Niederrheinisches Freilichtmuseum in Grefrath Treckertreffen in schönster Land-Idylle

Grefrath · Auf dem Gelände des Niederrheinischen Freilichtmuseums des Kreises Viersen kamen am Sonntag die Freunde alter Traktoren zusammen. Viele Besitzer haben sich mit der Anschaffung einen Kindheitstraum erfüllt.

Nach dem Traktor-Korso durch Grefrath fuhren die Schlepper auf das Gelände des Freilichtmuseums.

Foto: Norbert Prümen

Der grüne Deutz, Baujahr 1961, ist für Günter Jansen ein ganz besonderes Fahrzeug: „Auf so einem Deutz habe ich als Junge Treckerfahren gelernt“, erzählt der 61-Jährige. Den Traktor seiner Kindheit hat er nie vergessen. Und sich schließlich einen Traum erfüllt und den Deutz angeschafft. Bei dem einen Traktor blieb es nicht, „inzwischen habe ich drei“, sagt Jansen und fügt schmunzelnd hinzu: „Das ist wie eine Sucht. Und dann musste auch noch ein Anhänger her, der ist von 1957.“ Die alten Traktoren nutze er „nur für den Spaß“, wie er sagt, „um mal den Garten zu pflügen oder eine Wiese zu mähen“. Immerhin seien die alten Gefährte immer einsatzfähig, auch wenn sie schon so alt seien, „der luftgekühlte Motor hat kein Problem mit Frost.“

Aus Waldniel ist Jansen am Morgen mit seinem Deutz nach Grefrath gekommen, um am Treckertreffen auf dem Gelände des Niederrheinischen Freilichtmuseums des Kreises Viersen teilzunehmen. Aus allen Richtungen zockelten die Oldtimer-Trecker am Morgen über die Landstraßen im Kreis Viersen in Richtung Grefrath, um dort mit einem Korso durch die Gemeinde Grefrath zu starten und dann nach und nach auf das Gelände des Freilichtmuseums einzufahren. Besucher erwartete ein großes Spektakel, und nachdem die Trecker auf den Wiesen rund um die Dorenburg eingeparkt waren, konnten sie von Fahrzeug zu Fahrzeug gehen, die Gefährte bestaunen und mit den Besitzern fachsimpeln. Für Kinder ein Highlight: auf einem der Trecker Platz nehmen zu dürfen.

Die weite Welt ist unser Feld

Wie Günter Jansen hat sich auch Detlef Dohang mit der Anschaffung eines Treckers einen Kindheitstraum erfüllt. Dohang sitzt auf einem strahlend blauen Fordson Dextra, Baujahr 1961, und tippt aufs Lenkrad: „Auf so einem habe ich Fahren gelernt“, sagt der 71-Jährige und fügt hinzu: „Da war ich vielleicht acht, neun Jahre alt.“ Als er eben dieses Modell zufällig im Internet entdeckte, war für ihn klar: Der soll es sein. Bei 20 km/h zockelt der Süchtelner mit seinem blauen Oldie jetzt durch die Gegend und besucht Treckertreffen in der Umgebung.

Etliche Trecker sind rundum zu bewundern, ob Deutz, Hanomag, Unimog, Lanz Bulldog oder Fendt. Manch einer zieht einen Anhänger, etwa einen kleinen Planwagen, auf dem es sich Familien gemütlich gemacht haben. Familie Schulz ist mit dem Trecker und den Kindern aus Kerken gekommen. Bei dem Fahrzeug handelt es sich um einen grünen Fendt GT von 1987, die Abkürzung steht für Geräteträger. Praktisch: Vorn ist eine Kipppritsche installiert, die Reste eines alten Aufklebers erinnern an das Fendt Einmannsystem, mit dem dieses Fahrzeug bedient werden kann. Wer die Kipppritsche nicht benötigt, kann sie einfach abmontieren – und ein anderes Teil aufsetzen, etwa eine Maschine zum Säen oder Kartoffeln legen. Das Fahrzeug zählt zu den flotteren heute: „Wir sind heute um 10 Uhr in Kerken losgefahren, um pünktlich hier zu sein“, berichtet Andreas Schulz. Immerhin: 32 km/h schafft der Fendt GT.

Eine Augenweide gleich am Eingang des Museums stellen zwei alte Traktoren mit Wohnanhängern dar, die Familie Faßbender-Werths aus Neersen mitgebracht hat. Ein roter Hanomag, Baujahr 1960, und ein dunkelgrüner Lanz, Baujahr 1939, ziehen zwei alte Schausteller-Wagen aus den 1930er beziehungsweise 1950er Jahren. Die hat die Familie in Schuss gebracht, mit viel Liebe zum Detail die alten, geschnitzten Holzelemente erhalten und die Wagen wohnlich ausgestattet. Tisch und Stühle, ein Bett, karierte Vorhänge in Rot-Weiß: An alles ist gedacht. An die einstige Nutzung durch Schaustellerfamilien erinnert der Schriftzug „Die weite Welt ist unser Feld“, und mit 30 bis 35 km/h kann die Familie so auch an der Mosel entlangfahren oder Treckertreffen besuchen.

Immer mal wieder gibt es Treckerfreunde, die sich von ihren Schätzchen trennen möchten. So wie Rüdiger Günemann von den Aldekerker Treckerfreunden, der zwei kleine Hanomags mitgebracht hat, beide aus den 1950er Jahren. Auf dem Hof sei er groß geworden, habe im Laufe der Zeit alles gefahren, sagt er. Doch nun sei die Zeit für die Trennung von den alten Treckern da: „Ich werde bald 70“, erklärt er. Da müsse man irgendwann auch ans Verkaufen denken: „Mal schauen, ob sich hier jemand findet.“