Kempen/Brüssel: Tränen zum Abschied

Austausch: 23 junge Polen hatten erlebnisreiche Tage in Kempen.

Kempen/Brüssel. Czesc! Das ist polnisch und heißt übersetzt "Hallo". Für viele mag diese Sprache nicht gerade einladend klingen, doch trotzdem haben sich 18 Schüler des Thomaeum im Alter von 15 oder 16 Jahren dazu bereit erklärt, seit dem 13.August polnische Gastschüler aus Ulanów aufzunehmen. Der Rahmen ist der jährliche Austausch beider Städte.

"Unser Ziel ist es, Vorurteile abzubauen und im Idealfall Freundschaften für die Ewigkeit zu schließen", berichtet der most-Vorsitzende Bjarne Norlander. Der gemeinnützige Verein aus Kempen organisiert seit dem Jahre 2000 Treffen zwischen Deutschen und Polen.

Unterstützung dafür bekam most vom deutsch-polnischen Jugendwerk in Potsdam und der Stadt Kempen. "Vor allem aber gilt unser Dank dem Thomaeum, denn durch diese Zusammenarbeit wurde der Austausch erst möglich", so Norlander.

Die ganze Woche gab es eine Menge Programmpunkte für die 18Jugendlichen, zwei Kinder und drei Betreuer aus Polen. Bemerkenswert: Selbst die freiwilligen Punkte wurden von fast allen Teilnehmern wahrgenommen. Man fuhr zusammen nach Süchteln in den Kletterwald, ging Bowlen in Grefrath oder feierte ein Grillfest.

Highlight war der Ausflug nach Brüssel. Einen ganzen Tag lang wurde in der belgischen Metropole viel gelacht- eine Eigenschaft, die die polnischen Gäste an Deutschland schätzen. Nach der Besichtigung der Innenstadt und des Atomiums stand gegen Mittag eine Führung durch das Europaparlament an. Ein volles Programm, das den polnischen Freunden gefiel, die die gute Organisation lobten.

Im Bus nach Brüssel wurde deutlich, wie gut sich die Jugendlichen untereinander verstanden. "Viele kannten sich ja schon aus dem letzten Jahr, wo wir Deutschen in Polen waren. Doch auch mit denen, die zum ersten Mal mitgefahren sind, haben wir uns von Anfang an gut verstanden", sagt Anne Brünen, Schülerin des Thomaeum.

Für sie war es gar keine Frage, ob man am Austausch teilnehmen soll, hatte sie doch letztes Jahr in Polen gute Erfahrungen gemacht. "Ich war positiv überrascht", erzählt sie, " wie schön es dort ist. Die Menschen sind gastfreundlich und alles ist sehr sauber. Ich würde gerne nochmal zurückfahren." Aber auch Unterschiede zu Deutschland wurden deutlich. So sei es in Polen viel disziplinierter als daheim, sagt Thomaeer Stephan Elsemann.

Nicht nur die Deutschen waren begeistert, auch von polnischer Seite gab es positive Resonanz. "Ich mag es hier in Deutschland", sagt eine polnische Schülerin, "die Leute sind freundlich und offenener als bei uns."

Zu Anfang gab es zwar noch einige Verständigungsprobleme in den Familien, und so musste man sich meistens auf Englisch oder Deutsch mithilfe eines Wörterbuches unterhalten.

"Dieser Austausch war sehr stressig. Ich würde es aber jedem empfehlen, selbst einmal bei so was teilzunehmen", lautet das Fazit von Schülerin Julia. Bjarne Norlander ist sich sicher, dass das Treffen ein Erfolg war. So gab es gestern Nachmittag einen tränenreichen Abschied: "Do widzenia! Auf Wiedersehen, bis zum nächsten Jahr!"

www.most-kempen.de