Kreis Viersen Mehr Flugzeuge über Kempen?

Anwohner registrieren mehr Lärm. Verändert hat sich laut Behörde aber nichts. Die erweiterte Genehmigung für Düsseldorf könnte aber 2018 zu größerer Belastung führen.

Foto: Kurt Lübke

Kempen/Willich/Tönisvorst. „Sind über Kempen mehr Flugzeuge unterwegs?“ Gleich mehrfach wurde die WZ-Redaktion in den vergangenen Tagen und Wochen mit dieser Frage konfrontiert. „Mit ist aufgefallen, dass die Flugzeuge auch sehr tief über Kempen fliegen“, sagt eine Anwohnerin (Name der Redaktion bekannt) aus Kamperlings. Teilweise seien die Namen der Luftfahrtunternehmen — zum Beispiel Air Berlin — deutlich lesbar. Einige Leser nehmen mehr Flugzeuge über Kempen wahr — und lauter soll das Ganze auch vonstatten gehen.

Verändert hat sich am Flugverkehr in den vergangenen Wochen jedoch nichts. Das zumindest sagt die zuständige Behörde auf Anfrage der WZ. „Es sind definitiv keine Veränderungen bei den Flugbewegungen über Krefeld und dem Kreis Viersen festzustellen“, sagt Ute Otterbein, Sprecherin der Deutschen Flugsicherung (DFS). Die Behörde überwacht den Luftraum über Deutschland. Sowohl für den Flughafen Düsseldorf als auch für den in Weeze gebe es keine Änderungen bei den Betriebsgenehmigungen.

Dass in den Sommermonaten und auch in den laufenden Herbstferien mehr los ist am Himmel über dem Niederrhein, sei jedoch möglich. „Das sind die sogenannten Spitzenzeiten, in denen enormer Reiseverkehr herrscht“, sagt Otterbein. Hinzu komme, dass sich die Wetterlage und Windbedingungen im Sommer schon mal ändern. Bei Westwind heben die Flugzeuge ab Düsseldorf in Richtung Westen — also in Richtung Kreis Viersen — ab; bei Ostwind in Richtung Osten. Ob das ist diesem Jahr Einfluss auf den Flugverkehr über Kempen, Willich und Tönisvorst hatte beziehungsweise hat, sei jedoch „reine Spekulation“.

Dass die soeben erwähnten Städte und auch Krefeld sowie Meerbusch von Fluglärm betroffen sind, hat laut DFS mit der Flugroute „Modru“ zu tun. Diese Schleife müssen vor allem die Ferienflieger drehen, die die Urlauber in den Süden — zum Beispiel auf die Balearen — bringen. Ab Düsseldorf geht es über Meerbusch-Osterath, Krefeld, Willich, Krefeld, St. Tönis und Kempen in Richtung Belgien. Den rund 60 Kilometer langen „Modru“-Umweg nutzen die Flieger seit 2002, weil sie über Belgien eine Höhe von 8600 Metern erreicht haben müssen. Laut DFS schreibt der Gesetzgeber im Nachbarland das so vor.

Aktuell liegt laut Behörde also keine Veränderung vor. Die Belastung für das Umland des Düsseldorfer Flughafens könnte allerdings in den kommenden Jahren ansteigen. Die Düsseldorfer wollen nämlich ihre Betriebsgenehmigung erweitern. Einen Antrag dazu hat das Unternehmen bereits gestellt. Das bestätigt Pressesprecher Christian Hinkel im Gespräch mit der WZ.

„Wir müssen diesen Antrag jetzt noch mit einigen Gutachten ergänzen“, so Hinkel. Voraussichtlich Anfang 2016 gehe der modifizierte Antrag wieder ans NRW-Verkehrsministerium. Danach würden weitere Behörden in das Verfahren eingebunden: Bezirksregierung sowie betroffene Kreise, Städte und Gemeinden. Zu vergleichen sei dies mit der Änderung beziehungsweise Aufstellung eines Bebauungsplans. Wann eine Entscheidung fällt, ist offen. Aus Branchenkreisen erfuhr die WZ, dass es wohl nicht vor 2018 der Fall sein wird.

Und worum geht es bei der Änderung der Betriebsgenehmigung? Der Flughafen möchte den Unternehmen in den sogenannten betriebsstarken Spitzenstunden mehr Starts und Landungen anbieten. Derzeit dürfen in der Hälfte der wöchentlichen Betriebszeit (56 Wochenstunden) zwischen 6 und 22 Uhr auf beiden Start- und Landebahnen bis zu 47 Bewegungen pro Stunde abgewickelt werden. In den anderen 56 Wochenstunden dürfen ausschließlich auf der südlichen Hauptbahn 43 Bewegungen stattfinden. Künftig will Düsseldorf International in den Spitzenzeiten pro Stunde 60 Flugbewegungen abwickeln. Bedeutet: Es könnte 13 Starts oder Landungen pro Stunde mehr geben.

„Aber nur in den Spitzenzeiten“, betont Flughafensprecher Hinkel. Das Szenario könne so aussehen, dass der Flughafen die Erhöhung in einem Zeitfenster am Morgen, in einem am Mittag und in einem am Nachmittag oder Vorabend nutze. Die Abendstunden sollen keinesfalls betroffen sein.

Für die betroffenen Kommunen der „Modru“-Route bedeute eine Erweiterung der Kapazitäten auch nicht, dass es genau dort 13 Flugzeuge mehr pro Stunde hör- und sichtbar sind. Laut Hinkel würde sich dies auf verschiedene Routen verteilen. Konkrete Zahlen gebe es aber noch nicht.