IHK-Experte: „Die Altstadt ist top“

Andree Haack, Experte der IHK, lobt Kempen. Chancen auf die Modekette H&M hat die Innenstadt allerdings nicht.

Kempen. Auf den Straßen der Altstadt herrscht tagsüber nahezu immer reger Betrieb. Fußgänger und Radfahrer steuern gezielt die vielen Fachgeschäfte an und finden offenbar alle Waren, die sie benötigen. Doch es gibt auch immer wieder Stimmen, die nach bestimmten Geschäften und Lokalen verlangen, die im Stadtbild noch fehlen.

„Die Kempener gehen geschickt vor, was den Einzelhandel angeht“, sagt Andree Haack, Geschäftsführer Starthilfe bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein. Man finde einen gesunden und ausgewogenen Branchenmix in der Stadt. „Es gibt einen guten Wettbewerb in den so genannten Leitsegmenten“, erklärt der Experte. Dazu gehören Angebote wie Kleidung, Schuhe und Lederwaren.

In diesen Bereichen könne man beobachten, dass es Anhäufungen gibt, die sich allerdings gegenseitig befruchteten. „Etwas kurios ist, dass wirklich alles, was es an Drogeriemarkt-Ketten gibt, vertreten ist“, meint Haack. Wie diese überleben könnten, sei ihm ein Rätsel, aber offenbar funktioniere es.

Besonders wichtig für den Erfolg sei, dass die Geschäfte zentral liegen. Haack: „Auch der schöne historische Stadtkern lockt viele Leute an.“ Deshalb habe man auch einen großen Zufluss aus den umliegenden Orten. Auf der anderen Seite hätten die alten Häuser den Nachteil, dass die Verkaufsflächen eher klein seien. „Man kommt auf einen Durchschnitt von 100 Quadratmetern.“

Dies sei einer der Gründe, warum moderne Filialisten wie die schwedische Modekette H&M sich nicht für eine Stadt wie Kempen entscheiden würden. „Die Standardkonzepte solcher Unternehmen sehen vor, dass man Flächen von 800 bis 1000 Quadratmetern zur Verfügung hat“, erklärt Haack.

Zudem schauten die entsprechenden Konzerne auch auf die Einwohnerzahl, die mit rund 35 000 zu gering für viele sei. Dennoch gebe es einen Trend, in kleinere Städte zu gehen. Dazu müsse es aber spezielle Konzepte geben, wie sie beispielsweise das Modeunternehmen C&A entwickelt habe, das mit einer Filiale an der Engerstraße vertreten ist.

Als große Chance sieht Haack den Abriss des ehemaligen Kreishauses und den damit verbundenen Neubau des Klosterhofs. „Das ist eine gute Möglichkeit für größere Verkaufsflächen, die man nutzen sollte.“ Der IHK-Geschäftsführer empfiehlt, dass diese 400 bis 500 Quadratmeter groß sein sollten, um moderne Konzept unterzubringen. Gleichzeitig rät er davon ab, weitere Lebensmittel-Geschäfte anzusiedeln, da es dafür nicht genug Kunden gebe.

„Es gibt aber einen gewissen Bedarf, etwas für jüngere Leute zu machen“, sagt Haack. Gleichzeitig räumt er ein, dass der Standort dafür nicht geeignet zu sein scheint. Eine System-Gastronomie von Fastfood- und Kaffeehaus-Ketten passe nicht in die Umgebung der Altstadt.

Verbesserungsfähig sei laut Haack die Gestaltung der Schaufenster bei vielen Geschäften, die moderner sein sollte. Als guten Ansatz betrachtet er das Handyparken, das ausgebaut werden sollte. Insgesamt handele es sich allerdings nur um Kleinigkeiten, die man verbessern müsse. Haack: „Baulich ist es in Kempen top und es greift alles harmonisch ineinander.“