Grefrath Uchiki Kuri und Stripetti lieben die Sonne

Die Kürbisernte läuft bei Maria und Manfred Kudlich auf Hochtouren. 30 bis 40 essbare Sorten haben sie im Angebot.

Süchteln/Grefrath. Wäre mir Uchiki Kuri im Quizduell begegnet, ich hätte auf die Bezeichnung eines Judo-Wurfs getippt. Doch dieser Kuri hat aber auch nicht im Entferntesten etwas mit einem Uchi-Mata-Makikomi, einem eingerollten inneren Schenkelwurf, zu tun. Uchiki Kuri ist eine orange-rote, mittelgroße Kürbis-Sorte, die bis zu 2,5 Kilogramm schwer werden kann. Kuri braucht wohl noch eine Weile, um es — wie der deutlich gängigere Kürbis-Name Hokaido — auf die Einkaufslisten der Herbstküche zu schaffen.

Grefrath: Uchiki Kuri und Stripetti lieben die Sonne
Foto: Kurt Lübke

Maria Kudlich kennt sie alle und noch viele mehr. Seit gut zehn Jahren säen, ziehen und ernten sie und ihr Mann Kürbisse — „30 bis 40 Sorten der essbaren Sorten werden es sein“, zählt sie gedanklich durch. Die kleineren dekorativen Zierkürbisse hat sie da noch nicht einmal hinzugerechnet.

Die Einfahrt zu ihrem Hof an der Grefrather Straße 228 in Dornbusch ist in diesen Wochen bunt gefärbt wie der junge Herbst: Ein sattes Rot-Orange, Orange, Gelb, dunkle und helle Grüntöne, die Schalen glatt oder gerippt, mit und ohne Punkte, Riefen oder Knöllchen, die Formen der Kürbisköpfe rund wie ein Ball, länglich wie eine aufgeblasene Zucchini oder geformt wie eine Bischofsmütze, die dem Kürbis gleich den Namen gibt. Auch „rote und gelbe Zentner“ sind dabei: „Diese Sorte wächst hier am Niederrhein besonders gut“, sagt Maria Kudlich.

Die blühenden Grünstreifen der Euroga, die 2002 den Verlauf des Nordkanals säumten, brauchten die Kudlichs auf Umwegen auf die Idee, Kürbisse anzubauen: „Die Blumen wuchsen auch hier an der Straße. Damals fragten uns Leute immer wieder nach Blumen, die sie kaufen wollten. Da entschlossen wir uns, ein Selbstpflückerfeld anzulegen.“ Seitdem wachsen Gladiolen, Sonnenblumen, Dahlien und andere Blüten in Hofnähe. „Dann fragte uns die Frau, die uns das Saatgut für die Blumen verkaufte, ob wir nicht auch Kürbisse aussäen wollten.“ Überlegt und zugestimmt; gesagt, getan. Seitdem wachsen auf einem Feld der Kudlichs, ein halber Hektar auf Grefrather Gebiet, Kürbisse in jeder Größe.

„Unser Feld ist fast abgeerntet“, sagt Maria Kudlich und führt über den Acker, der geschützt vor Wind und Langfingern, mitten in einem Maisfeld liegt. Manche Blätter der Kürbispflanzen lassen den Herbst schon mehr als erahnen. Nur noch hin und wieder leuchtet einer der tieforangen oder knallgelben Kürbisse durch. Hege und Pflege, Unkraut jäten und Ernte sind Handarbeit. Ein Messer und Vorsicht reichen: „Wir lassen möglichst viel Stil am Kürbis“, sagt Maria Kudlich. An diesem praktischen Griff sollte man den Kürbis aber nicht davontragen. Besser ist es, je nach Größe und Gewicht, ihn mit beiden Armen zu umfassen. So robust die Kulturpflanze auch ist — eine Beschädigung der Schale lässt sie schneller faulen.

„Der Kürbis mag die Wärme“, sagt Maria Kudlich. Im Schnitt benötige die Art 90 Reifetage. Nur der Muskatkürbis sehnt sich nach deutlich mehr Zeit. Einmal geerntet, lassen die Kudlichs die Kürbisse in der Herbstsonne nachreifen. Seit Anfang August läuft die Ernte, vor nächtlichen Minustemperaturen müssen die Kürbisse auf jeden Fall vom Feld in Kisten und Körbe. „Nasse Böden und Frost mögen sie nicht. Am besten lagert man sie kühl und trocken.“

Der Oktober ist der Hauptabsatzmonat für den Kürbis, die Tage vor Halloween sowieso. Gleich mehrere Halloween-Sorten gehören zum Sortiment. Aber auch in der Küche wird die Feldfrucht immer beliebter: „Ich mag die Suppen besonders“, sagt Maria Kudlich: „Meine Mutter ist 77 und kocht furchtbar gern Kürbissuppen. Sie probiert auch neue Rezepte aus, Auflauf zum Beispiel.“ Was da so zubereitet wird, ist auch gesund, sagt die Landwirtin: „Im Kürbis stecken viele Vitamine und Mineralstoffe. Sein Genuss soll sich auch positiv auf die Cholesterinwerte auswirken.“ Aber auch die schnelle Küche wird bedient: Der kleine Mirkowellen-Kürbis eignet sich dafür. Deckel ab, Kerne und Fasern raus und mit Zwiebeln, Ketchup und Sahne füllen oder mit Kräuterkäse. Rein in die Mikrowelle, erhitzen und auslöffeln.

Praktisch ist auch der Spagettikürbis. Er wird erst ganz in Wasser gekocht, und, wenn er die Gabelprobe besteht, angeschnitten. Man kann ihn mit Gorgonzola überbacken. Und wenn man dann mit der Gabel in den „Stripetti“ hinein sticht, ziehen sich die Fasern wie Spaghetti.