"Ach, das ist doch nichts besonders", sagt sie bescheiden und lächelt, "ich kann ja nichts dafür." Katharina Geratz sitzt ruhig im Lehnstuhl in ihrer Wohnung in der Senioren-Residenz Lobberich und strickt Socken: "Ich habe immer schon gerne und gut gestrickt." Vom vielen Stricken schmerze mitunter der Arm, sonst sei sie zufrieden. Wenn’s eben geht, verzichte sie auf den Rollstuhl.

Hinterm Lehnstuhl Familienfotos. "Ich denke viel an meine Familie", sagt die 103-Jährige. Lang müsse sie oft nachdenken, um Erinnerungen abzurufen: "Ich bin ja nicht mehr die Jüngste." Von ihrem Vater weiß sie noch, dass er immer auf sie Acht gegeben habe: "Mit dem Zug alleine nach Krefeld, nein, das durfte ich nicht:"

Als ein Mann namens Heinrich um sie warb, habe sie zunächst abgelehnt: "Kommt gar nicht in Frage, habe ich dem gesagt!" Schließlich doch Heirat mit dem Postbeamten Heinrich Geratz, zwei Kinder - von nun an hatte Katharina jede Menge zu stricken. Ein Seufzer, kleine Lachgrübchen zwischen den Falten, die hellen Augen strahlen: "Ja, die Hochzeit war mit das Schönste im Leben." Dunkelbraun die Haare damals, weiß sind sie heute.

Die Ur-Lobbericherin kam wenig raus aus ihrem geliebten Städtchen: "Wozu auch?", fragt sie schmunzelnd. Gute Bauernkost, viel Arbeit und die Geborgenheit in der Familie - so lasse sich gut alt werden, meint sie.

Alt und munter: Sie bringt Mitbewohnern und Mitarbeitern bei, Socken zu stricken. "Frau Geratz ist ein Sonnenschein, mit ihrem freundlichen Wesen steckt sie viele Mitbewohner an und wenn sie erzählt, gibt’s immer etwas zu lachen", lobt Pflegedienstleiterin Petra Stelzer.

Schon jetzt laufen die Planungen fürs Fest zum 104. Geburtstag am 4.Oktober. "Feiern ist immer schön", lacht Katharina Geratz und klappert mit den Stricknadeln. Beim Stricken läuft häufig der Fernseher: "Ich gucke alles über Frauen, Kochen, Backen." Die Sendungen zur Olympiade in Peking aber seien ihr zu hektisch: "Nee, dat is mich ärech!" jbh