Kempen Ho-Ho-Hört, wo es schon weihnachtet
Das Warten aufs Christkind beginnt schon im Oktober. Die WZ hat nachgeschaut, wo und wie es in Kempen schon weihnachtet.
Kempen. St. Martin steigt erst in einem Monat in den Sattel, da röhrt bereits der erste Hirsch im Silberfell, dass er aus dem „Depot“ abgeholt werden will. In das Schaufenster des Geschäfts für Wohn-Accesscoires im Klosterhof ist schon Kunstschnee gerieselt. Weihnachtszeit ist Dekozeit, dass die Kassen klingeln. „Frozen Winter“ ist in und bei acht Grad Außentemperatur zum ersten Mal nicht abwegig.
Gut zehn Wochen vor Weihnachten wird die Sehnsucht auf Santa Claus geschürt, wo wir doch eben erst die Sommersandalen weggeräumt haben. Auf Kempens Herbst gibt’s im „Sale“ 50 Prozent. „100 % X-mas“ braucht Platz in den Regalen. Hilfe, es wintert und weihnachtet. Hier und da und immer mehr.
Auf der Engerstraße hat die Parfümerie Pieper einen Ständer mit Schals vors Geschäft geschoben, Ernsting’s Family bietet Schneehosen in den Kindergrößen 98 bis 128 an. Mit „Herbstdüften zum Verlieben“ bleibt die Parfümerie Platen auf der Höhe der Saison. Florist Langenfurth ist dekorativ der fließende Übergang von einer Jahreszeit in die nächste gelungen. Winterharte Astern, Erika und Kürbis-Gestecke zeigen vor dem Geschäft an der Burgstraße die bunte Seite des Herbstes und drinnen leuchten noch goldgelbe langstielige Sonnenblumen. Silberne Kugeln und Sterne baumeln aber schon im Schaufenster.
Bei Wissink muss der Advent noch warten. In der Buchhandlung an der Burgstraße gibt es Kalender mit Türchen auf Nachfrage, eindekoriert sind die Exemplare noch nicht: „In Kempen ist St. Martin ein so wichtiges Fest. Bis dahin ist das geblockt“, sagt Tanja Wissink. Nur vereinzelt fragten Kunden nach Advents-Kalendern und vorweihnachtlichen Bastelbüchern. Ihr Mann Gerrit zeigt amüsiert ein Foto auf dem Display seines Smartphones. Das Bild, das ihm eine Kollegin geschickt hat, ist vom 27. August: „Dominosteine beim Discounter.“
Wissink macht bei der Saison-Verschiebung nicht mit. „Ich hatte einmal eine Kundin, die eine Woche nach den Sommerferien das letzte Weihnachtsgeschenk fürs Fest bei mir gekauft hat und es in entsprechendes Papier eingepackt haben wollte. Da musste ich passen.“ In diesem Jahr sei das erste Weihnachtspräsent schon über die Ladentheke gegangen. „Das war Ende September.“ Die Wissinks bleiben entspannt und können den Sortiment-Schwenk abwarten. „Wie gesagt — nach St. Martin. Und vorher natürlich auf Nachfrage.“ Weihnachten liegt schließlich auf Lager.
Bei „Fräulein Rosaliese“ (Stoffe, Porzellan, Nähzubehör, Kindersachen und Dekoration) kann man das nicht behaupten. Seit Freitag sind die Schaufenster entlang der Kirchgasse vorweihnachtlich geschmückt. Alles zum Backen, Basteln und Dekorieren „für die schönste Zeit im Jahr“. Die gesamte letzte Woche hat Inhaberin Michaela Trabi Weihnachtspakete von Lieferanten entgegengenommen, direkt ausgepackt und in die Fenster, Regale und auf die Tische geräumt. „Ich habe kein Lager“, erklärt sie, warum sie das Sortiment schon in jedem Winkel ihres Geschäfts präsentiert. Und: „Die Verkaufszeit nach St. Martin ist zu kurz.“ Schon am verkaufsoffenen Sonntag zum Handwerkermarkt sei die Nachfrage etwa nach Adventskalenderkarten zum Verschicken sehr groß gewesen.
Plätzchenformen, duftendes Badekonfetti, Geschenktütchen und flauschige Hausschuhe - rot und weiß oder silbern darf’s sein. „Meine Rentiere sind Kult“, sagt Trabi. „Jedes Jahr bringt die Firma aus Kopenhagen andere Rentierfiguren heraus.“ Diesmal tragen die Tiere Haribo-Steine mit Lakritz. Trabi bestellt das weihnachtliche Dänemark nach Kempen. „In Dänemark wird viel mit Schweinen dekoriert.“ Das Schwein sei das Weihnachtstier dort. Zum Beispiel eines mit vier Löchern für die Adventskerzen: „Das bekomme ich auch noch“, lacht Trabi, „aber das dekoriere ich erst nach St. Martin. Und erst dann hänge ich auch die Tannengirlanden auf.“
Apropos Dänemark: Limitiert und nur für kurze Zeit verfügbar ist eine „Christmas Edition 2015“ bei Delikatessen Held an der Judenstraße. Wer jetzt nur Schokoladiges erwartet, liegt falsch. Held hat Geschenkpackungen mit 24 Türchen. Dahinter verbergen sich lakritzige Überraschungen von Johan Bülow aus Dänemark. Da schmeckt die Vorfreude aufs Fest mal fruchtig, mal süß, schokoladig, aber auch salzig und scharf. Doch Obacht, wir haben noch Oktober. O’zapft wird noch nix im Adventskalender. Bis das erste Türchen geöffnet werden darf, dauert es noch zwei Mal 24 Tage.