Auszeichnung Ein Heim für Tick und andere Fledertiere
In Grefrath wurde erstmals ein „freundliches Haus“ für Fledermäuse ausgezeichnet.
Grefrath. Der kleine Tick hatte großes Glück: Er überstand den Sturz aus seiner Bruthöhle. Einen seiner Artgenossen hatte Ursula Buttgereit tags zuvor nur noch tot vor ihrer Tür gefunden. Die Bewohnerin des Hauses Nummer 34 an der Grefrather Dunkerhofstraße entsorgte den winzigen Kadaver, den sie zunächst für ein Vogelküken hielt.
In Tick aber war noch hörbar Leben: Das Fledermausjunge fiepte kläglich. „Außerdem umklammerte er meinen Finger und krallte sich in meinem Pullover fest“, erzählt die 60-Jährige. Da sie nicht wusste, wie sie mit dem offensichtlich hilfsbedürftigen Fledertier umgehen sollte, wandte sie sich an ihre Nachbarin Annerose Koch. Diese empfahl Rolf Brandt vom örtlichen Naturschutzbund (Nabu), der wiederum den Kontakt zu Manuela Menn herstellte. Die Viersenerin betreibt eine „Fledermaus-Ambulanz“.
Sie nahm Tick an sich und päppelte die Zwergfledermaus sechs Wochen lang auf — zunächst mit Katzenwelpenmilch, dann mit Mehlwürmern. „Anfangs wog er nur 1,8 Gramm. Am Ende waren es fünf Gramm“, erzählt sie. An einem Schaschlikspieß hängend lernte die Fledermaus das Fliegen.
Der beherzte Einsatz von Ursula Buttgereit im vergangenen Sommer wurde am Freitag ausgezeichnet. Der Nabu NRW verlieh die Plakette „Fledermausfreundliches Haus“. Während beispielsweise in Willich schon einige Gebäude diesen Titel tragen, war es in Grefrath eine Premiere. 180 Häuser im gesamten Bundesland haben die Naturschützer bislang ausgezeichnet, Dutzende weitere Bewerbungen gibt es.
Hauseigentümer oder Mieter können nach Angaben von Projektkoordinatorin Sarah Sherwineine Menge tun: „Zum Beispiel durch das Schaffen von Einflügen zum Dachboden oder das Aufhängen spezieller Kästen.“ Auch wer schlicht Fledermäuse unter seinem Dach oder auf seinem Grundstück duldet, könnte sich um die bunte Plakette für die Hauswand bewerben.
Ursula Buttgereit hat die Tiere seit dem Erlebnis mit ihrem flatternden Untermieter ins Herz geschlossen. Inzwischen ist Tick auch wieder von Viersen an die Dunkerhofstraße gezogen. „Vor seiner Auswilderung durfte ich ihn noch einmal kurz in den Händen halten“, sagt sie. Und dann sei er ganz schnell weggeflogen. Doch bis heute, so ihre Vermutung, würde er mit Artgenossen über ihrem Garten kreisen. Vielleicht verkriecht er sich ja tagsüber in dem selben kleinen Spalt in der Hauswand, aus dem er damals vor ihre Füße gefallen war.