Grefrath: Politik - Dingens hat bald ausgedient
Der Jugend-Ausschuss beschließt ein neues Konzept für die Jugendarbeit in Grefrath. Bürgermeister kritisiert das Kreisjugendamt.
Grefrath. Vor einem Umbruch steht die Jugendarbeit in Grefrath: Raus zu den jungen Menschen, feste Einrichtungen wie ein Jugendzentrum möglichst als Mehrzweckhalle und nur in Vernetzung mit mobiler Jugendarbeit, Mitsprache-Recht der Jugendlichen.
Motto des Konzepts: "Nah dran". Erste Konsequenz: Ab Januar 2011 bekommt Streetworker Leon Küsters eine Kollegin. Das beschloss der Jugend-, Sozial- und Seniorenausschuss einstimmig am Mittwochabend im Rathaus Oedt in Absprache mit dem Kreisjugendamt.
"Im Dingens ist oft tote Hose. Auf der Skater-Anlage ist selbst im Winter bei passendem Wetter mit 80 Leuten mehr los", stellte Anja Semnet-Dammer fest.
Die Sozialarbeiterin vom Jugendzentrum Dingens nannte als Grund: Junge Leute stünden heute mehr auf Basketball als auf Billard, das Dingens locke meist nur Cliquen an. Weshalb ihr Kollege Leon Küsters vorschlug: "Wir brauchen eine leer stehende Lager- oder Fabrikhalle, von jungen Leuten selbst verwaltet, multifunktional, mittags für Fußball, abends für ein Konzert, das dürfte nicht teuer sein."
In erster Linie freilich wolle man draußen vor Ort aktiv sein, mobile und stationäre Jugendarbeit vernetzen. Auf Nachfragen aus dem Ausschuss, ob das nicht mehr zeitgemäße ehemalige Erfolgsmodell Dingens ausgedient habe, meinte Volkmar Josten, Leiter des Sozialamtes: "Eine Schließung ist denkbar, aber noch nicht zum 1. Januar 2011."
ManfredLommetz, Bürgermeister
Das neue Konzept "Nah dran" soll in Zusammenarbeit mit dem Kreisjugendamt umgesetzt werden. Ausführlich erläuterten Thomas Weber und Rainer Müller vom Jugendamt, wie man "Sozialraum-Kompetenz" erreichen wolle, um die Dienstleistungen des Amtes gebündelt in Grefrath anbieten zu können - wie in anderen Orten längst üblich.
"Olle Kamellen werden als neue Modelle verkauft", winkte Hans-Joachim Monhof (SPD) ab. Zwar wandte Jugendamts-Chef Weber ein, man müsse die spezifischen Bedingungen in Grefrath genau planen.
Aber auch Bürgermeister Manfred Lommetz kritisierte, Grefrath sei bisher vernachlässigt worden: "Wir müssen Nettetal dankbar sein, dass es gedroht hat, ein eigenes Jugendamt einzurichten, so dass der Kreis aus seiner Schockstarre erwacht ist und endlich auch für Grefrath aktiv wird."
Endlich aktiv werden sollen aber auch die Politiker in Grefrath selbst. Volkmar Josten mahnte: "Jede Fraktion sollte doch einen Ansprechpartner für Jugendliche benennen, das ist bis heute nicht passiert!"