage gekommen.

Inge Siegel, RSC-Vorsitzende

"Wir werden uns nicht erpressen lassen", betont Siegel, dass für sie in Sachen Radrennen kein Diskussionsbedarf mehr besteht. Im Übrigen stünde der RSC mit der Entscheidung nicht alleine da; auch in anderen Städten seien Rennen abgesagt worden. Auch in Hamm oder Karlsruhe werden Rad-Veranstaltungen deshalb gestrichen.

Ob das Jubiläums-Rennen im nächsten Jahr stattfinden kann, ist noch offen. "Der Radsport-Verband muss sich klar gegen Doping aussprechen. Und auch unsere Sponsoren müssen bereit dafür sein. Bisher kann man nur spekulieren", so Siegel.

Peter Gries (37) ist Prokurist von Griesson-de Beukelaer. Der Keks-Hersteller ist seit über zehn Jahren ein wichtiger Förderer des Rad-Klassikers "Rund um die Burg", zusammen mit Stadtwerken und Sparkasse. Mit seinem Rückzug aus dem Radrenn-Sponsoring wegen Doping hat Gries eine Diskussion losgetreten.

Herr Gries, machen Sie die vielen kritischen Stimmen aus Kempen nachdenklich, die trotz Doping gerne ein Jubiläums-Radrennen fordern?

Peter Gries: Natürlich, das kann ich nachvollziehen. Aber das ändert nichts an unserer Haltung, dass wir den Radsport unter diesen Vorzeichen nicht weiter unterstützen. Als ich Frau Siegel damit konfrontiert habe, bin ich ja auch offene Türen eingerannt.

Schließen Sie generell eine weitere Unterstützung des Radsports aus, oder könnten Sie sich eine Rückkehr ins Kempener Sponsoren-Boot vorstellen?

Gries: Ich sage nie nie. Wenn der Dopingsumpf trocken gelegt ist und Kempen ein überzeugendes Konzept vorlegt mit ausschließlich Amateurfahrern - warum sollten wir dann nicht wieder dabei sein. Das Fass zum Überlaufen gebracht hat ja auch, als es hieß, dass ein belasteter Fahrer wie Erik Zabel als Zugpferd geholt werden sollte.

Sehen Sie sich als Sündenbock dargestellt? Schließlich haben Sie den ersten Schritt getan, dass eine Kempener Traditions-Veranstaltung gestrichen worden ist.

Gries: Natürlich stellt der eine oder andere uns in diese Ecke. Aber es hängt doch nicht ausschließlich an uns, das wäre ja auch traurig. Aber wir haben bundesweit viele positive Stimmen bekommen, dass wir ein Zeichen gesetzt haben und den Mut hatten, uns aus diesen üblen Geschichten auszuklinken.