Ex-Bürgermeister Hensel: „Geburtstag war meist Nebensache“

Ex-Bürgermeister Hensel wird am Montag 70 Jahre alt.

Kempen. Seitdem Karl Hensel 1973 nach Kempen gekommen ist, steht er im Schatten eines Mannes: des Heiligen Martin. Denn der frühere Bürgermeister hat am 10. November Geburtstag, am Tag des großen St. Martinszuges. Am Montag wird Hensel 70 Jahre alt.

„Mein Geburtstag war meist nur Nebensache“, sagt Karl Hensel. Als Vater von vier Söhnen hatte er am 10. November meist andere Sorgen: „Sind alle Fackeln fertig? Wird es regnen? Müssen wir eventuell noch Plastik über die Fackeln ziehen?“ Solche Fragen hätten stets im Fokus gestanden.

Im Fokus der Öffentlichkeit stand Hensel über Jahre als Stadtdirektor und erster hauptamtlicher Bürgermeister. Das vermisst der Jurist, der seit 2009 im Ruhestand ist, nicht: „Ich bin froh, dass ich damit nichts mehr zu tun habe.“ Trotzdem verfolge er intensiv, was in Kempens Verwaltung und Politik passiert. „Natürlich interessiere ich mich für die Entwicklung unserer Stadt.“ Diese voranzutreiben, fällt einer Verwaltung laut Hensel heutzutage immer schwerer: „Die Mehrheitsverhältnisse im Rat sind anders, die Meinungen vielfältiger.“

Aktuelle Diskussionen betrachtet der frühere Verwaltungs-Chef kritisch aus der Distanz — zum Beispiel die Debatte rund um die Neubaupläne der Firma Ralf Schmitz an der Peterstraße. Die Kritik aus der Bevölkerung an den Plänen im „Klosterhof-Stil“ überraschen Hensel nicht. „Der Klosterhof ist in Ordnung. Die Altstadt verträgt dieses Gebäude.“ An anderer Stelle — zum Beispiel an der Peterstraße — sollte dieser Baustil aber „dosiert eingesetzt werden“.

Insgesamt sieht Hensel die Entwicklung Kempens positiv. Die Stadt sei wirtschaftlich gut aufgestellt. Dass er dazu einen Teil beigetragen hat, macht den 70-Jährigen stolz. Für den Stadtdirektor und Bürgermeister Hensel war Wirtschaftsförderung immer Chefsache: „Ich habe viele Gespräche mit jungen Unternehmern geführt. Nur so spürt man, ob die Chemie stimmt.“ Aus einigen „kleinen Unternehmen“ sind steuerkräftige Firmen geworden: zum Beispiel Clatronic und Lackwerke Peters. Hensels letzter Coup war, die Absatzzentrale (AZ) aus Krefeld nach Kempen zu locken. „Für mich war immer wichtig, wie viele Arbeitsplätze ein Unternehmen anbieten kann“, sagt Hensel.

Zur Geschichte von Karl Hensel zählt auch das Kapitel „Krise im Krankenhaus“. Nach seiner Karriere als Bürgermeister stand er als Aufsichtsratschef im Hospital in der Verantwortung. Und im Krisenjahr 2011 in der Kritik. „Das war wohl das schlimmste Jahr, das ich hatte“, sagt Hensel sichtlich bewegt. Umso mehr freue es ihn, dass das Hospital in den Händen des Eigners Artemed eine gute Entwicklung nimmt. „Es macht mich glücklich, dass wir damals die richtige Entscheidung getroffen haben.“

Wird Hensel denn wenigstens am Montag zum runden Geburtstag aus St. Martins Schatten treten? „Nein“, sagt er lächelnd. „Ich werde mir mit der Familie den Zug ansehen.“ Der Geburtstag werde in drei Etappen nachgefeiert: mit Familie, Freunden und alten Weggefährten. „Ich freue mich auf schöne Abende in kleinen Kreisen.“