Gastro-Szene in Kempen „2018 war absolute Spitze“
Kempen · Auf den „Jahrhundert-Sommer“ folgt der „Jahrhundert-Herbst“. Diverse Gastronomen in der Kempener Altstadt kommen aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus: Die Geschäfte liefen einmalig.
Für Christoph Wefers hätte der Sommer „ruhig ein bisschen wärmer sein können“. Das ist mit Blick auf die Thermometer-Spitzenwerte in den vergangenen Wochen und Monaten natürlich ironisch gemeint. Weniger scherzhaft ist dieser Wunsch im Nachhinein: „Wir hätten bei der WM ruhig weiter kommen können“, sagt der Kempener Gastronom, der das „Falko“ am Buttermarkt und das „Mauli’s“ an der Peterstraße betreibt. Er hatte „Public Viewing“ angeboten.
Grundsätzlich war Wefers mit dem Sommer zufrieden – als Gastronom habe er so etwas noch nicht erlebt. Es habe Tage gegeben, da sei es um die Mittagszeit sogar zu heiß gewesen, um vor dem Falko auf dem Buttermarkt zu sitzen. „Das war auch eine Herausforderung für das Service-Team“, das diese aber super gemeistert habe. Christoph Wefers weiß ohnehin, was große Anstrengung bei Hitze bedeutet: Er war früher als Straßenbauer tätig und ist dabei im Sommer auch zweimal „umgekippt“.
Michaela Dahn, die in Kempen sowohl das „Venga“ als auch das „Wirtshaus“ führt, bezeichnet den Sommer 2018 gar als Retter der Gastronomie. „Wir können uns nicht beklagen. Ich bin seit sieben Jahren in Kempen und habe so etwas noch nicht erlebt.“ Rund 50 Außenplätze hat allein das Lokal „Venga“ an der Peterstraße.
Von einem „Jahrhundert-Sommer“ mit anschließendem „Jahrhundert-Herbst“ schwärmt Ardita Yilmaz, die mit ihrer Familie den „Markt-Grill“ am Buttermarkt führt. Stühle und Bierbänke ergeben rund 60 Plätze unter freiem Himmel.
Werbering-Chef erinnert sich an gute Sommer in 2003 und 2008
„Ich kann nur feststellen, dass die Außenbestuhlungen nahezu permanent voll besetzt waren“, lautet das Fazit von Armin Horst, Vorsitzender des Werberings und „von Hause aus“ selbst Gastronom. Auch er kommt aus dem Schwärmen nicht heraus: „Von so einem Sommer kann man aus gastronomischer Sicht nur träumen.“ Und auch jetzt im Oktober, der so golden daherkommt wie selten, seien die Außen-Plätze noch gut besetzt. 2003 und 2008 sei es zwar ähnlich gewesen, so Horst nach einem Blick in seine persönliche Statistiken. „Aber 2018 war absolute Spitze.“
Dino Tonel, Betreiber der Eis-Standorte „Brustolon“ am Buttermarkt und des „Paradys“ am Viehmarkt, hatte sich schon Anfang August begeistert über das „Super-Jahr“ in der WZ geäußert. Gefragt waren bei an die 40 Grad vor allem erfrischendes Obst-Eis wie Ananas, Apfel oder Holunder.
Und wie geht es nun weiter? Der Markt-Grill hat seine Außengastronomie bis Ende Oktober angemeldet. „Danach ist wohl auch wegen des Wetters Schluss“, meint Ardita Yilmaz. Derzeit laufen Planungen bezüglich „Heizpilzen“. Winter-Betrieb im Freien sieht schön aus und belebe die Stadt, findet die Gastronomin. Das sieht auch Kollegin Michaela Dahn so: Mit Wärmepilzen und in Decken eingemummelt könne man die Sonne im Winter genießen.
Decken und Windschutz ja, Heizung eher nein – so lässt sich die Meinung von Armin Horst zusammenfassen. Mit Blick auf die gasbetriebenen Pilze dürfe man „den Umweltgedanken nicht völlig wegdrängen“. Wenn es die Witterung überhaupt nicht mehr zulasse, sollte man reingehen, findet der Werbering-Vorsitzende. Das „Falko“ verfügt zwar über ein paar „Strahler“, aber das wolle man nicht weiter ausbauen, so Wefers. Für die Raucher hält er Decken bereit.
Seine knapp 100 Plätze „open air“ will er vermutlich solange anbieten, wie das Wetter hält. „Danach kommt das Zeug in den Keller“. Bis zum nächsten Jahr.