Kempen Großes Interesse am neuen Baugebiet im Westen

Die Stadt hatte zu einer Informationsveranstaltung eingeladen, noch bevor es konkrete Pläne für das neue Baugebiet gibt. Knapp 100 Bürger stellten ihre Fragen an die Planer.

Foto: Kurt Lübke

Kempen. Das Interesse an der Stadtentwicklung im Kempener Westen ist groß. Mit knapp 100 Interessierten war die Mensa der Martinschule am Infoabend, zu dem die Stadt eingeladen hatte, gut gefüllt. Von Bauwilligen, die auf der Suche nach Grundstücken sind, über Anwohner, die die Entwicklungen in ihrer Nachbarschaft kritisch beobachten, bis hin zu Kommunalpolitikern, die am Ende entscheiden werden, waren viele unterschiedliche Interessierte auch unterschiedlichsten Alters gekommen.

Der Technische Beigeordnete Stephan Kahl hatte zu dieser Veranstaltung eingeladen, um früh — noch bevor es konkrete Pläne für das neue Baugebiet gibt — die Bürger in den Prozess einzubinden. Andreas Bachmann vom Planungsbüro Pesch und Partner stellte die ersten Ideen vor. Er und sein Team waren in der Stadt unterwegs, hatten sich die bestehenden Quartiere, Altstadt, Hagelkreuz, im Süden und am Bahnhof, angesehen und deren Qualitäten herausgearbeitet. Gute Beispiele gebe es genug.

Aber auch neue Trends sollen aufgegriffen werden, wenn über die Struktur (Dichte, Bauweise oder Gestaltung des Ortsrands), über die Straßen und Freiräume, über die Nutzung, Energie oder Entwässerung im Westen gesprochen wird. Eine moderate Nutzungsmischung, vielleicht mit Geschäften und Kita, stellt man sich vor. Die Versorgung soll gewährleistet werden. Auf jeden Fall werde es Gestaltungsregeln geben. „Es soll kein 08/15 Baugebiet werden“, so Bachmann.

Ein beherrschendes Thema des Abends war der Verkehr. Auf dem rund 30 Hektar großen Areal sollen geschätzt rund 800 Wohneinheiten entstehen. Das bereitet den Anwohnern von Birkenallee, Berliner Allee, aber auch Ziegelheider Straße oder Görtschesweg Sorgen. Neue Straßen, betonte Bachmann, werde es auf jeden Fall geben, um den Verkehr des Gebietes aufzufangen. Eine Umgehungsstraße als Verlängerung des Außenrings sei aber nicht geplant.

Dass dies ausgeschlossen wird, ärgerte Bürger und einige Politiker. Die Fortführung des Kempener Außenrings, um Birkenallee und Berliner Allee zu entlasten, wurde schon vor Jahren diskutiert. Stephan Kahl sagte zu, die Anmerkungen mit in die Planungen aufzunehmen.

Auch das Thema Ankauf des Ackerlands interessierte die Zuhörer. Stephan Kahl erklärte, dass die Stadt bereits Flächen gekauft hat und auch weiter dabei ist. Um Einfluss auf die Preise für das Bauland zu haben, wolle die Stadt selbst vermarkten, ergänzte Bürgermeister Volker Rübo. „Wir werden nur einen Bebauungsplan aufstellen, wenn uns 50 Prozent der Flächen gehören. Und dabei sind wir bei Weitem noch nicht.“

Die Auswirkungen auf die Natur beschäftigte ebenfalls die Menschen. Weil man die Stadt kompakt weiterentwickele, werde eine Zersiedelung verhindert, schilderte Kahl. Ackerland werde dadurch wegfallen. Die Stadt werde aber Ausgleichsmaßnahmen für die Natur an anderen Stellen realisieren müssen. Kritik gab es daran, dass die Nachverdichtung in der Stadt durch das Teilen von Grundstücken nicht genug betrieben werde. Das, so Kahl, scheitere zum Beispiel an der Wiesenstraße immer wieder daran, dass nicht alle Eigentümer mitziehen würden.

Eine Kempenerin bedauerte den Verlust der Felder und damit eines wichtigen Erholungsfaktors in ihrer Nachbarschaft. Ein Grünstreifen allein durch so ein Gebiet biete keine Erholung. Sie wünschte sich einen größeren Park. Die vorhandenen Höfe sollen, wie auch die Kleingärten und andere bestehende Anlagen, in die Planungen integriert werden, erklärte Planer Andreas Bachmann.

Wie bekommt man denn ein Grundstück im Westen? Das wollte ein Bürger wissen. Ein Teil werde im Privatbesitz bleiben, erklärte Kahl. Über die Vergabe der städtischen Flächen werde die Politik im Liegenschaftsausschuss entscheiden. „Bewerben Sie sich beim Liegenschaftsreferat der Stadt“, empfahl Kahl.

Auf Nachfrage erklärte er, dass durchaus günstiges Wohnen dort geplant werde. Single-Wohnungen, geförderter Wohnungsbau oder altengerechtes Wohnen sind möglich. In welchem Umfang, das solle der Planungsprozess zeigen. Ein reines Einfamilienhaus-Gebiet soll es nicht werden.

Christine Korus von der RWTH Aachen stellte den Zuhörern noch die Ergebnisse von studentischen Arbeitsgruppen vor, die sich mit städtischem Wohnen befasst haben. Sie haben Trends im Wohnen herausgearbeitet und sich Wohnquartiere und ihre Qualitäten in ganz Deutschland angesehen. Diese Erkenntnisse könnten nun mit in die Planungen einfließen.