Kempen: Wo Paula Becker ihren Otto Modersohn kennen lernte

Kultur: Christel Kremser zeigt ab Sonntag im Kramer-Museum Fotografien aus Worpswede und Paris.

Kempen. Wie sieht es wohl heute dort aus, wo einst Paula Becker ihren Mann Otto Modersohn kennenlernte? Was erinnert im Garten von Rainer Maria Rilke noch an den Dichter? Und lebt jemand in dem Atelier, in dem Clara Westhoff arbeitete?

Die Kempener Fotografin Christel Kremser hat sich über sechs Jahre hinweg in der Künstlerkolonie Worpswede umgeschaut und der niedersächsischen Gemeinde ein Foto-Projekt gewidmet. Ende des vorletzten Jahrhunderts lebten dort Künstler jeder Couleur, und auch heute noch zieht Worpswede nicht nur Touristen, sondern auch junge Maler, Schriftsteller und ihre Kollegen an.

Kremsers Fotos werden jetzt in den neu gestalteten Räumen des Kramer-Museums gezeigt. Einen zweiten Teil der Ausstellung bilden ihre Fotos vom Pariser Quartier Marais, wo sich die 62-Jährige mehrere Monate lang aufhielt. Die Verbindung zwischen Worpswede und Paris ist Paula Modersohn-Becker: Die Vorreiterin des Expressionismus lebte in der Künstlerkolonie, porträtierte auch in Paris Menschen.

"Mich fasziniert ihre Biographie", sagt Kremser über die Malerin, die 1876 geboren wurde und 31-jährig starb. "Paulas Portraits sind so ausdrucksvoll. Ich versuche, die Haltung der Menschen mit meiner Kamera auf ähnliche Weise einzufangen."

Kremsers Schwarz-Weiß-Fotos von Worpswede bringen geschichtsträchtige Gebäude in Verbindung mit den Menschen, die heute dort leben. Etwa ein Paar in Modersohn-Beckers Sterbezimmer oder zwei Damen aus Bremen im Café im Rilke-Haus. Ausschnitte aus Modersohn-Beckers Tagebüchern und Briefen ergänzen und erläutern die Fotos.

Auch in Paris hat die Fotografin charakteristische Szenen und Menschentypen gesucht und gefunden. Fotos von Clochards, Ateliers, Anstreichern, Polizisten und immer wieder von zufälligen Passanten zeichnen ein vielschichtiges Portrait des Quartier Marais, in dem Juden, Künstler und Homosexuelle aufeinander treffen.

Die Ausstellung "Von Worpswede nach Paris - eine Hommage an Paula Modersohn-Becker" wird am Sonntag um 11.15 im Kulturforum Franziskanerkloster, Burgstraße19, eröffnet. Jeden Donnerstag von 15 bis 18Uhr ist Christel Kremser anwesend, um Fragen zu den Bildern zu beantworten. Bis zum 19.Oktober sind die Fotos zu sehen. Am 21.September gibt es um 11.15Uhr zusätzlich einen Vortrag über Modersohn-Becker und die ägyptischen Mumienportraits. sobe