Inklusion: Lernlücken zügig schließen

Das präventive RTI-Modell wird an Kempener Schulen getestet. Die Stadt hat dabei eine Vorreiterrolle im Kreis.

Foto: Lübke

Kempen. „Inklusion ist eine Haltung.“ Dieser Satz der Regenbogen-Schulleiterin Josefine Lützenburg hat Michael Klee beeindruckt, sagt der Schuldezernent. Kempen hat eine Vorreiterrolle im Kreis Viersen in puncto Inklusion. Seit Februar wird an der Regenbogenschule, der Johannes-Hubertus-Schule (Dependance der Willicher Förderschule) und dem Luise-von Duesberg-Gymnasium (LvD) mit dem sogenannten RTI-Modell (Response-To-Intervention) gearbeitet.

Das Modell besteht aus drei Stufen. In Stufe 1 machen Kinder aus den Klassen eins und fünf mit. Sie werden in regelmäßigen Abständen getestet, um möglichst schnell Lernlücken zu erkennen. Und diese mit Hilfe „besonders bewährter Fördermaßnahmen“ zu schließen. Sowohl die leistungsstarken als auch -schwachen Kinder erhalten bereits bei ersten Anzeichen für besondere Begabungen, aber auch Entwicklungsstörungen oder Schulschwierigkeiten eine gestufte Förderung.

Schwerpunkte sind Rechnen, Schreiben sowie Arbeits- und Sozialverhalten. „Die Diagnose dauert nur einige Minuten. Das lässt sich für Kinder und Lehrer, die zuvor geschult wurden, gut in den Unterrichtsablauf einbauen“, sagt Klee. Auch hätten die Ergebnisse keinen Einfluss auf die Noten.

Stufe 2 greift, wenn Kinder in der Diagnostik oder im Unterrichtsverlauf durch unterdurchschnittliche Leistungen auffallen. Dabei erhalten die Kinder schnelle und intensive Hilfen. Tests in etwa zweiwöchigen Abständen sollen zeigen, ob eine Besserung eingetreten ist. Je nach Ergebnis, kann das Kind aus der Förderung ausscheiden oder weiter machen. Das wäre dann die Stufe 3 mit einer noch intensiveren Förderung auch durch Sonderpädagogen. Während der ganzen Zeit bleiben die Schüler in ihrer Klasse.

„Bis jetzt hat noch kein Kind die Stufe 3 erreicht“, sagt Klee. Zurzeit seien sechs in der Förderung, eines an der Regenbogenschule und fünf am LvD. Die Kinder am Gymnasium bräuchten Unterstützung im emotional-sozialen Bereich und das Grundschulkind habe eine Lernschwäche.

Michael Klee setzt auf das RTI-Modell, das in NRW sonst nur noch an einer Leverkusener Schule läuft: „Es gibt keinen Masterplan für die Inklusion. Deshalb gilt die Prävention. Es darf nicht so lange gewartet werden, bis das Kind in der Schule scheitert. Schule soll doch eigentlich Spaß machen.“

Einen weiteren Vorteil sieht der Dezernent darin, dass im RTI-Modell nicht nur die Schule eingebunden ist. „Auch Eltern, Vereine und das Jugendamt sind mit im Boot. Je enger miteinander gearbeitet wird, umso schneller und zielgerichteter kann geholfen werden.“

Sollte das Modell als Erfolg gewertet werden, könnte es auch an andere Kempener Schulen eingeführt werden, so Klee. Voraussetzung sei dann die entsprechende Ausstattung. Einmal für Lernbögen — zurzeit sind das 10 000 Euro. Insgesamt sind für das Inklusionsmodell im Haushalt 50 000 Euro veranschlagt. Bauliche Veränderungen — gegebenenfalls für körperbehinderte Kinder nötig — sind dabei nicht berücksichtigt.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist aber die Lehreranzahl. Darauf hat die Stadt Kempen jedoch keinen Einfluss, wie Klee gerade erst im Schulausschuss betonte (die WZ berichtete). Dort hatten Eltern von LvD-Kindern unter anderem eine zusätzliche Lehrerstelle für das kommende Jahr gefordert, um der Inklusion und den Schülern gerecht zu werden.