Tote Tiere gefunden Enten mit Vergiftungs-Erscheinungen an der Niers gestorben - Gefahr auch für Hunde

Oedt/Mülhausen · Insgesamt 30 Wildvögel wurden an der Niers geborgen – 16 von ihnen tot. Familie Pfeiffer aus Oedt päppelt die kranken Tiere auf. Der Kreis Viersen warnt vor allem Hundebesitzer.

 Nadine Ehms vom Verein „Notfelle Niederrhein“ hat eine der verendeten Stockenten an der Niers fotografiert.

Nadine Ehms vom Verein „Notfelle Niederrhein“ hat eine der verendeten Stockenten an der Niers fotografiert.

Foto: Notfelle Niederrhein/Nadine Ehms

„Die Tiere sind völlig daneben“, beschreibt Dirk Pfeiffer den Zustand von 14 Stockenten, die am Montagmittag im Behandlungsraum der Familie an der Johannes-Girmes-Straße in Oedt fast regungslos sitzen. Die Pfeiffers hatten am Sonntag – aus der Not geboren – schnell ihre gemauerte Fahrradgarage ausgeräumt und für die schwererkrankten Wildvögel Platz gemacht. Dirk Pfeiffer und seine Frau Birgit hatten die Wildenten am Sonntagmorgen an der Niers zwischen Fluchtburg und Neersdommer Mühle gefunden.

„Meine Frau hatte bei Facebook in der Grefrath-Gruppe gelesen, dass Leute, die eine Kanutour gemacht hatten, tote und kranke Enten auf der Niers gesehen haben.“ Darauf habe seine Frau über das soziale Netzwerk angefragt, ob etwas unternommen worden sei. Eine Antwort blieb aus, weshalb sich das Paar, das zurzeit Urlaub hat, auf den Weg zur Niers gemacht hat. „Meine Frau hatte vorher im Internet recherchiert, was man bei Vergiftungen, und davon sind wir ausgegangen, machen kann. Sie fand auch eine Rezeptur für eine Elektrolyt-Lösung“, sagt Pfeifer. Vorort fischte das Paar tote Tiere aus der Niers und der Böschung und packte drei kranke Stockenten in Boxen. „Wir konnten die Tiere einfach so anfassen. Die konnten noch nicht mal mehr den Kopf heben. Normalerweise fliegen die Enten sofort weg, wenn man sich ihnen nähert“, so der Oedter.

Helfer von „Notfelle Niederrhein“ sind involviert

Und es begann nach seiner Erzählung eine telefonische Odyssee auf der Suche nach Hilfe von Tierarzt, Behörden, Auffangstationen und ähnlichen Organisationen. Ohne Erfolg. Allein Nadine Ehms vom Verein „Notfelle Niederrhein“ aus Viersen habe sich gemeldet und sich auf den Weg gemacht. Schließlich hat das Ehepaar mit den drei Enten zunächst eine Tierklinik in Mönchengladbach aufgesucht. „Wir wurden wieder weggeschickt, weil sagten, wie könnten die Enten nicht spritzen“, berichtet Dirk Pfeiffer. Also wurde eine Tierklinik in Düsseldorf, die auf Wildtiere spezialisiert ist, angesteuert.

Dort habe man sie zunächst nicht behandelt, da die Frage der Kostenübernahme nicht klar war. „Der Erpel hatte schon einen grünen Schnabel und sah echt schlecht aus. Normalerweise ist der gelb“, so Pfeiffer. Erst als er die Kosten für die Behandlung – am Ende waren es 73 Euro – übernommen habe, wurden die Stockenten behandelt. Sie erhielten eine Aufbauspritze und das Oedter Paar Schläuche für Magensonden und Elektrolyt-Lösung sowie eine Unterweisung für die Behandlung. „Uns wurde gesagt, am besten sei es, die Tiere einzuschläfern“, ist Pfeiffer noch einen Tag später empört. Zumal sich die Pflege, die seine Frau, sein 15-jähriger Sohn Nils und er den Tieren bisher angedeihen ließen, ausgezahlt hat: „Sie leben noch.“

Zurück in Oedt kehrte das Ehepaar an die Niers zurück, wo der Verein Notfelle weiter aktiv war und die Pfeiffers zusätzliche 14 Enten mit in ihre „Krankenstation“ genommen haben. Von denen bis Montagnachmittag vier verendet waren. Die zweite Vorsitzende von Notfelle, Nadine Ehms, hat den Pfeiffers sehr geholfen, in dem sie weitere Schläuche und Elekrolyt-/Kochsalzlösung zur Verfügung gestellt hat. Denn die Tiere bekommen alle eineinhalb Stunden 15 Milliliter der Flüssigkeit. „Das funktioniert wie bei der Gänsemast, Schlauch in den Hals und über eine Spritze die Flüssigkeit einflößen“, erklärt Pfeiffer.

 Birgit Pfeiffer (r.) und Freundin Evelyn Mangelmann kümmern sich in Oedt um die erschöpften Enten.

Birgit Pfeiffer (r.) und Freundin Evelyn Mangelmann kümmern sich in Oedt um die erschöpften Enten.

Foto: Reimann, Friedhelm (rei)

Der Tierfreund hatte am Montag die Untere Jagdbehörde kontaktiert, um über den Vorfall zu berichten. Insbesondere, weil der Jagdpächter des dortigen Reviers auf Anrufe nicht reagiert hat, so der Oedter. Hilfe sei von dort nicht gekommen. Der auch gefragt hatte, wer die Tierarztkosten übernimmt. „Mir wurde nur in Aussicht gestellt, eventuell eine Anzeige wegen Wilderei zu bekommen. Weil ich ja Wildtiere entnommen hätte.“

Auch Nadine Ehms hat sich die Finger am Sonntag nach eigenen Angaben „wundtelefoniert“. „Leider waren die Aufpäppelstationen alle belegt. Aber von der Tierrettung in Düsseldorf haben wir wertvolle Tipps bekommen und von auch Philippe Niebling von der Unteren Naturschutzbehörde“, sagt Ehms im WZ-Gespräch. Bis Montagmittag waren laut Ehms 30 Enten aus der Niers geholt worden. 16 davon waren schon verendet. Für den späten Nachmittag hatte sie zu einer weiteren Suchaktion aufgerufen.

Blaualgen könne auch für Hunde gefährlich werden

Was den Stockenten so schwer zusetzt, sind Blaualgen. Das teilte der Kreis Viersen auf Anfrage mit. Die Todesursache werde vom Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt in Krefeld untersucht. „Eine Ursache für den Tod der Enten könnte die Nervenkrankheit Botulismus sein. Sie wird durch verschiedene Formen der sogenannten Cloristidien verursacht. In Gewässern wird das Nervengift von Blaualgen im Zersetzungsprozess freigesetzt. Die Algen konnten sich aufgrund der hohen Temperaturen in den vergangenen Wochen stark vermehren“, so Kreispressesprecher Markus Wöhrl. Die betroffenen Tiere zeigten Krankheitssymptome wie Lähmungserscheinungen und Atembeschwerden. Es gebe auch Berichte über eine verstorbene Stockente an den Nette-Seen. Doch nicht nur für Enten sind Blaualgen gefährlich. Der Kreis Viersen rät in einer Mitteilung, „vor allem Hunde in Gewässernähe an die Leine zu nehmen und nicht im Wasser baden zu lassen“.