Folklore lädt zum Tanzen und zum Träumen ein

Etta Scollo präsentiert sich im Kulturforum als feurige Sizilianerin mit Tiefgang.

Kempen. Frauen mit Gitarren haben etwas Bodenständiges, ihr urbaner Zauber macht sie interessant - und Etta Scollo ist ein gutes Beispiel dafür.

Nach Kempen kam die schöne Sizilianerin bereits vor vier Jahren, was sie beim erneuten Gastspiel auch direkt brav ins Mikrofon ansagte. Die Sympathien fliegen Etta Scollo wie von selbst zu, denn in Deutschland gehört sie seit Jahren zu den beliebtesten italienischen Künstlerinnen.

Am Freitag erscheint ihre neue CD "Il Fiore Splendente", von der sie rund 200 Gästen im Kulturforum Franziskanerkloster allerlei Stiefelspitzes vortrug. Die Tournee befasst sich mit Traum und Wirklichkeit, mit der Geschichte und den Mythen einer Insel, die mehr berüchtigt als berühmt ist.

Was Etta Scollo besonders macht, sind nicht ihre Tonträger, sondern die Verbundenheit zu ihrer Heimat Sizilien. Scollos Gitarre, welche die poetischen Lieder mal seufzend, mal kratzig begleitet, umgarnt das Poetische wie Wolkenschleier ein Eiland.

Diese Hommage liefert, das lässt sich nicht anders sagen, echten Tiefgang. Denn Etta Scollo singt "einfach" über das, was sie im Herzen trägt: ihre Heimat. Die simplen Strukturen der Folklore strotzen vor Freude und Kraft, sie laden mal zum Tanzen ein und mal zum Träumen.

Etta Scollo tritt diese faszinierende musikalische Reise in eine ferne, multikulturelle Vergangenheit nicht ohne zwei erstklassige Mitstreiter an: Hinrich Dageför (Akkordeon, Fidel etc.) und Frank Wulff (Flöte, Madoline usw.) knüpften einen schillernden Tonteppich und blieben dennoch dezent im Hintergrund.

Ganz vorne steht sie, die Scollo, und erzählt begleitende Geschichten. Wir folgen ihr von den Dörfern ganz oben in den Bergen bis hinab in die Tiefen des rauschenden Meeres. Gediegenen Klängen folgt eine traditionelle Tarantella im trabenden Sechsachteltakt, die traditionell laut zu Gehör gebracht wird.

Etta Scollo ist ein klingender sizilianischer Vulkan, der feurig lodernde Töne spukt. Sie vereint Temperament mit urbanem Zauber und ist deshalb interessant - eben eine bodenständige Frau an der Gitarre. Fernab einer Diva gibt sie drei Zugaben und wird mit stehenden Ovationen belohnt.

Auf Wiedersehen in Kempen!