Herrlicher Klang von St. Marien
Die Propsteikirche landete bei der WZ-Wahl auf Platz drei. Die Glocken haben es den Lesern besonders angetan.
Kempen. Seit mehr als 800 Jahren bildet sie den Mittelpunkt von Kempen: Die Propsteikirche St. Marien macht die Altstadt unverwechselbar und landete bei der WZ-Wahl auf Platz drei der schönsten Wahrzeichen.
Fast so alt wie die Kirche selbst sind auch ihre Glocken: Die zweitgrößte, die Marienglocke, feierte vor drei Jahren ihren 600. Geburtstag. Knapp 70 Jahre jünger ist die mächtige Josefsglocke. Die hat es WZ-Leser Heinz Nauch besonders angetan. „Durch die Firma Krabler an der Peterstraße — wo ich die Schlosserlehre gemacht habe — bin ich für kleinere Arbeiten sehr oft in die Propsteikirche gekommen“, berichtet er.
Als er erstmals einen Blick in die Glockenstube warf, war es um ihn geschehen: „Da musste ich einfach einmal mit dem schweren Klöppel die Josefsglocke antippen. Welch herrlicher Klang!“
Glockenschläge verbindet auch Eva-Maria Kösters mit der Propsteikirche: Aufgewachsen an der Ellenstraße war St. Marien ihre Heimatpfarre, und im Jahr 1972 läuteten dort für sie die Hochzeitsglocken. Grund genug für die WZ-Leserin, die heute außerhalb der Altstadt wohnt, für die Kirche als schönstes Wahrzeichen zu stimmen.
Allerdings sah das imposante Gebäude am Hochzeitstag der Kösters noch ganz anders aus als heute: Der charakteristische ziegelrote Anstrich stammt aus dem Jahr 1985 und erinnert an den Zustand vor 1300, als die Kirche gänzlich im romanischen Stil gestaltet war. Anhand einer weitgehend unveränderten Stelle aus dieser Zeit im Dachbereich konnte man auf das ursprüngliche Aussehen schließen und orientierte sich bei der Neugestaltung daran.
In den Jahrhunderten dazwischen hat St. Marien einiges mitgemacht. Im 17. Jahrhundert überstand sie drei Feuersbrünste sowie Randale durch betrunkene hessische Soldaten. Am 2. März 1945 schließlich wurde der Turm von amerikanischen Bomben zerstört — der Wiederaufbau dauerte zehn Jahre.
Von Beginn an wurde die Kirche außerdem immer wieder umgebaut und erweitert. Um 1300 wurde das romanische Kirchenschiff in ein gotisches umgewandelt, und das bisherige Flachdach wurde durch hohe Gewölbedecken ersetzt. Ende des 15. Jahrhunderts kam die zweistöckige Sakristei links vom Chorraum hinzu.
Etwas weniger prächtig wurde mit den Jahren jedoch die Ausstattung des Innenraums: Waren ursprünglich noch 17 Altäre vorhanden — übrigens überwiegend gespendet von reichen Bürgern — sind es heute „nur“ noch drei. Die stammen dafür aus den berühmten Altarwerkstätten in Antwerpen und machen die Propsteikirche noch einmal zu einem ganz besonderen Wahrzeichen: In keiner anderen Kirche stehen mehr dieser spätgotischen Kunstwerke.