Lokale Wirtschaft Grefrather Geschäfts-Traditionen enden
Grefrath · Gartz, Kox, Witzel/Beyten – einige bekannte Namen verschwinden aus dem Geschäftsleben. Die örtliche Gemeinschaft „Grefrath InTakt“ sieht Schwierigkeiten.
Seit 70 Jahren gibt es das Modehaus Gartz an der Dunkerhofstraße 3. In diesem Frühjahr wird Inhaberin Marlies Schnier jedoch das Geschäft schließen. Der Räumungsverkauf mit Rabatten läuft. „Meine Mutter Maria hat 1950 das Geschäft eröffnet“, erzählt Schnier, die im April 73 Jahre alt wird. Sie sei mit dem Laden aufgewachsen und es habe für sie auch nie einen Zweifel gegeben, in die Fußstapfen ihrer Mutter zu treten. „Ich habe eine Einzelhandelslehre gemacht und dann nach dem Tod meiner Mutter 1984 das Geschäft übernommen.“ Wie ihre Mutter blieb Schnier auf Damenmoden spezialisiert. „Wir haben immer gute Marken geführt“, betont die Grefratherin. Weshalb sie nicht nur viele Stammkundinnen, sondern auch Neuhinzugezogene an ihr Geschäft binden konnte.
Doch irgendwann muss es gut sein, sagt sie. Ihr Sohn und ihre Tochter hätten sich beruflich anders orientiert, weshalb kein Nachfolger da sei. Nun will sie in Ruhe ihre Ware verkaufen und das Geschäft abwickeln. „Die Zeit kann ich mir nehmen, da das Haus mir gehört“, sagt Marlies Schnier. Eine anderweitige Nutzung für das Ladenlokal ist noch nicht in Planung. „Ich lasse alles auf mich zukommen.“
Keine Schließung, aber einen Besitzerwechsel hat es bei der bft-Tankstelle an der Mülhausener Straße gegeben. Xaver Kox hat Grundstück und Gebäude verkauft. Jetzt wird umgebaut. „Es wird den üblichen Tankstellenverkauf mit Back-Shop und allem Zipp und Zapp geben“, sagt Kox, der den Namen des Nachfolgers nicht nennen möchte. In etwa drei Wochen soll der Umbau beendet sein, dann will sich der kinderlose Grefrather ganz zurückziehen. Seine fünf Aushilfen werden vom neuen Besitzer übernommen.
„Ich war immer von morgens bis abends da. Das wird schwer werden“, vermutet der 72-Jährige. Er meint aber auch, dass es Zeit ist, in Rente zu gehen. Sein Vater Johannes hat 1952 an gleicher Stelle eine BP-Tankstelle eröffnet. 21 Jahre später hat Kox dann das Geschäft übernommen. „Ich mache das jetzt seit 47 Jahren“, sagt der gelernte Autoschlosser. Aus BP wurde Aral und schließlich bft. Das soll auch in Zukunft so sein.
Über das Auf und Ab der Benzinpreise sei bei seinen Kunden nie viel diskutiert worden. „Als freie Tankstelle sind wir sowieso preiswerter als Markentankstellen“, sagt Kox. Aber einen Einfluss auf die Preise habe er nie gehabt. Die würden vorgeschrieben. Und das manchmal mehrmals am Tag. „Oft musste ich vier bis fünf Mal am Tag die Preisschilder ändern“, erinnert sich Kox. Das wird er künftig nicht mehr machen müssen.
Schon seit August 2019 leer steht das Geschäft Lieblingssachen am Markt. Im Jahr 2017 war Stefanie Schreieck, die in Kempen, Kerken und Willich weitere Läden betreibt, in den Laden von Inge Krüßen gezogen, die dort ein Mode- und Änderungsatelier hatte. „Ob ich noch einmal einen Abverkauf in Grefrath mache, weiß ich noch nicht“, sagt Schreieck.
Gekündigt habe sie zum 28. Februar. Sie habe zwar ihren Kundenstamm in Grefrath gehabt, doch das sei nicht ausreichend gewesen. „Die Nähe zu meinem Geschäft in Kempen und auch, dass die Grefrather lieber in Kempen einkaufen, haben bei meinem Entschluss eine Rolle gespielt.“
Nach WZ-Informationen soll eine weitere Geschäfts-Ära zu Ende gehen: Rita Beyten, die 1972 ihre Lehre bei Witzel am Markt begonnen hatte, wird voraussichtlich ihren Laden nicht mehr öffnen.
Aber es gibt auch Menschen, die in Grefrath ein neues Geschäft eröffnen, wie den „Milan Friseursalon & Barbershop“, Hohe Straße 47. Zu seinen Beweggründen, in der Niersgemeinde tätig zu werden, wollte sich der Inhaber nicht äußern. Und nicht zu vergessen den Gold- und Pelzankauf an der Wankumer Straße 3. Nach Aussagen ansässiger Ladenbesitzer lockt dieser Menschen an. Ob die anderen Geschäfte von dieser Branche profitieren, darf zumindest bezweifelt werden.
In seiner letzten Vorstandssitzung hat sich „Grefrath InTakt“ ebenfalls mit den Schwierigkeiten des örtlichen Einzelhandels beschäftigt. „Wir haben den Stein der Weisen nicht gefunden“, sagt Vorsitzende Eva Pomplun auf Anfrage.
Die Grefrather Händlergemeinschaft könne die heimischen Ladenbesitzer nur durch Aktionen unterstützen. So werde es in diesem Jahr auch wieder unter anderem das Cityfest, die Sommernacht und die Weihnachtsaktionen geben. Aber: „Wir können die Leute nicht nach Grefrath prügeln oder zwingen, sich selbstständig zu machen.“